Für Doku verkabeltFC-Spiel sorgt bei Schiri für Kopfschütteln

Die ARD-Doku-Reihe „Unparteiisch“ gewährt in Folge 2 der neuen Staffel exklusive Einblicke in das hitzige Rhein-Derby von vor knapp einem Jahr. Im Fokus steht Schiedsrichter Christian Dingert, der versucht, die Spieler von Fortuna Düsseldorf und vom 1. FC Köln unter Kontrolle zu kriegen.

Es ist eines der aufgeladensten und am schwierigsten zu leitenden Spiele, die es im deutschen Profi-Fußall gibt: Am 21. September 2024 kommt es in der 2. Bundesliga zum hitzigen Rhein-Derby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln. Der angesetzte Offizielle: Christian Dingert – ein sehr erfahrener Schiedsrichter, der für seine gute Kommunikation mit den Spielern bekannt ist. Doch in einer solchen Partie kann jede Kleinigkeit dafür sorgen, dass alles aus dem Ruder läuft.

Die ARD-Doku-Reihe „Unparteiisch – Deutschlands Elite-Schiedsrichter“ gewährt in ihrer zweiten Folge der neuen Staffel exklusive Einblicke aus der Perspektive von Christian Dingert, der mit aller Mühe versucht, die Kontrolle über ein chaotisches Derby zu behalten. Es werden knifflige Entscheidungen gezeigt und auch die Gespräche mit den Düsseldorfer und Kölner Spielern sind zu hören. Schnell fliegen hier die Fetzen ...

Schiri wundert sich: „Was macht denn der für einen Sch... daraus?!“

„Das ist echt verrückt, also das ist echt ein Spiel ... das ist das einzig wahre Derby. (...) Eine Entscheidung, egal ob richtig oder falsch, kann den Kessel zum Explodieren bringen“, erklärt Assistent Benedikt Kempkes, während das Schiedsrichter-Gespann um Christian Dingert bei der Merkur-Spiel-Arena in Düsseldorf eintrifft. Es steht den Offiziellen eine umkämpfte Partie bevor – da machen es die vielen Rauchschwaden von den Rängen, die die Sicht enorm trüben, nicht einfacher.

„Wenn ich das nicht pfeife, drehen die hier durch. Das ist ein klares Foul“, sind im Film exklusive Ton-Aufnahmen zu hören – das Schiedsrichtergespann wurde eigens für die Doku verkabelt. Christian Dingert muss schon früh im Spiel beherzt eingreifen, um den Akteuren auf dem Platz möglichst wenig Raum für Diskussionen zu lassen. Dann folgt auch schon die nächste brenzlige Situation: Der Düsseldorfer Danny Schmidt rauscht mit beiden Beinen in den Kölner Leart Pacarada, trifft mit einem Fuß den Ball und mit dem anderen den Gegenspieler.

Christian Dingert gilt als einer der erfahrensten Schiedrischter in Deutschland. (Bild: 2025 Getty Images/Alex Grimm)

Christian Dingert gilt als einer der erfahrensten Schiedrischter in Deutschland. (Bild: 2025 Getty Images/Alex Grimm)

Video-Schiedsrichter Benjamin Cortus bestätigt Dingert über Funk bei seiner Entscheidung, Freistoß zu pfeifen. Der erklärt dem Foulenden: „Ein Fuß Ball und mit dem anderen fegst du ihn voll weg. Das ist so okay. Mach das cleverer mit einem Fuß und nicht mit zwo, das sieht sch...e aus, weißte? Wenn der Ball nicht dabei ist, sind wir bei Rot, weißte?“

Es ist genau diese lockere Art zu kommunizieren, die an Christian Dingert geschätzt wird, weiß Alex Feuerherdt, Medienchef der DFB-Elite-Schiedsrichter, der in dem Film erklärt: „Man muss tatsächlich auch – manchmal buchstäblich und manchmal metaphorisch gesprochen – die Sprache der Spieler sprechen, sodass sie es verstehen.“

Die ereignisreiche Partie wird aber auch für den erfahrenen Offiziellen nicht einfacher. Beide Teams treffen, beide Male wird vehement vom Gegner reklamiert. Christian Dingert berichtet den jeweiligen Kapitänen transparent, was gerade vom Video-Assistenten überprüft wird und begründet die finalen Entscheidungen. Alles korrekt. Doch das Spiel gerät immer mehr außer Kontrolle.

„Auf den Sch... habe ich keinen Bock!“

„Unfassbar“, ruft Dingert nach einer kleinen Ringer-Einlage zweier Spieler. Weitere Schubsereien kommentiert er mit: „Das ist hier wie im Kindergarten. Auf den Sch... habe ich keinen Bock! Hört auf mit dem Mist!“ Auch zu einzelnen Aktionen, die für Dingert in seiner Rolle als Schiedsrichter eigentlich nicht relevant sind, gibt er seine Meinung kund: „Was macht denn der für einen Sch... daraus?!“, sagt er beispielsweise nach einem verunglückten Befreiungsschlag, der den Düsseldorfern beim Stand von 1:2 noch einen allerletzten Angriff ermöglicht. Und genau der sitzt: Eine wohl verunglückte Flanke von Jona Niemiec schlägt hinter FC-Keeper Jonas Urbig (inzwischen bei Bayern München unter Vertrag) zum 2:2-Endstand ein.

Sofort laufen mehrere Kölner auf Dingert zu. „Was willst du von mir? Was willst du von mir? Ich habe nichts gemacht“, entgegnet dieser nur und meint zur verunglückten, vorigen Aktion: „Der soll den Ball wegschießen.“ Dass die Spieler nach einem Gegentor noch irgendwie versuchen, etwas für ihr Team rauszuholen, sei für den Unparteiischen vollkommen normal, wie er sagt.

Entsprechend bleibt es auch nach dem folgenden Abpfiff hitzig: Dingert holt nach einer Rangelei den schon Gelb-verwarnten Jan Thielmann zu sich und wird gegenüber dem Kölner deutlich: „Jetzt hörst du mir mal einfach zu und gehst weg. Du hast schon Gelb und du machst so einen Sch... Geh einfach weg.“

Auch für Dingert selbst sei es direkt nach dem Spiel emotional gewesen, gesteht er in der ARD-Doku: „Solche Spiele hat man nicht alle Tage und das ist ein Unterschied.“ Das Sportmagazin „kicker“ bewertete seine Leistung mit der sehr ordentlichen Note 2,5 und schrieb zu Dingerts Spielleitung: „Mit einer weitgehend konsequenten Linie und nur marginalen Problemen in der Zweikampfbewertung.“

„Unparteiisch – Deutschlands Elite-Schiedsrichter“ ist ab Freitag, 15. August, in der ARD-Mediathek zu finden. (tsch)