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Nach Bayer-Debüt von Sohn FlorianPapa Wirtz: „Ich kann den FC-Frust verstehen“

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Florian Wirtz (r.) feierte gegen Werder Bremen am 18. Mai 2020 sein Debüt im Bayer-Trikot.

von Jürgen Kemper (kem)

Leverkusen – Es war der aufsehenerregendste Auftritt des Spieltags: Florian Wirtz (17) feierte völlig überraschend sein Bundesliga-Debüt. Nachdem sein Wechsel vom 1. FC Köln zu Bayer Leverkusen hohe Wellen geschlagen hatte, gelang dem Ausnahmetalent nun der Raketenstart bei Bayer.

Im EXPRESS-Interview spricht sein Vater Hans Wirtz über das besondere Spiel seines Sohnes, die Gefahr des Abhebens und das Verhältnis zum FC.

Herr Wirtz, wann haben Sie erfahren, dass Ihr Sohn sein Bundesliga-Debüt geben wird?

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Ich wusste es im Laufe des Tages, als ein Bayer-Vertreter mit mir gesprochen hat. Er hat mir signalisiert, dass Florian von Anfang an spielen würde. Von da an war die Nervosität natürlich sehr groß. Ich glaube, die Anspannung hat sich bei mir erst gelöst, als er ausgewechselt wurde.

Wo haben Sie das Spiel verfolgt? Sie durften ja leider nicht live im Stadion dabei sein.

Wir haben das Spiel abends zusammen mit der Familie geschaut. Wir waren eine kleine illustre Runde, die Florian vor dem Bildschirm angefeuert hat.

Wie haben Sie Florians Debüt gesehen?

Ich bin sein Vater (lacht). Alles, was ich sage, ist befangen. Ich kann aber sagen, dass wir alle sehr zufrieden waren. Für einen jungen Burschen wie ihn war das eine ganz besondere Situation. Wenn ich die Nahaufnahmen gesehen habe, konnte man sehen, wie konzentriert und engagiert er war. Die Anspannung war schon spürbar. Ich glaube, dass dieses Spiel emotional nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist. Das kann ihm aber jeder nachsehen mit seinen 17 Jahren.

Es ist viel passiert in den letzten Monaten. Besteht die Gefahr, dass Ihr Sohn abheben könnte?

Florian ist ein ganz normaler Jugendlicher. Wir hoffen immer, dass die Steine, die wir ihm heimlich in die Schuhe packen, helfen, dass er auf dem Boden bleibt (lacht). Es ging in der Tat alles sehr schnell in der letzten Zeit. Das war alles nicht so geplant und kam alles ein bisschen überraschend. Wir versuchen hier weiterhin möglichst viel Normalität zu leben. Er hat gute Kontakte in der Schule und auch hier im Ort. Das hilft sehr, dass er nicht abhebt oder sich entfernt von der Normalität. Man kann es nur begleiten und hoffen, dass es gelingt. Es wird sich aber auch wieder etwas legen.

Wie haben Sie die erste Zeit bei Bayer Leverkusen erlebt?

Ich muss gestehen, ich bin total überrascht von der professionellen Begleitung von Bayer Leverkusen – das muss man schon sagen. Beim 1. FC Köln war es immer wunderbar, wir kannten jeden und konnten alles begleiten. Jetzt ist es im Moment eine Phase, die wir nicht begleiten können, und da finde ich, dass alle, die mit ihm zu tun haben, das sehr gut machen. Er hat ein gutes Gefühl nach seinem Wechsel zu Bayer.

Beim FC hat man das Debüt mit gemischten Gefühlen verfolgt. Können Sie das nachvollziehen?

Ich glaube, dass wir gut mit den handelnden Personen vom 1. FC Köln zurechtkommen und dass da auch die Professionalität im Vordergrund steht. Ich konnte schon damals verstehen, dass man über eine solche Situation nicht erfreut war und kann auch jetzt nachvollziehen, dass nicht jeder glücklich mit der Entscheidung ist und Frust schiebt. Ich glaube, dass die Offiziellen in Köln Florians Debüt mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgt haben. Viele hätten sich sicherlich gewünscht, dass er sein Bundesliga-Debüt im FC-Trikot gefeiert hätte. Wir haben uns aber für einen anderen Weg entschieden. Ich denke, dass man sich trotz allem respektiert, achtet und auch nicht sagt: Es war alles schlecht, was wir gemacht haben. Wer weiß, ob man sich nicht irgendwann sogar wiedersieht.

Es gibt also kein böses Blut zwischen Ihnen und dem FC?

Nein, ich kann mich auch an kein einziges unfaires Gespräch in diesem ganzen Zusammenhang erinnern. Wir hatten einen sehr offenen Austausch mit Markus Gisdol und Horst Heldt – geprägt von gegenseitigem Respekt. Ich glaube nicht, dass es rückblickend noch irgendwelche Irritationen gibt. Ich bin dem 1. FC Köln sehr dankbar für alles und wünsche dem Klub weiterhin nur das Beste. Florian sieht das genauso. Er hat immer noch sehr guten Kontakt mit einigen ehemaligen Mitspielern und wird die Zeit beim FC nie vergessen. Falls es mal eine Demonstration für den Ausbau des Geißbockheims gibt, bin ich auf jeden Fall dabei. Diese Kulturstätte ist etwas ganz Besonderes für den 1. FC Köln. Es muss aber in den nächsten Jahren am Geißbockheim etwas passieren, um diesen hohen Ausbildungsstandard zu halten.

Hier lesen Sie mehr: FC-Podcast vorm Derby: Klassenerhalt sichern oder Blick nach Europa?

Was hat sich Florian für den Rest der Saison vorgenommen?

Er hat wie jeder Spieler natürlich immer Ziele und will das nächste Spiel wieder spielen. Aber man muss das jetzt ganz langsam und behutsam angehen. Mit dem durchaus überraschenden Einsatz muss er jetzt auch erstmal zurechtkommen. Als er am Dienstag nach Hause gekommen ist, sagte er, dass er total geschafft sei. Wir als Eltern haben keine Ziele, er soll mit Mut beim Training mitmachen und solange er bei den Profis trainieren kann, ist das sehr schön. Aber falls die U19 wieder spielen sollte und er dort zum Einsatz kommen soll, ist das genauso gut.  Das muss jetzt nicht wie eine Rakete irgendwo hingehen, das kann auch ganz gemächlich passieren.