„Stolz, in Köln zu sein“Fünf Jahre, nachdem er den FC weinen ließ: Selke mit Doppelpack-Wiedergutmachung

Davie Selke jubelt für den 1. FC Köln in Leverkusen.

Davie Selke traf am Freitag (5. Mai 2023) in Leverkusen doppelt für den 1. FC Köln.

Davie Selkes Wechsel zum 1. FC Köln wurde von viel Kritik begleitet. Doch mit seinem Doppelpack in Leverkusen krönte sich der Stürmer zum Derby-König, sorgte gleichzeitig für den frühzeitigen Klassenerhalt.

von Martin Zenge (mze)

Vom Transfer-Rätsel zum Retter-Held: Davie Selke (28) hat den 1. FC Köln mit seinem Doppelpack in Leverkusen über die Ziellinie zum Klassenerhalt geschossen. Während die ganze Welt über King Charles spricht, feiern die Geißböcke ihren Derby-König Davie!

Wer braucht schon die Westminster Abbey. Die kölsche Krönung fand nicht Samstag in London, sondern am Vorabend in der BayArena statt…

Davie Selke „mega stolz und happy, in Köln zu sein“

Durch Selkes Treffer zum 2:1-Sieg beim Rhein-Rivalen hat der FC drei Spieltage vor Saisonende uneinholbare zehn Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge, bleibt also erstmals seit dem Premieren-Abstieg 1998 fünf Jahre in Folge erstklassig.

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Ein Meilenstein für den Klub – und Erlösung pur für Selke! Der schwärmt nach harten Karriere-Jahren: „Ich bin mega stolz und happy, in Köln zu sein.“

Im Januar war der Stürmer von Hertha BSC ans Geißbockheim gewechselt, um sich mithilfe von Steffen Baumgart (51) aus dem Leistungsloch zu ballern. Die Fragezeichen waren groß, als der FC ausgerechnet den chronisch glücklosen Selke (zwölf Liga-Treffer in viereinhalb Saisons) als Lösung für die eigenen Offensiv-Sorgen präsentierte.

Doch vier Monate später ist der Heißsporn zum neuen Publikumsliebling aufgestiegen, wird immer wieder mit Sprechchören gefeiert. Kein Wunder: Er hatte mit seinen Toren gegen Hoffenheim und Leverkusen riesigen Anteil am frühzeitigen Klassenerhalt. Coach Baumgart lobt: „Davie arbeitet sehr gut mit dem Team, jetzt hat er sich belohnt.“

Steffen Baumgart: „Darf mir öfter mal anhören, was einer nicht kann“

Selke (Vertrag bis 2024) überzeugt auch als Anführer, betont: „Ich genieße es einfach, hier zu sein. Das tut mir als Spieler gut. Jeder sieht, wie wohl ich mich fühle. Ich bin super, super empfangen worden von den Jungs und dem Trainerteam, bekomme brutales Vertrauen – das ist für Stürmer extrem wichtig.“

In Leverkusen zahlte er dieses Vertrauen brutal zurück. Mit Toren nach Flanken, dafür hatten ihn die Verantwortlichen geholt. „Das ist genau der Grund, warum ich hier bin“, weiß Selke selbst.

1. FC Köln in der Einzelkritik

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Die Krönung zum Derby-König war so eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt: Seinen bislang letzten Bundesliga-Doppelpack hatte er vor mehr als fünf Jahren, am 14. April 2018, ausgerechnet gegen den FC erzielt. „Der war nicht ganz so gut für Köln, den streichen wir lieber“, scherzt Selke rückblickend. Denn damals gewann seine Hertha 2:1, raubte den Geißböcken die letzte Hoffnung auf den Klassenhalt – bei Fans und Profis flossen bittere Tränen.

Jonas Hector und seine Mitspieler des 1. FC Köln gehen nach einer Niederlage bei Hertha BSC in die Fankurve.

Bittere Szenen am 14. April 2018: Nach der Niederlage bei Hertha BSC war der 1. FC Köln um Jonas Hector so gut wie abgestiegen.

Jetzt die Derby-Tore zur endgültigen FC-Rettung. „Wir haben Davie dazugenommen, weil wir wussten, dass er in der Box seine Qualitäten hat – das war die Fantasie. In Leverkusen hat er gezeigt, dass er richtig, richtig gut ist“, sagt Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (37).

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Kölns Kader-Manager hatten sich nach dem heiß diskutierten Winter-Transfer einiges anhören müssen. Erst recht, als Selke einen Pech-Start hinlegte, Woche für Woche von neuen Verletzungen gebremst wurde. „Als Davie kam, hatte er Wehwehchen und hat mit Schmerzen gespielt, da war die Kritik ein bisschen ungerechtfertigt“, so Kessler.

Einer hat sowieso immer an ihn geglaubt, Selke vor Kritik geschützt, wieder und wieder den Rücken gestärkt: Steffen Baumgart. „Ich darf mir öfter mal von außen anhören, was einer kann und was nicht“, meint der FC-Coach nun: „Deswegen bin ich froh, dass ich der Trainer bin und in der einen oder anderen Einschätzung richtig liege.“ Seinem Derby-König dürfte es genauso gehen.