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Interview

„Nach 24 Sekunden abgehakt“Ruthenbeck über Kwasniok-Gespräch

Stefan Ruthenbeck beim Spiel gegen Heidenheim.

Stefan Ruthenbeck hat sich mit seiner Arbeit in der Jugend des 1. FC Köln einen Namen gemacht.

Er ist „Mister Jugend“ beim 1. FC Köln: Bei Stefan Ruthenbeck sind die Talente des Vereins in besten Händen. Mit EXPRESS.de spricht er über seine neue Doppel-Rolle und den Austausch mit Lukas Kwasniok. 

Stefan Ruthenbeck ist der Talente-Macher beim 1. FC Köln. Sein Name ist wie kein anderer mit der Ausbildung der künftigen Kicker-Generation am Geißbockheim verbunden. Er wurde mit der U19 bereits A-Jugend-Pokalsieger und holte im Mai die lang ersehnte Deutsche Meisterschaft.

Mit dem prestigeträchtigen Titel hat sich die U19 für die Uefa Youth League, die Champions League der Junioren, qualifiziert. Am 22. Oktober geht es zum RFC Union Luxemburg, am 5. November kommen die Luxemburger nach Köln ins Franz-Kremer-Stadion.

Ruthenbeck lobt Austausch mit Kwasniok

Im zweiten Teil des großen EXPRESS.de-Interviews (Lest hier Teil 1) spricht der „Mister Jugend“ über seine neue Doppelrolle, den Austausch mit Lukas Kwasniok und die Durchlässigkeit zu den Profis.

Stefan Ruthenbeck, Sie wurden zuletzt befördert, sind jetzt U19-Trainer und Leiter im Leistungsbereich – was heißt das genau?

Stefan Ruthenbeck: Ich bin weiterhin Trainer der U19 – und für die Leitung der Mannschaft sowie der U17 und U16 zuständig. Da geht es um die Entwicklung der Trainerteams der einzelnen Mannschaften, um die Zusammensetzung des Staffs und um die Kaderzusammenstellung. Wir haben vor Jahren eine Spielidee entwickelt, die gilt es immer wieder zu optimieren und zu entscheiden, in welche Richtung die Dinge dann auch vorangetrieben werden. Unsere U21 ist derweil näher am Profibereich – aber auch da bin ich im engen Austausch mit Lukas Berg, unserem neuen Technischen Direktor.

Markus Halfmann ist neuer Leiter der FC-Akademie. Wie gut läuft die Zusammenarbeit?

Ruthenbeck: Ich habe mich unheimlich gefreut, dass jemand aus unserem inneren Zirkel den Posten bekommen hat. Das zeigt auch nochmal das Vertrauen des Vereins in die Mitarbeiter der Akademie. Markus hat 2017 fast zeitgleich mit mir in Köln begonnen. Er kennt den Laden in- und auswendig. Insofern passt das perfekt.

Wäre der Posten auch etwas für Sie gewesen?

Ruthenbeck (lacht): Nein, um Gottes Willen! Da sind ja auch viele administrative Aufgaben bei, es geht um Vertragswerke und solche Sachen, das ist nicht mein Ding. Ich möchte lieber inhaltlich am Fußball arbeiten und auf dem Platz stehen.

Inhaltlich diskutieren Sie sicher auch mit Lukas Kwasniok. Wie läuft der Austausch mit ihm?

Ruthenbeck: Sehr gut und sehr unkompliziert. Wenn die Möglichkeit besteht, dann gehe ich mit einem Kaffee zu ihm hoch ins Büro und wir quatschen. Wir verstehen uns gut und es macht Spaß, mit ihm an der Tafel über Taktik zu diskutieren. Wenn wir die Zeit haben, dann vergeuden wir die nicht mit irgendeinem Krimskrams, sondern wir reden über Fußball. Und das macht riesigen Spaß. Wir beide sind da einfach gestrickt (lacht). Letztens mussten wir ein anderes Thema besprechen, das haben wir nach 24 Sekunden abgehakt – dann haben wir nur noch über Fußball gesprochen.

Von der A-Jugend-Meistermannschaft ist bis jetzt aber noch keiner richtig oben bei den Profis angekommen. Woran liegt das?

Ruthenbeck: Wir haben immer betont, dass diese Mannschaft über den Teamgeist gekommen ist, mit Mentalität, nicht unbedingt über die individuelle Qualität. Es sind trotzdem ein paar spannende Jungs dabei, die aber einfach ein bisschen Zeit brauchen. Youssoupha Niang hat sich jetzt leider wieder verletzt, ihm hätte ich es auch zugetraut, schnell Fuß zu fassen. Jetzt müssen wir erstmal daran arbeiten, dass er stabil gesund bleibt. Aber auch wenn bisher keiner bei den Profis dabei ist, haben sich viele Dinge entwickelt. Assad Kotya-Fofana wurde zum DFB-Lehrgang der U18 eingeladen, Luis Stapelmann nimmt gerade eine richtig gute Entwicklung in der U19, Torwart Mikolaj Marutzki und Maik Akumu durften zuletzt bei den Profis mittrainieren.

Haben die Spieler Verständnis und dafür und die nötige Geduld? Oder wollen sie nach der A-Jugendmeisterschaft nicht sofort durchstarten?

Ruthenbeck: Ob sie Verständnis dafür haben, werden sie uns nicht sagen, aber sie sind alle geerdet. Die wissen schon, dass ein Jugend-Titel nicht dafür reicht, um in der 1. Liga zu spielen. Dafür musst du einen Weg gehen und konstant abliefern. Ich habe in einer Ansprache gesagt, dass das jetzt eine Plattform ist, es kann der Beginn einer Karriere sein, aber auch nicht mehr. So eine Meisterschaft ist erstmal super und wir sind alle dankbar. Trotzdem geht es für uns primär immer darum, die Jungs zu Profis zu machen. Und das ist ein harter Weg. Bei mir wissen die Jungs, dass sie abliefern müssen auf einem hohen Niveau, bevor sie irgendwelche Ansprüche stellen können.

