DFB-Bosse mit Rücken zur WandRudi-Rausch wird zum Problem – Trainersuche irritiert

DFB-Präsident Bernd Neuendorf (r) und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke auf der Tribüne.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf (r.) und Vizepräsident Hans-Joachim Watzke beim Länderspiel am Dienstag (12. September 2023) in Dortmund auf der Tribüne.

Der DFB beginnt die Suche nach einem neuen Bundestrainer. Dabei war Jürgen Klopp eigentlich Top-Kandidat. Das Volk bejubelt Rudi Völler. Ein Kommentar zur komplizierten Lage.

von Marcel Schwamborn (msw)

„Es gibt nur ein Rudi Völler!“ So ausgelassen und fröhlich die Fan-Gesänge am Dienstagabend (12. September 2023) in Dortmund auch waren, so problematisch sind sie für den Deutschen Fußball-Bund. Denn es gibt in der Tat nur einen Rudi Völler.

Und der will nach seinem Aushilfs-Comeback auf der Trainerbank zurück in die Sportdirektoren-Rolle, in die er Anfang des Jahres auch eher gedrängt werden musste. Der deutsche Fußball hat inzwischen nur noch wenige Sympathieträger, der 63-Jährige gehört zweifelsfrei dazu. Doch eigentlich will der gar nicht mehr an vorderster Front agieren.

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Nun stehen die DFB-Bosse vor einem Dilemma. Der 2:1-Sieg gegen Frankreich hat zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit so etwas wie EM-Euphorie ausgelöst. 10,3 Millionen Menschen sorgten im Ersten seit längerer Zeit mal wieder für eine Top-Einschaltquote bei einem Länderspiel. Das Rudi-Comeback zündete das Publikum an.

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Die diszipliniert kämpfende Mannschaft setzte viel von dem um, was nach dem Rauswurf von Hansi Flick gefordert wurde. Dass viele angesichts dieses Lebenszeichens ein Festhalten an Völler fordern, ist verständlich. „Alle werden nun sagen: ‚Ach Rudi, mach‘ doch weiter!' Das hat er sich jetzt selbst zuzuschreiben“, sagte sein Weltmeister-Kumpel Pierre Littbarski.

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Bei der Bundestrainer-Suche stehen Präsident Bernd Neuendorf und sein Einflüsterer Hans-Joachim Watzke nun mit dem Rücken zur Wand. Alle wissen, dass BVB-Boss Watzke am liebsten seinen Kumpel und früheren Coach Jürgen Klopp verpflichtet hätte und diesen deshalb kontaktiert hat. Doch „Kloppo“ will seinen Vertrag in Liverpool erfüllen.

Da Völler auch nicht will, ist der Kandidat, auf den es hinauslaufen wird, mindestens dritte Wahl. Zudem wird er bei den anstehenden Länderspielen im Oktober mit der Hypothek des Frankreich-Triumphs leben müssen. Sollte es gegen die USA und Mexiko nicht laufen, werden schnell wieder die Rufe nach „Tante Käthe“ laut. Als „Tribünenadler“ wird er ab jetzt ein Schattentrainer bleiben.

Wie die DFB-Entscheider bei der Trainersuche vorgehen, irritiert ebenfalls. Seit dem Flick-Aus wird immer wieder Julian Nagelsmann gehandelt. Doch mit dem früheren Münchner Trainer hat es erst am Mittwoch eine erste leichte Kontaktaufnahme gegeben. Ob der überhaupt die Aufgabe Heim-EM annehmen will und ob man die finanziellen Modalitäten stemmen kann, ist noch völlig unklar.

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Da dürften auch bei Nagelsmann schnell die Zweifel wachsen, zumal die Stimme aus dem Präsidium, die ihn kritisch sehen, auch deutlich zu hören sind. Dass nun wild Namen – von Louis van Gaal über Matthias Sammer bis hin zu Felix Magath – durch die Gegend schießen, liegt auch am unkoordinierten Prozess der DFB-Bosse.

Egal, wie sie sich am Ende entscheiden werden. Der neue Bundestrainer weiß, dass er nicht die erste Wahl ist. Und er weiß, dass das Volk nach dem Rudi-Rausch seinen Liebling schon gefunden hat.