Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln im Herbst 2025 wird nicht hybrid abgehalten. Diese Entscheidung sorgt unter den Fans für Diskussionen.
Entscheidung sorgt für DiskussionenFC-Mitgliederrat teils scharf kritisiert: „Wie kommt ihr zu der Erkenntnis?“
Hinter den Kulissen des 1. FC Köln gibt es viele Diskussionen nach der jüngsten Entscheidung des Mitgliederrats. Das Gremium hatte eine hybride Mitgliederversammlung im Herbst abgelehnt.
Heißt: Die Wahlen des neuen Vorstands finden nun im Rhein-Energie-Stadion nur in Präsenz statt. Dabei sind durchaus die technischen Möglichkeiten gegeben, dass Mitglieder auch online die Veranstaltung verfolgen, ihre Stimme abgeben oder ihr Rederecht in Anspruch nehmen könnten. Hybride Veranstaltungen werden seit Jahren auch von zahlreichen Dax-Unternehmen durchgeführt.
Mitgliederversammlung: Viele Köln-Fans hätten sich Teilnahme von zu Hause gewünscht
Beim 1. FC Köln, mit 150.000 Mitgliedern unter den Top Ten der größten Fußballvereine der Welt, ist dies jedoch nicht möglich. Es scheiterte an der Zustimmung des Mitgliederrats.
Der amtierende Vorstand mit Präsident Werner Wolf (68), Vize Eckhard Sauren (53) und Vize Carsten Wettich (45) hatte die technischen Möglichkeiten geprüft und für gut befunden. Die Ablehnung des Mitgliederrats wurde von dem Trio im Vereinsnewsletter kritisiert.
Sie schrieben zur Thematik: „Wir als Vorstand hätten uns sehr gut vorstellen können und waren bereit, die kommende Mitgliederversammlung hybrid durchzuführen. Die technischen Voraussetzungen hierfür sind mittlerweile erprobt. Wir bedauern diese Entscheidung des Mitgliederrats, da eine hybride Option aus unserer Sicht die Barrieren für eine Teilnahme an der Mitgliederversammlung gesenkt hätte. Sie hätte beispielsweise auch Mitgliedern die Möglichkeit zur Wahrnehmung ihrer Mitgliedschaftsrechte geboten, denen aufgrund von Mobilitätseinschränkungen oder der Entfernung nach Köln eine physische Teilnahme nicht möglich ist.“
Schon in den Wochen zuvor gab es in den sozialen Netzwerken immer wieder Diskussionen und den Wunsch zahlreicher Fans, dass eine Versammlung hybrid durchgeführt wird. Sehbehinderte oder anders eingeschränkte Menschen würden davon enorm profitieren. Auch FC-Fans, die weit weg wohnen, hätten es leichter gehabt, dabei zu sein.
Ein Fan schrieb bei Facebook: „Eine Online-Abstimmung für Mitglieder, die nicht gerade mal um die Ecke wohnen, wäre vorteilhaft.“ Ein anderer meinte: „Ob in diesem oder im nächsten Jahr. Abstimmungen sollten online möglich sein.“
Der Mitgliederrat erklärte seine Ablehnung. Unter anderem hieß es in dem Newsletter an die Vereinsmitglieder: „Wir sind jedoch der Meinung, dass es bei einer Mitgliederversammlung um mehr als nur die reine Stimmabgabe geht. Partizipation ist weit mehr als eine Stimmabgabe. Der unmittelbare Austausch, das Hören und Erleben vorgetragener Argumente, die Diskussionen, neue Meinungsbilder und die spürbare Stimmung im Raum – all das sind essenzielle Bestandteile einer funktionierenden Vereinskultur. Hybride Formate können den Austausch verlangsamen oder aber auch erschweren.“
Zudem äußerte der Mitgliederrat seine Bedenken bei der technischen Umsetzung. Falls etwas schiefgeht, könnte die ganze Versammlung juristisch angefochten werden. Wenn hybrid, hätte der Mitgliederrat auch nur der Variante mit Rederecht zugestimmt. Da die Hemmschwelle dann jedoch sinken könnte, wenn man nicht vor der Masse sprechen müsste, sondern nur daheim am Rechner, würden schnell bis zu 500 Redeanträge gestellt. Das würde auch den Rahmen sprengen.
Vom Mitgliederrat hieß es: „Unter Abwägung aller Argumente sehen wir jedoch weiterhin das Risiko, dass es bei einem hybriden Format zu organisatorischen oder technischen Einschränkungen kommen kann – insbesondere beim Rederecht der Mitglieder. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, das Wortmeldungsfenster für online zugeschaltete Mitglieder zu schließen, während im Saal noch zahlreiche Mitglieder für Wortmeldungen Schlange stehen. Somit läge eine Ungleichbehandlung der Mitglieder vor, die wir als nicht im Sinne der Mitgliedschaft erachten. Außerdem sehen wir die Möglichkeit eines Reputationsverlusts für den 1. FC Köln, sollte es während einer digitalen Wortmeldung oder gar der Abstimmung zu technischen Problemen kommen.“
In den verschiedenen Foren und sozialen Netzwerken wird das Vorgehen des Mitgliederrates von zahlreichen Fans verurteilt, viele kritisieren das Gremium scharf. Vom Mitgliederrat selber heißt es, dass durchaus Kritik ankommt, aber viele Fans auch einverstanden seien mit der Entscheidung, zumal auch andere Vereine keine hybriden Versammlungen durchführen würden.
In einem Brief an der Mitgliederrat, der auch EXPRESS.de vorliegt, schreibt ein FC-Fan (Name der Redaktion bekannt): „Sehr geehrter Mitgliederrat, ihr vertretet die Mitglieder. Wie kommt ihr zu der Erkenntnis, dass die Mehrheit der Mitglieder gegen eine hybride Veranstaltung ist? Jede Stimme mehr ist eine gewonnene Stimme. Die weitaus große Mehrheit der börsennotierten Unternehmen führen problemlos hybride Veranstaltungen bzw. komplette Jahreshauptversammlungen online durch – ohne Probleme.“
Zu diesem Vorwurf wird festgestellt, dass auch bei den virtuellen Veranstaltungen der Börsen-Unternehmen regelmäßig technische Probleme auftreten würden.
Abschließend meint der Mitgliederrat: „Wir wissen, dass sich manche Mitglieder ein anderes Ergebnis gewünscht hätten – denn auch wir sehen die Vorteile digitaler Formate. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber unter den aktuellen Bedingungen halten wir eine Präsenzveranstaltung für die beste Lösung im Sinne einer fairen, offenen und gleichberechtigten Vereinsdemokratie.“
Für die zahlreichen FC-Mitglieder kann es jetzt also im Herbst nur heißen: Ab ins Rhein-Energie-Stadion und Stimme abgeben für den neuen Vorstand!