Wäre es für den FC hilfreich bei der Ausbildung von jungen Spielern, wenn die zweite Mannschaft in der 3. Liga spielen würde und nicht in der Regionalliga?

Ruthenbeck: Wir spielen immer für den sportlichen Erfolg. Aber ob es besser für den FC wäre, kann ich nicht beurteilen. Im Sommer gab es auch in der U21 einen großen Umbruch, wir haben eine sehr junge zweite Mannschaft. Aus meiner Sicht passt es gut, dass sie gerade Regionalliga spielen.

Ist denn der FC für Sie ein Ausbildungsverein? Letztes Jahr war der FC noch der Klub mit den meisten Einsatzzeiten für Spieler unter 23 Jahren, jetzt ist man am Ende der Tabelle ...

Ruthenbeck: Das ist doch eine super Aufgabe für unsere Akademie. Wir arbeiten genau für diese Statistik. Trotzdem hat es erstmal Priorität, dass wir in der ersten Liga bleiben. Und der Sprung in die erste Liga ist einfach schwieriger. Aber wenn Lukas Kwasniok ein Top-Talent von uns bekommen würde, wird er ihm sicher die Chance geben, sich zu zeigen.

Kritiker sagen, dass die Durchlässigkeit nach oben zuletzt unter einigen Profi-Trainern beim FC nicht optimal war ...

Ruthenbeck: Die Cheftrainer machen sich am meisten Gedanken darüber, wie ein Spiel gewonnen werden kann. Es ist es immer einfach zu sagen, dass sie Mut haben und einfach mal ein Talent reinschmeißen sollen. Aber das bedeutet dann auch, dass andere Spieler nicht berücksichtigt werden können. Und wenn es dann darum geht, die Liga zu halten oder aufzusteigen, dann fehlen bei den Talenten manchmal vielleicht die entscheidenden paar Prozent. Ich finde, das hat auch mit Respekt den Trainern gegenüber zu tun. Die müssen immer genau abwägen, was am besten für die Mannschaft ist.

Mit Said El Mala sorgt ein Youngster für Furore – wann haben Sie ihn das erste Mal gesehen. Und dachten Sie gleich, das wird einer?

Ruthenbeck: Ich habe ihn in der U19 im jüngeren Jahrgang bei einem Heimspiel im Franz-Kremer-Stadion erstmals gesehen. Er war auch da schon ein außergewöhnlicher Spieler. Gegen ihn zu spielen, hat alles nochmal viel, viel schwieriger gemacht, weil er einfach super besonders war. Aber ich muss sagen, ich fand seinen Bruder Malek ähnlich stark. Auch da muss ich sagen, er ist ein ganz besonderer Spieler.

Wie kann es sein, dass Saids Talent nicht alle gesehen haben? Er war in Mönchengladbach aussortiert worden und spielte dann in Meerbusch ...

Ruthenbeck: Es gibt immer verschiedene Gründe und Sichtweisen. Vielleicht braucht der ein oder andere Junge genau solche Rückschläge oder salopp gesagt etwas verbal in die Fresse, um zu sagen: Jetzt erst recht, jetzt zeige ich es allen.

Glauben Sie an eine große Karriere von Said?

Ruthenbeck: Was man auf dem Platz sieht, ist natürlich außergewöhnlich. Es macht auch Spaß, ihm zuzuschauen. Er spielt einfach anders als bis zuletzt in Deutschland ausgebildet wurde. Er entscheidet vieles intuitiv. Er ist bei Lukas Kwasniok genau richtig aufgehoben. Aber wir dürfen alle nicht vergessen, er ist noch sehr jung und wird seine Zeit brauchen.

Ist Ihr Rat bei El Mala gefragt, oder liegt alles komplett in der Profi-Abteilung?

Ruthenbeck: Nein, das liegt im Profibereich.

Wie oft passiert ihnen das, dass Sie Talente sehen und gleich staunen?

Ruthenbeck: Immer wieder. Wir haben beim FC viele Spieler ausgebildet, die schon in der Jugend außergewöhnlich waren: Jan Thielmann, Justin Diehl, Tim Lemperle, Justin von der Hitz ...

Der FC hat einen neuen Vorstand. Mit Ulf Sobek zieht auch mehr Sportkompetenz ein – gab es schon einen Austausch?

Ruthenbeck: Er war hier und hat sich ein Training angeschaut, aber einen intensiveren Austausch hat es noch nicht gegeben. Der Vorstand ist dabei, sich einzuarbeiten. Und dann freue ich mich auf den Austausch.

Was bedeutete es für den FC, dass nun jemand mit Sportkompetenz direkt im Vorstand sitzt?

Ruthenbeck: Mit Frank Schäfer oder auch Jörg Jakobs hatten wir zuletzt immer Berater des Vorstands mit viel Kompetenz dabei. Jetzt ist mit Ulf Sobek jemand direkt im Vorstand – dementsprechend wird es auch direkten Austausch geben.

Haben Sie eigentlich nochmal Ambitionen, im Profifußball einzusteigen. Oder haben sie sich dem Nachwuchs beim FC verschrieben?

Ruthenbeck: Ich kann ja nicht sagen, dass ich beim FC in Rente gehe (lacht) – vielleicht will man mich ja irgendwann nicht mehr. Das kann auch passieren, so ist das Geschäft. Ich mache also keine Türe zu. Aber aktuell mache ich das, was ich am besten kann.