Luca brenntWird Waldschmidt zum Kölner Rettungs-Engel? So denkt er über den FC und seine Zukunft

Luca Waldschmidt wechselt nach der Einheit die Schuhe.

Luca Waldschmidt nach der Einheit am 19. März 2024 in Algorfa. Der 1. FC Köln bereitet sich in Spanien auf den Endspurt in der Bundesliga vor.

Kann er im Saisonendspurt dem 1. FC Köln zur Rettung verhelfen? Luca Waldschmidt ist heiß auf sein Comeback und weiß, wie er der Offensive helfen will.

von Uwe Bödeker (ubo)

Sein Look passt perfekt zu den sommerlichen Temperaturen im spanischen Algorfa: Luca Waldschmidt (27) fällt mit seinen platinblonden Locken auf. Ende der 90er-Jahre wurde Schauspielerin Franka Potente weltbekannt mit ihren roten Haaren im Kinostreifen „Lola rennt“. Beim FC heißt es jetzt „Luca brennt“ – wird Waldschmidt zum blonden Rettungsengel der Kölner?

Noch trainiert er abseits der Mannschaft, aber das Comeback naht nach seinem ausgeheilten Wadenbeinanbruch. Im Saisonfinale will er dem 1. FC Köln unbedingt helfen.

Luca Waldschmidt: „Fällt schwer, Geduld zu haben“

Waldschmidt sagte nach der knackigen 90-Minuten-Einheit am Dienstag (19. März 2024): „Ich bin froh, wieder den Ball am Fuß zu haben. Wir kommen Tag für Tag voran.“ Die letzten Wochen waren für den Offensivspieler, der vom VfL Wolfsburg ausgeliehen ist, nicht einfach: „Viel konnte ich nicht machen, der Knochen musste halt wieder zusammenwachsen. Dann mussten wir das Pensum langsam steigern und dabei sensibel sein, damit nicht zu viel Belastung drauf kommt und alles perfekt verheilt. Aber die schlimmste Zeit ist jetzt vorbei.“

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Knapp sieben Wochen war er nicht auf dem Platz, jetzt ackert er fürs Comeback, macht Extra-Läufe, um fit zu werden und wagt schon wieder erste Torabschlüsse. „Ich werde noch ein Ticken schneller müde, als wenn ich durchtrainiert hätte, aber das kommt schnell zurück“, gibt sich Waldschmidt zufrieden. Der nächste Schritt: Zweikämpfe führen. „Und dann hole ich mir den letzten Tick sowieso im Spiel, da kann man soviel trainieren, wie man will.“

Waldschmidt verrät: „Mir fällt es schwer, Geduld zu haben. Aber ich weiß auch, dass es das wichtigste ist, dass alles vernünftig verheilt. Wir wollen alle, dass ich so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehe.“ Ein genaues Ziel hat er sich für seine Rückkehr nicht gesteckt: „Wenn ich mir jetzt ein Ziel setze und es funktioniert nicht, dann kommt nachher wieder eine Enttäuschung. Ich mache mir also jetzt nicht unnötig Druck. Wir gucken von Tag zu Tag.“ 

Für die Duelle in Augsburg (31. März) oder gegen Bochum (6. April) wird es wohl noch nicht reichen. Trainer Timo Schultz (46) verwies schon auf den Fall Davie Selke (29), der auch erst einige intensive Einheiten mit dem Team absolvieren musste, um bereit für den Ligabetrieb zu sein.

