„Soll froh sein, dass er noch pfeifen darf“Gräfe ätzt gegen Schiri beim Topspiel Leverkusen – Bayern

Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe steht im Stadion.

Ein kritischer Geist: Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe am 6. Dezember 2023 in Stuttgart.

Das Bundesliga-Topspiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern steht am Samstagabend an. Die Schiri-Ansetzung ist nicht unumstritten. Ex-Schiri Manuel Gräfe kann die Entscheidung nicht fassen.

von Denis Canalp (can)

Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern München – Erster gegen Zweiter, Meisterfavorit gegen Rekordmeister, Xabi Alonso gegen Thomas Tuchel – die Begegnung am Samstag (10. Februar, 18.30 Uhr/Sky) in der BayArena hat viele reizvolle Duelle.

Und natürlich sind die Blicke in solch einem Spiel der Superlative auch auf den Schiedsrichter gerichtet. Doch die Ansetzung für das Topspiel erfreut nicht alle.

Manuel Gräfe hat oft was zu meckern, wenn es um den DFB geht

Felix Zwayer (42) wird das Spiel zwischen Bayer und Bayern am Samstag leiten. Und wie immer, wenn Zwayer für ein brisantes Spiel angesetzt wird, gibt es Diskussionen. Ganz vorne dabei: DFB-Chefkritiker und Ex-Schiri Manuel Gräfe (50). 

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Gräfe schießt in schöner Regelmäßigkeit gegen den DFB. Seit seinem erzwungenen Karriereende steht der Berliner mit dem Fußball-Bund auf Kriegsfuß, auch seine Ex-Kollegen beurteilt er häufig – und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

Jetzt hat sich Gräfe vor dem Topspiel zwischen Leverkusen und München auf „X“ zu Wort gemeldet. „Zwayer ist der einzige je vom eigenen Verband wegen Beteiligung am Wettskandal Verurteilte, der weiter pfeifen durfte. Soll er froh sein, dass er noch pfeifen darf, aber weder stimmt Leistung noch Vergangenheit, ihn für solche Top-Spiele anzusetzen …“, polterte Gräfe am späten Donnerstagabend (8. Februar) gegen die Ansetzung.

Felix Zwayer und ein Top-Spiel, das die Meisterschaft entscheiden könnte, da war doch was ... – am 4. Dezember 2021 pfiff Zwayer das Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern. Die Bayern gewannen 3:2 und der Siegtreffer fiel nach einem Elfmeter, der die BVB-Gemüter damals sehr erhitzte. 

Haaland und Bellingham schimpften schon öffentlich gegen Zwayer

Der damalige BVB-Superstar Erling Haaland fällte nach Spielschluss ein vernichtendes Urteil über den Unparteiischen: „Die Schiedsrichterleistung war ein Skandal. Er war arrogant, mehr will ich nicht sagen.“

Jude Bellingham, heute bei Real Madrid, ging damals noch einen Schritt weiter: „Für mich ist das kein Strafstoß, Hummels schaut nicht einmal auf den Ball. Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest Du?“ Rumms!

Der Engländer spielte damit auf die Rolle Zwayers im Hoyzer-Skandal im Jahr 2005 an, dessen Linienrichter er lange war. Damals nahm Zwayer Geld von Hoyzer an und meldete Spielmanipulationen von ihm nicht. Er wurde dafür für sechs Monate gesperrt.

Nach der Partie zwischen Dortmund und Bayern belegte der DFB seinen Schiedsrichter mit einer Denkpause, ließ ihn erst Ende Februar 2022 wieder ein Bundesligaspiel leiten. Nun darf Zwayer also wieder das Topspiel pfeifen – und löst schon vor dem Match Diskussionen unter Fußball-Fans aus. 

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Für die Bayern ist Zwayer generell ein gutes Omen. 44 Mal pfiff er Spiele des Rekordmeisters bereits in der Vergangenheit – 35 Bayern-Siegen stehen drei Unentschieden und sechs Niederlagen gegenüber. In der laufenden Saison war er bei zwei Bayern-Spielen im Einsatz, pfiff das 4:0 in Bremen und das 1:5 in Frankfurt. 

31 Mal war er bei Bayer Leverkusen im Einsatz, in dieser Saison pfiff er das 3:0 gegen den 1. FC Köln. Seine Gesamtbilanz bei Bayer-Spielen: 16 Siege, sechs Unentschieden und neun Niederlagen für die Werkself.

Das Bundesliga-Topspiel verdient auch einen Top-Schiri, das ist klar. Glaubt man dem Notenschnitt des Fachmagazins „Kicker“, wäre der beste Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin (45) – mit einem Notenschnitt von 2,23. Doch schon auf Platz zwei folgt Zwayer (2,32) vor Patrick Ittrich (45), der auf eine Durchschnittsnote von 2,5 kommt. Die Redakteure des Fachmagazins sehen Zwayers Leistungen offenbar weniger kritisch als Gräfe. Aytekin und Zwayer sind gemeinsam mit elf Einsätzen in der laufenden Saison auch die Dauerbrenner unter den Schiris.

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Und auch an Aytekin hatte Gräfe in der Vergangenheit durchaus etwas auszusetzen. Am 20. Mai 2023 beim 1:3 der Bayern gegen Leipzig geriet nämlich Aytekin in Gräfes Fadenkreuz. Gräfe bemängelte, dass Aytekin ein Foulspiel an Bayerns Leon Goretzka übersehen habe, das zum zwischenzeitlichen Ausgleich der Leipziger geführt hatte. 

Konfrontiert mit Gräfes Kritik platzte Aytekin damals in den Katakomben der Allianz-Arena der Kragen: „In diesem Stadion spricht kein Mensch vom Schiedsrichter. Kein Mensch! Und der Manuel Gräfe sitzt in Berlin mit seinen 180 Kilo und labert so eine Scheiße“, schrie Aytekin durch den Raum.

„Das geht mir langsam gegen den Strich. Das ist ein Wahnsinn! Und dann soll ich mich hinstellen und wegen eines Zupfers irgendeinen Scheiß erzählen. Das ist ein Wahnsinn, das hat nichts mit Sport zu tun. Das Spiel wurde durch die Spieler entschieden. Ich bin auf 180, sorry“, polterte Aytekin damals weiter.

Bleibt zu hoffen, dass nach dem Spiel am Samstag nicht die Leistung des Schiedsrichters im Mittelpunkt steht, sondern die Leistung der Spieler auf dem Platz.