Hector, Horn, Leih-ProfisKessler spricht über wichtigste FC-Personalien und kündigt Verlängerung an

Sport-Geschäftsführer Christian Keller, Chefcoach Steffen Baumgart und Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler unterhalten sich beim Training an der Bande.

Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (l.), Sport-Geschäftsführer Christian Keller (M.) und Chefcoach Steffen Baumgart beim Training am 28. März 2023

Thomas Kessler, Lizenzbereich-Leiter des 1. FC Köln, spricht im Interview mit EXPRESS.de über die wichtigsten Personalien des Klubs. Unter anderem über Jonas Hector, Timo Horn und seine eigene Zukunft.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Die Personal-Planung des 1. FC Köln ist mit vielen Fragezeichen versehen – erst recht nach dem Hammer-Urteil der Fifa. EXPRESS.de fragte Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (37) nach dem aktuellen Stand.

Thomas Kessler, im Sommer könnte der FC mit Jonas Hector und Ellyes Skhiri zwei seiner wichtigsten Spieler ohne Gegenwert verlieren – was nach dem Fifa-Urteil noch schlimmer als ohnehin schon wäre. Lässt sich das überhaupt auffangen? Kessler: Erst mal sind die beiden Personalien komplett unterschiedlich. Bei Jonas steht ein Karriereende im Raum. Wenn er uns verlässt, ist das seine persönliche Entscheidung – die ist noch nicht gefallen. Um Ellyes gab es in jeder Transferperiode Gerüchte, nun wird er uns aller Voraussicht nach ablösefrei verlassen. Das ist für unser Portemonnaie nicht schön. Andererseits hatte er über Jahre einen riesigen sportlichen Mehrwert. Er macht nicht nur sich selbst jeden Tag besser, sondern auch die Spieler neben sich. Wie Eric Martel, der enorm von Ellyes profitiert. Eric ist ein gutes Beispiel: Bei ihm sind wir überzeugt, dass er ab kommender Saison eine deutlich dominantere Rolle bei uns einnehmen kann.

Kein Profi des 1. FC Köln hat Wechsel-Absicht angekündigt

Generell: Wann fallen die letzten Entscheidungen über die auslaufenden Verträge? Kessler: Wir sind mit allen Interessenvertretern der Spieler und mit den Spielern selbst im Austausch. Wer einen auslaufenden Vertrag hat, darf sich seit dem 1. Januar auch mit anderen Vereinen treffen. Bislang hat uns noch kein Spieler mitgeteilt, dass er einen klaren Schnitt machen und wechseln möchte. Die Gespräche sind klar und offen, aber wir halten sie intern.

Alles zum Thema Thomas Kessler

Profis bereits mitgeteilt zu haben, dass man nicht mehr mit ihnen plant, könnte sich jetzt rächen… Kessler: So läuft es generell nicht. Wir haben deutliche Gespräche geführt, wie die Perspektiven aussehen. Aber eine Perspektive kann sich im Laufe einer Rückrunde immer verändern. Einem Spieler definitiv mitzuteilen, dass er gehen muss, wäre aus meiner Sicht nie richtig, weil im Fußball grundsätzlich viel passieren kann.

Gibt es bei Timo Horn einen neuen Stand? Kessler: Es ist weiterhin keine Entscheidung gefallen. Wir brauchen auch im nächsten Jahr eine Nummer zwei in unserem Kader, die sich zu 100 Prozent mit dieser Rolle identifiziert. Auch in dem Wissen, dass wir mit Jonas Urbig einen Spieler in die 2. Bundesliga verliehen haben, der sich super entwickelt und seine erste Feuerprobe im Profi-Fußball mit Bravour bestanden hat. Dazu kommt, dass sich Marvin Schwäbe seit seinem Start hier super entwickelt hat und für einen Torhüter weiterhin in einem entwicklungsfähigen Alter ist.