Doch Waldschmidt brennt, denn der Blick von außen hat genervt: „Uns fehlte in vielen Situationen die letzte Konzentration. Wir hatten oft gute Möglichkeiten, spielten sie aber nicht so gut aus.“ In Videos wurde das Thema im Trainingslager auch nochmal deutlich angesprochen: „Wir müssen noch präziser sein und die Ernsthaftigkeit in den Situationen haben: Uns muss bewusst sein, dass wir aus der Situation wirklich ein Tor schießen können. Und nicht: mal schauen, was wir draus machen. Wenn wir gehen, dann richtig, mit letzter Konsequenz. Das fehlt uns ein bisschen.“

Gerade mit Blick auf die Kölner Offensiv-Schwäche war die Tribünenzeit für Waldschmidt schon eine emotionale Herausforderung: „Zugucken tut schon weh, gerade bei den Heimspielen. Da will man auf dem Platz stehen – vor allem, wenn ich dann das Gefühl habe, ich könnte da jetzt auch helfen. Aber das kann man sich leider nicht aussuchen. Ich habe versucht, das anzunehmen und will jetzt so fit wie möglich wieder zurückkommen.“ Was er dann besser machen will, als in der Hinrunde: „Ich hatte ein paar Abschlüsse, wo ich definitiv mehr Tore machen muss, normalerweise auch eigentlich mache, um ehrlich zu sein.“

Fakt ist aber auch: Die Zeit rennt. Vielleicht bleiben Waldschmidt nur sechs Spiele, bei denen er dem FC helfen kann. Das Thema Abstiegskampf geht er dennoch optimistisch an: „Unsere Situation hat sich nicht groß verändert. Wir wissen, dass wir Punkte holen müssen. Wir müssen unsere Aufgaben erledigen, damit sollten wir anfangen. Nicht nach Links und rechts gucken.“

Waldschmidt: Zukunft wird erst später ein Thema

Mit seiner Karriere zählt er zu den erfahrenen Spielern im Kölner Kader. Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, SC Freiburg, Benfica Lissabon und VfL Wolfsburg – Waldschmidt hat schon einiges erlebt: „Ich habe in meiner Karriere schon oben mitgespielt, aber auch unten. Das ist keine neue Situation für mich. Ich weiß, damit umzugehen.“

Wie behält man jetzt die Leichtigkeit? „Schwer zu sagen, da ist jeder individuell – jeder Spieler holt sich seine Leichtigkeit anders. Mich hat es zum Beispiel, wenn ich auf den Platz gegangen bin, relativ wenig beeinflusst, dass wir in der Hinrunde nicht viele Spiele gewonnen haben. Jeder muss für sich selber beantworten: Was kann ich der Mannschaft geben, was verlangt der Trainer von mir, was verlangt das Team? Darauf muss man sich konzentrieren. Wenn man weiß, was man zu tun hat, kann man die beste Leistung bringen. Das ist überall so.“

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Doch was passiert im schlimmsten Fall, was passiert beim Abstieg? Bleibt er in Köln (der FC hat eine Kaufoption, die er trotz Transfersperre ziehen darf) oder geht es zurück zum VfL Wolfsburg? „Das ist ein Thema, mit dem ich mich gerade nicht beschäftige. Ich will wieder fit werden. Ich will helfen und alles dafür tun, dass wir in der Liga bleiben. Dann können wir uns später über den Rest unterhalten. Jetzt wäre nicht der richtige Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen“, versichert Waldschmidt.

Doch er macht auch klar, dass viele Dinge für den FC sprechen: Der Klub und das Umfeld haben es ihm angetan. „Ja, tatsächlich! Das ist schon etwas Besonderes, gerade, wenn man nochmal von außen die Spiele betrachtet und im Stadion ist. Die Leute in der Stadt – da herrscht schon sehr viel Verbundenheit zum FC. Die Fans im Stadion sind auch nicht selbstverständlich, die schon die ganze Saison hinter uns stehen. Wir geben nicht immer so viel zurück, probieren wir zwar immer, aber es funktioniert nicht. Ich glaube, das wird honoriert, aber das ist nicht selbstverständlich. Der FC ist definitiv ein besonderer Klub.“

Ist das etwas, was ihn wirklich packt? „Definitiv!“ Der FC ist Leidenschaft pur – im Wort Leidenschaft stecke ja auch Leiden. Waldschmidt sagt: „Das gehört auch zu unserem Job dazu. Ein bisschen Leiden und über den Punkt drüber zugehen, um am Ende erfolgreich zu sein.“