Verschwindet der Slogan?DFB-Boss will „Die Mannschaft“ einmotten

Ein DFB-Fahrzeug steht auf dem EM-Gelände in Herzogenaurach.

Ein Auto mit dem Slogan „Die Mannschaft“ steht auf dem Gelände des EM-Camps in Herzogenaurach.

Die Fußball-Nationalmannschaft sollte unter dem Begriff „Die Mannschaft“ etabliert werden. Der Versuch ging schief. Nun wird über eine Abschaffung des Slogans diskutiert.

von Marcel Schwamborn (msw)

Frankfurt. Oliver Bierhoff (53) hatte im Juni 2015 die Idee, der Fußball-Nationalmannschaft mit dem Slogan „Die Mannschaft“ ein international bekanntes Gesicht zu geben. Das Vorhaben scheiterte ebenso wie zahlreiche Marketing-Kampagnen mit schlimmen Hashtags wie „Zsmmn“. Nun könnte sich auch an dieser verzweifelten Maßnahme etwas ändern.

„Ich bin der Meinung, dass wir in diesem Zusammenhang auch über einen Kurswechsel nachdenken müssen“, sagte Peter Peters (59), der Co-Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der FAZ. Peters sieht nach dem enttäuschenden EM-Aus im Achtelfinale und dem Dienstantritt des neuen Bundestrainers Hansi Flick (56) die Zeit für ein Umdenken gekommen.

Peter Peters: „Wir müssen über einen Kurswechsel nachdenken“

Die Nationalmannschaft hat sich in den vergangenen Jahren mit schlechten Leistungen, fragwürdigen Marketing-Aktionen und zahlreichen Streits in der Verbandsspitze immer mehr von seinen Anhängern entfremdet. Während das Land nach dem WM-Titel 2014 der DFB-Elf fast zu Füßen lag und kollektiv mitfieberte, ist die Distanz zwischen eingefleischten Fußball-Fans und der deutschen Auswahl inzwischen gigantisch.

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Lothar Matthäus (60) hatte nach dem EM-Aus auch schon harte Kritik an der Arbeit von DFB-Direktor Bierhoff geübt. „Oliver ist sehr clever. Er verkauft sich gut. Aber auch Bierhoff hätte hinterfragt werden müssen. Er ist dafür verantwortlich, dass Jogi Löw das Turnier bekommen hat, obwohl er die WM 2018 vergeigt hatte“, sagte der Rekordnationalspieler.

Oliver Bierhoff schreibt Autogramme im DFB-EM-Camp.

Oliver Bierhoff am 26. Juni bei einer Autogrammstunde im DFB-Quartier in Herzogenaurach. Der DFB-Direktor ist der Urheber des Slogans „Die Mannschaft“

Auch die laufenden Gespräche mit Qatar Airways als neuer DFB-Sponsor könnten noch einmal überdacht werden. „Ungeachtet aktueller Diskussionen um mögliche Sponsoringverträge und Auftritte der Nationalmannschaft ist es sicher nicht falsch, wenn man den Neustart mit neuem Bundestrainer zum Anlass nimmt, sich auch über die öffentliche Positionierung grundsätzlich Gedanken zu machen“, sagte Peters.

DFB: Auch Verhandlungen mit Qatar Airways sorgen für Ärger

Dass der DFB mit einem der wichtigsten Staatskonzerne des nächsten WM-Gastgebers verhandelt, hat schon für großen Gegenwind gesorgt. „Die EM hat gezeigt, wie weit sich der Fußball von der europäischen Wirtschaft entfernt hat – fast alle EM-Sponsoren stammen aus Asien oder den USA oder eben Katar“, sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir (55): „Wenn der DFB einen nachhaltigen Weg im Verbund mit ihm nahestehenden Stakeholdern gehen will, sollten diese Gespräche nicht geführt werden.“

Nun bleibt abzuwarten, wie ernst es Peters mit seinen Beteuerungen meint, einen echten Kurswechsel beim Verband anzustreben. Oder sind auch diese Äußerungen am Ende nur dazu da, das eigene Image aufzupolieren?