Seit Steffen Baumgart im Amt ist, hat der FC nur deutschsprachige Spieler verpflichtet. Ist das ein Muss? Kessler: Es ist bei uns keine Pflicht, dass ein Spieler Deutsch sprechen muss. Eine von Steffens größten Stärken ist allerdings die Kommunikation, und die ist in Eins-zu-eins-Gesprächen so natürlich deutlich einfacher. Insgesamt ist es für uns als Klub wünschenswert, wenn ein Spieler aus dem Ausland schnellstmöglich die Sprache beherrscht, da geht es auch um Integration. Im Trainerteam haben wir mit Kevin McKenna und René Wagner aber ganz bewusst zwei, die im Prinzip englische Muttersprachler sind. Im Recruiting beschäftigen wir uns nicht nur mit deutschsprachigen Spielern, das ist kein Deal-Breaker.

Thomas Kessler: „Auf jeder Position Bedarf, mal drüber zu schauen“

Auf welchen Positionen würde sich der FC für die kommende Saison gerne verstärken, wenn er darf? Kessler: Grundsätzlich haben wir auf jeder Position zumindest den Bedarf, mal drüber zu schauen – bei der einen oder anderen Position etwas intensiver.

Wie bewerten Sie Situation im Angriff? Bis zum Dortmund-Spiel gab es fast zwei Monate kein Stürmer-Tor. Kessler: Wir haben im Winter mit Davie Selke einen Spieler dazu geholt, der einen schwierigen Start hatte aufgrund kleinerer Blessuren. Wenn man Davie erlebt in den Trainingseinheiten: Er will immer alles für den FC geben. Dazu haben wir mit Damion Downs eine interessante Personalie aus dem Nachwuchs, der wir durchaus zutrauen, sich schnell und gut neben Davie und Steffen Tigges zu entwickeln. Dennoch sehen wir uns auch nach potenziellen Zugängen um, alles andere wäre fahrlässig. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Timo Hübers ist nun sein eigener Berater. Wie finden Sie das und hat sich sein Vertrag per Einsatz-Klausel bereits verlängert? Kessler: Ich finde das grundsätzlich positiv, wenn Spieler für sich selbst eintreten. Ob man selbst sein Gehalt verhandeln will, muss natürlich jeder selbst wissen, da ist Timo jetzt Vorreiter. Er ist ein sehr intelligenter Mensch und wir gehen fest davon aus, dass er noch länger unser Spieler ist.

Mark Uth erlebt eine ganz schwierige Saison, fällt quasi seit Pflichtspiel-Start mit Leisten-Problemen aus. Was sind die nächsten Schritte? Kessler: Mark befindet sich im Aufbautraining. Es stimmt, das ist ein extrem langer Verletzungsverlauf, den wir alle uns anders vorgestellt hatten. Das ist für Mark und für uns unbefriedigend. Aber der Plan bleibt, dass wir ihn bis zur neuen Saison so weit heranführen wollen, dass er im Mannschaftstraining dabei ist. Im zweiten Schritt gilt es, ihn wieder an sein Leistungslimit zurückzuführen. Dass ein Jahr ohne Fußball viel kontinuierliche und genaue Arbeit voraussetzt, ist auch klar. Wir arbeiten mit ihm in verschiedenen Bereichen, er wird bestmöglich medizinisch beraten und betreut und wir sind überzeugt davon, dass das Früchte tragen wird. Lesen Sie hier den ersten Teil des Kessler-Interviews:

War die Entscheidung, Ondrej Duda zu verleihen, rückblickend ein Fehler? Kessler: Nein, diese Entscheidung fiel unabhängig von der Personalie Mark Uth. Das kann ich mit voller Überzeugung sagen.

Aber Steffen Baumgart hat schon mehrfach erwähnt, dass er keinen Zehner hat… Kessler: Am Ende des Tages haben wir uns gemeinsam dafür entschieden, dass Ondrej einen anderen Weg geht. Dafür gab es verschiedene Gründe.

