Erst Gänsehaut, dann Pleite1. FC Köln feiert Hector und vergisst WM-Schreck Doan

Jonas Hector führt einen Zweikampf mit Lukas Kübler.

Jonas Hector (l.) im Duell mit Lukas Kübler, am 29. April 2023

Der 1. FC Köln muss weiter auf den ersten Heimsieg seit Mitte Februar warten. Trotz guter Leistung unterlag die Mannschaft von Steffen Baumgart dem Tabellenvierten SC Freiburg.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Teil eins der Jonas-Hector-Abschiedstournee – aber wieder kein Heimsieg für den 1. FC Köln! Die Geißböcke unterlagen am Samstag (29. April 2023) dem Champions-League-Aspiranten SC Freiburg mit 0:1.

Kölns erste Pleite seit der 1:6-Klatsche in Dortmund und anschließend acht Punkten aus vier Spielen. Der Heim-Fluch hält an: In Müngersdorf hat der FC nun fünfmal in Folge nicht gewonnen.

Jonas Hector „Fußballgott“: Gänsehaut bei FC-Aufstellung

„Wir waren in den entscheidenden Situationen nicht konsequent, sowohl vorne als auch hinten“, sagt Jonas Hector, der nach seiner Karriereende-Ankündigung schon vor Anpfiff im Fokus stand. 

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Beim Verlesen der Aufstellung sorgte Stadionsprecher Michael Trippel für einen absoluten Gänsehautmoment. Trippel ließ vor der Nummer 14 eine längere Pause, Applaus brandete auf – auf den Tribünen und der FC-Bank. „13 Jahre lang hat er für den 1. FC Köln gespielt“, wurde Hector zum drittletzen Mal im Rhein-Energie-Stadion angekündigt. „Sind wir nicht traurig, dass er aufhört, sondern dankbar“, so Trippel, bevor die Kölner Fans ihren Kapitän aus allen Himmelsrichtungen als „Fußballgott“ feierten.

Sprechen wollte Hector allerdings nicht über seinen bevorstehenden Abschied. Von Sky auf das Karriereende trotz drohender Transfersperre angesprochen, entgegnete er nur: „Darüber will ich nicht reden, es geht hier um das Spiel 1. FC Köln gegen SC Freiburg.“

In diesem vertraute Coach Steffen Baumgart auf dieselbe FC-Elf wie zuletzt beim 3:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim – und seine Jungs taten alles, um nach zweieinhalb Monaten endlich mal wieder einen Heim-Dreier einzufahren! Welches Team noch um die Champions League spielt und welches quasi gerettet im Niemandsland der Liga steht, war überhaupt nicht zu erahnen.

1. FC Köln lässt Chancen liegen, Doan trifft für SC Freiburg nach Eckball

Die Kölner waren Freiburg mehr als ebenbürtig, hätten in Führung gehen müssen: Erst zog Maina im Strafraum ab (21.), dann scheiterte Martel aus Mini-Distanz per Kopf an Flekken (23.) – eine Mega-Chance! Auf der anderen Seite rettete Schwäbe zweimal gegen Höler (30./43.). Eine Nullnummer, die Spaß machte.

Nach der Pause drehte der Tabellenvierte aus dem Breisgau auf, hatte schon durch Gregoritsch die Führung auf dem Fuß (48.). Stattdessen besorgte kurz darauf Doan nach Ecke und Kopfballverlängerung das 0:1 (54.).

Die FC-Defensive verlor den Japaner, der bei der WM in Katar mit einem Treffer gegen Deutschland maßgeblich zum Vorrunden-Aus der DFB-Elf beigetragen hatte, komplett aus den Augen. Hector: „Wir waren wirklich gut vorbereitet auf die Standards. Es ist bitter, dass wir so einen kriegen.“

Auch das 1:1 hätte fast ein Freiburger erzielt: Lienhart fälschte eine scharfe Schindler-Flanke aufs eigene Tor ab, Flekken musste eine Glanztat auspacken, um den Ausgleich zu verhindern (67.). Joker Tigges setzte einen Distanzschuss knapp drüber (79.), die letzte gute FC-Chance.

Stürmer Davie Selke: „Meiner Meinung nach hat die bessere Mannschaft verloren und die effektivere gewonnen.“ Sieht Sportboss Christian Keller ähnlich: „Es war von allen Akteuren auf dem Platz ein richtig gutes Fußballspiel, von der ersten bis zur letzten Minute. Am Ende war Freiburg effizienter. Eine Situation hat den Unterschied gemacht, das ist total ärgerlich. Andererseits haben wir von der Leistung her wirklich noch mal einen Schritt nach vorne gemacht im Vergleich zu den letzten Wochen.“

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Gefeiert wurde nach der 0:1-Niederlage dennoch. Zunächst gab's von der Südkurve Sprechchöre für Hector, dann für Keeper Timo Horn, der den Klub zum Saisonende ebenfalls verlässt.

Mit einem Heimsieg und Patzern der Konkurrenz hätten die Kölner auch den rechnerisch perfekten Klassenerhalt feiern können. Doch da der VfB Stuttgart mit 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach gewann, ist der FC-Vorsprung auf den Relegationsrang auf sieben Zähler geschmolzen. Bei noch zwölf zu vergebenen Punkten trotzdem ein beruhigendes Polster.