Vor den Wahlen des neuen Vorstands beim 1. FC Köln unterscheiden sich die drei antretenden Teams nicht in vielen Punkten. Einer ist aber elementar: Kehrt die Profiabteilung komplett zurück in den e.V.?
Wichtigste Frage vor FC-WahlExperte erklärt Auswirkungen
02.09.2025, 12:08
Im Wahlkampf beim 1. FC Köln gibt es ein entscheidendes Thema: Welche Rechtsform gilt künftig für den 1. FC Köln? Genau diese Frage ist wahrscheinlich eine der wichtigsten vor der Mitgliederversammlung am 27. September 2025 im Rhein-Energie-Stadion, denn sie dürfte die Zukunft maßgeblich beeinflussen.
Bei den drei kandidierenden Teams gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Während das Trio um Sven Adenauer noch keine konkreten Pläne benennt, lediglich von einer Verschlankung der Strukturen spricht, will das Team von Wilke Stroman die KGaA abschaffen und die Profiabteilung künftig in eine GmbH umwandeln.
Team Stobbe will mit dem 1. FC Köln komplett zurück in den e.V.
Das Team um Jörn Stobbe, welches vom Mitgliederrat vorgeschlagen wurde, will den 1. FC Köln derweil komplett in den e.V. (eingetragener Verein) zurückführen. Stobbe sagte bei der Wahlarena von Fans1991: „Wir glauben, dass das den FC schützt. Wir wollen nicht prüfen, ob wir in den Verein gehen, sondern wie wir in den Verein gehen. Und das wird klappen.“
Doch was bedeuten beide Optionen konkret für den 1. FC Köln, wo liegen Risiken und Chancen – und was wäre denn für den FC am besten?EXPRESS.de fragte nach bei einem unabhängigen Experten: Professor Dr. Alexander Scheuch hat einen Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels-, Gesellschafts- und Zivilprozessrecht an der Jura-Universität Bonn. Scheuch ist auch Mitglied des 1. FC Köln.
Das Team Stobbe verfolgt den Plan, die KGaA abzuschaffen und den FC wieder komplett in den e.V. zu führen. Was bedeutet das konkret?
Alexander Scheuch: Diesen Prozess gab es bislang noch nicht. Die meisten Vereine gehen eher den anderen Schritt und gliedern die Profi-Abteilung aus. Die Frage ist: Ist der e.V. als Träger für einen Lizenzbereich überhaupt zulässig?
Welche Szenarien sind denn denkbar, wenn es trotzdem umgesetzt wird?
Scheuch: Rechtlich wäre das heikel. Die Profi-Abteilung des FC ist mit der Teilnahme an der Bundesliga ein Wirtschaftsunternehmen. Und für solche Unternehmen sind andere Rechtsformen vorgesehen. Dafür gibt es zum Beispiel die GmbH oder KGaA. Wer seine Lizenzabteilung als e.V. betreibt, geht Risiken ein. Gerichte könnten das für unzulässig halten.
Was würde die Rückkehr in den e.V. für Geschäftsführer oder Sportdirektor Thomas Kessler bedeuten?
Scheuch: Der e.V. hätte weiterhin seinen Vorstand. Die aktuellen Geschäftsführer wie Philipp Türoff müssten dann eine neue Rolle bekommen. Im e.V. bietet sich dafür der Posten eines „besonderen Vertreters“ an. Damit würden den bisherigen Führungspersonen gewisse Kompetenzen zugestanden.

Copyright: Rechts- u. Staatswiss. Fakultät, Uni Bonn
Prof. Dr. Alexander Scheuch von der Rechts- u. Staatswiss. Fakultät, Uni Bonn.
Könnten im Verein dann weitere Gremien abgeschafft werden, sodass nur noch der Mitgliederrat das Sagen hat?
Scheuch: Dass Gremien wegfielen, liegt nahe. In einem e.V. ist ein Aufsichtsrat sogar gar nicht vorgeschrieben. Der Mitgliederrat dürfte aber bestehen bleiben. Insgesamt wäre der Zugriff und der Einfluss der Mitglieder auf die Lizenzabteilung direkter, als es in einer ausgelagerten GmbH der Fall wäre.
Es gibt die These, dass die Ultras so den Verein übernehmen wollen – was sagen sie dazu?
Scheuch: Ich sehe schon Vorteile darin, dass bei Bundesliga-Klubs die Vereinsmitglieder nicht unmittelbar in den Profibereich reinreden können. Wenn man das aber wollte, wäre das auch jetzt schon denkbar. Dazu müsste man den Mitgliedern das Recht einräumen, dem Vorstand Weisungen zu erteilen, die dieser dann an die Profi-Geschäftsführer weitergeben müsste. Aber dafür bräuchte es eine Satzungsänderung. Das wäre aber im Vergleich zu anderen Bundesliga-Klubs sehr unüblich.
Das Team Stroman will die KGaA in eine GmbH umwandeln, wo genau läge der Unterschied?
Scheuch: Das leuchtet mir ein und scheint mir vernünftig. Eine KGaA ist vor allem gut für den Einstieg von Investoren. Die will man aber beim FC ja nicht. Also ist die GmbH die logische Rechtsform. So hat man nur eine Gesellschaft statt – bei der GmbH & Co. KGaA – zwei. Damit vermeidet man doppelten Aufwand.
Das Bundeskartellamt hat vor einigen Monaten eine striktere Anwendung der 50+1-Regel und ausreichende Mitwirkungsmöglichkeiten für die Vereinsmitglieder der Bundesligisten angemahnt. Wäre dann der e.V. nicht doch die passendere Rechtsform?
Scheuch: Das Kartellamt stört nicht, dass die Lizenzabteilungen ausgegliedert sind, solange die Muttervereine eine Stimmenmehrheit behalten. Kritisch sind die Ausnahmen für Leverkusen und Wolfsburg und Konstrukte wie RB Leipzig, bei denen man an eine echte Vereinsmitgliedschaft praktisch nicht herankommt.
Was wäre aus ihrer Sicht die beste Lösung für den 1. FC Köln?
Scheuch: Ich persönlich wäre für die GmbH. Bei der kompletten Rückführung in den e.V. erschließt sich mir der Mehrwert nicht. Auch bei einer GmbH lässt sich ein demokratischer Einfluss der Mitglieder gewährleisten. Eine GmbH kann außerdem für Finanzierungszwecke besser sein. Und im Insolvenzfall wäre erst einmal nur die GmbH und nicht automatisch der Gesamtverein betroffen.