Wie stehen die Chancen auf eine Rückkehr angesichts der Kaufoption von Verona? Kessler: Ondrej hat Vertrag bei uns über den Sommer hinaus. Wir schauen, was dann passiert. Das hängt mit vielen Faktoren zusammen, natürlich auch am Spieler selbst. Es ist für mich generell unglaublich wichtig, die Überzeugung zu spüren, dass er den Weg hier noch sieht. Wir beobachten die Situation und werden im Sommer eine Entscheidung treffen.

Jens Castrop spielt den Ball vor dem heranrauschenden Noah Katterbach.

Jens Castrop (l.) und Noah Katterbach im FC-Trainingslager in Donaueschingen am 22. Juli 2022

Auch mehrere Eigengewächse sind verliehen, könnten zurückkehren. Wie sieht es mit Noah Katterbach aus? Kessler: Die Situation ist noch nicht klar. Wir schauen uns seine Entwicklung beim HSV ganz in Ruhe an.

Ist es richtig, dass der HSV eine Kaufoption hat? Kessler: Es besteht die Möglichkeit, dass Noah in Hamburg bleibt.

Gilt auch für Jens Castrop in Nürnberg. Kessler: Diese Leihe ist ein sehr positives Beispiel, er hat sich gegen anfängliche Widerstände durchgesetzt und nun unter drei Cheftrainern auf dem Platz gestanden, auf unterschiedlichsten Positionen. Das ist sehr positiv. Wir sind in einem engen Austausch, ich kenne Jens‘ Leidenschaften und Ambitionen. Auch diese Entscheidung muss nicht heute gefällt werden, wir überlegen das sehr genau.

Thomas Kessler: „Zuversichtlich, dass ich demnächst verlängern werde“

Eine Hoffnung für die Zukunft sind die starken Nachwuchsteams. Aber wie kann sich ein Klub wie der FC vor Abwerbe-Versuchen schützen? Kessler: Es geht in meinen Augen um Überzeugung. Die Jungs müssen wissen, dass sie hier die beste Möglichkeit haben, sich zu entwickeln. Es heißt immer: Not zur Tugend machen. Bei uns muss das der USP (Unique Selling Point, Mehrwert eines Produktes, Anm. d. Red.) sein. Wenn man beim 1. FC Köln in der Jugend spielt, hat man mit der richtigen Entwicklung die Möglichkeit, sich bei den Profis zu präsentieren. Die Eintrittskarte in die Bundesliga kommt natürlich nicht von alleine. Aber in unserer erfolgreichen U19 gibt es schon den einen oder anderen interessanten Spieler, dem wir viel zutrauen. Die Jungs müssen den Weg mit uns gehen wollen. Dann können sie sich gewiss sein: Hier arbeitet ein Trainerteam, das Spieler Nummer eins genauso wie Nummer 28 im gleichen Maße entwickeln und nach vorne bringen will. Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!

Zum 75. Geburtstag

Das ist die Legenden-Elf des 1. FC Köln

1/13

Von den vielen unklaren Personalien mal abgesehen: Auch Ihr Vertrag endet zum 30. Juni. Bleiben Sie dem FC erhalten? Kessler: Der aktuelle Stand ist, dass mein Vertrag zum Sommer ausläuft. Wir sind in einem sehr guten und vertrauensvollem Austausch. Ich bin zuversichtlich, dass ich meinen Vertrag demnächst verlängern werde.

Mit welchen Zielen? Kessler: Nach wie vor stecken wir in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Auch wenn wir den Personalaufwand reduzieren konnten und uns insgesamt auf einem guten Weg in die Gesundung befinden. Wir brauchen weiterhin eine gute Balance zwischen sportlichem Erfolg und der Verbesserung der finanziellen Situation. Das Ziel muss es sein, den 1. FC Köln nachhaltig in der Bundesliga zu stabilisieren.