Fast wie bei Völler vor 23 JahrenBundestrainer-Deal mit Nagelsmann wurde in Köln festgezurrt

Bernd Neuendorf, Julian Nagelsmann und Rudi Völler bei der DFB-PK.

Hand drauf: Der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann klatscht sich mit Sportdirektor Rudi Völler nach der Pressekonferenz am Freitag (22. September 2023) in Frankfurt ab. Links Präsident Bernd Neuendorf.

Julian Nagelsmann führt die Nationalmannschaft zur Heim-EM. Der neue Bundestrainer will die Fans im Völler-Stil begeistern. Die Weichen zum Job wurden bei einem Treffen in Köln gestellt.

von Marcel Schwamborn (msw)

In der Villa des Versicherungsagenten Erwin Himmelseher (†93) in Frechen-Königsdorf wurde Rudi Völler (63) im Juli 2000 von einer Elefantenrunde des deutschen Fußballs aus der Not zum Teamchef ernannt, weil Wunsch-Bundestrainer Christoph Daum (69) keine Freigabe von Bayer Leverkusen erhielt.

Aus dem geplanten Jahr als Platzhalter für Daum wurden – aufgrund der Kokain-Affäre – vier Jahre „Bundes-Rudi“ samt Vize-Weltmeistertitel. 23 Jahre später wurden erneut im Rheinland entscheidende Weichen gestellt. Am Dienstag (19. September 2023) fuhren DFB-Präsident Bernd Neuendorf (62) und Sportdirektor Völler in Köln-Lindenthal vor.

Rudi Völler über Julian Nagelsmann: „Sein Feuer ist ansteckend“

Im Haus von Spielerberater Volker Struth (57) wartete bereits Julian Nagelsmann (36). Der wird von der Kölner Agentur Sports 360 betreut, deshalb fand die entscheidende Sitzung auch nicht in Frankfurt oder München statt. „Dabei hatten wir das Gefühl: Das geht auf, das ist eine wunderbare Kombination“, sagte Neuendorf selig. „Sein Feuer für den Fußball ist spürbar und ansteckend“, fand Völler.

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„Julian selbst und sein Management sind uns unglaublich entgegengekommen, das war so in der Form nicht zu erwarten“, sagte Völler am Freitag (22. September 2023) bei der Vorstellung des zwölften Bundestrainers. „Auch ein Lob für Bayern München, die haben wunderbar mitgespielt und sind uns und Julian entgegengekommen“.

Fürs Nichtstun hätte der Coach bis 2026 rund 20 Millionen Euro verdienen können. Jetzt gibt es für ihn knapp vier Millionen bis zur EM. Zudem packten die Münchner noch eine kleine Einmalzahlung von 1,5 Millionen dazu, um gleichzeitig aus allen Vertragsverpflichtungen befreit zu sein.

Doch um Finanzfragen wurden beim Treffen in Köln nur am Rande besprochen. „Es geht nicht um irgendwelche Geldthemen, sondern um die Sache, das Turnier und den Weg dahin. Darauf freue ich mich. Ich habe große Lust“, sagte Nagelsmann, „es ist für mich ein großes Privileg, ein extremer Anreiz und eine große Herausforderung.“ Er versprach: „Wir gehen es an, mit viel Enthusiasmus, großer Vorfreude und dem nötigen Verantwortungsgefühl.“

Interims-Co-Trainer Sandro Wagner bereitet das Training vor.

Sandro Wagner bleibt auch unter Julian Nagelsmann wie beim Länderspiel gegen Frankreich Co-Trainer.

Seit seinem Rauswurf habe er „ein paar Urlaube“ und viel Zeit mit der Familie hinter sich gebracht. „Ich bin froh“, sagte er demütig, „dass ich die Chance habe, mich verbessert zu zeigen. Bammel habe ich nicht“. Unterstützung erhält er beim Job von den Assistenten Sandro Wagner (35) und Benjamin Glück (37). Völler werde wieder auf der Tribüne sitzen, kündigte er an.

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Dass der neue Bundestrainer-Vertrag nur bis zum EM-Ende gültig ist, stört den Coach nicht. „Wenn wir im Sommer dasitzen und sagen: Es war sehr erfolgreich, es hat diese Punkte erfüllt: Erfolg, gewisse Freude, befruchtend für beide Seiten – dann ist von meiner Seite da auch nichts ausgeschlossen“, sagte Nagelsmann. „Mein Ziel ist es, das Vertrauen durch eine gute Arbeit mit dem Trainerteam zurückzuzahlen und nicht das Vertrauen zu spüren, weil ich einen Fünfjahresvertrag habe.“

Ilkay Gündogan bleibt Kapitän, Manuel Neuer muss vorerst abwarten

Noch bevor er am Freitag seinen Vertrag unterschrieben hatte, rief der Flick-Nachfolger bereits bei Ilkay Gündogan (32) an, um ihn im Amt des DFB-Kapitäns zu bestärken. „Ich belasse es dabei. Ich bin von Ilkay als Mensch und Spieler extrem überzeugt“.

Weniger euphorisch äußerte er sich auf die Frage, ob ein gesunder Manuel Neuer (37) wieder die Nummer eins bei der EM werde. „Das Allerwichtigste ist – und das habe ich auch als Bayern-Trainer gesagt –, dass wir Manu die nötige Zeit geben, gesund zu werden und wieder hundert Prozent Leistungsfähigkeit zu kriegen. Wenn die Situation eintrifft, werden wir das bewerten.“