Modeste nie mehr für den 1. FC Köln?Sportchef Heldt über Corona-Abgänge

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Anthony Modeste und Horst Heldt bei der 0:3-Pleite des 1. FC Köln in Sinsheim am 24. Januar 2021

Köln – Der 1. FC Köln bleibt trotz des Derbysiegs in Mönchengladbach (2:1) vor dem Spiel bei Eintracht Frankfurt (Sonntag, 14 Februar, 15.30 Uhr live auf Sky und hier im Live-Ticker) sportlich unter Druck. Aber auch die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise erschweren Horst Heldt (51) die Planungen für die nächste Bundesliga-Saison. Darüber spricht der FC-Sportchef im zweiten Teil des großen EXPRESS-Interviews.

  • Timo Horn bleibt für Horst Heldt ein stabilisierender Faktor beim 1. FC Köln.
  • Anthony Modeste soll in St. Etienne die Freude am Fußball wiederfinden.
  • Darum stocken beim 1. FC Köln die Verhandlungen mit Salih Özcan.

Aber das ist längst nicht alles: Lesen Sie, was er über die Entwicklung von Timo Horn (27) denkt, was er zu Anthony Modeste (32) sagt, wie Heldt die Situation in den Vertragsgesprächen mit Salih Özcan (23) sieht und warum er im Sommer Spieler verkaufen muss.

Horst Heldt über Timo Horn und Anthony Modeste

Horst Heldt, gegen die Offensiv-Power der Eintracht braucht der FC wieder einen starken Torhüter. Timo Horn hat sich nach viel Kritik stabilisiert und auch als Anführer noch mal einen Schritt nach vorne gemacht.

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Markus Gisdol und ich haben sehr, sehr oft betont, dass Timo von Tag eins an zu unseren konstantesten Spielern zählt. Die Diskussionen um ihn waren für uns nicht nachvollziehbar. Wir haben seine Leistung immer nüchtern bewertet, und trotzdem kann ich mich an viele Momente in der letzten Saison erinnern, in denen er uns gerettet hat. Das war für viele selbstverständlich – aber dann war die Aufregung groß, wenn er wie jeder andere auch mal einen Fehler gemacht hat.

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FC-Sportchef Horst Heldt mit Köln-Keeper Timo Horn nach dem Sieg über Arminia Bielefeld am 31.1.2021.

Der Abgang von Anthony Modeste am letzten Tag der Transferphase kam überraschend. Ist es ein Risiko, ohne einen bundesliga-erfahrenen Mittelstürmer in die Rückrunde zu gehen?

Die Leihe war für alle Beteiligten die beste Entscheidung, sonst hätten wir das nicht gemacht. Wir haben Tony nicht aktiv auf den Markt geworfen, der Wechsel war tatsächlich nicht geplant und kam kurzfristig. Diese Entscheidung haben wir am 1. Februar getroffen, ob sie richtig war, wissen wir im Mai. Aber es ist ja nicht so, dass wir keinen Ersatz verpflichtet hätten. Mit Emmanuel Dennis haben wir auch einen Stürmer geholt.

Muss Modeste die Freude am Fußball wiederfinden?

Ich denke, Saint-Étienne tut Tony gut. Sein Vater hat dort gespielt, er hat eine Verbindung zu dem Klub und ist in seinem Heimatland. Er hat einen Neuanfang, der ihm helfen kann – und damit auch uns. Tony hatte keine einfache Zeit, hatte viele persönliche Rückschläge. Es ging auch darum, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Wir verfolgen seine Entwicklung und hoffen auch, dass er die Freude am Fußball wiedergewinnt. Das wünsche ich mir für seine Zukunft.

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Endlich wieder spielen: Anthony Modeste ist vom 1. FC Köln an AS St. Etienne ausgeliehen und war hier gegen den FC Metz im Einsatz.

Modeste selbst hat diese Woche gesagt, dass er nicht weiß, wie es nach Saisonende weitergeht. Sein Vertrag beim FC läuft noch bis 2023. Kann es dennoch sein, dass er nie wieder für Köln spielt?

Tony ist gerade mal zwei Wochen weg. Fest steht derzeit nur, dass wir noch Vertrag mit ihm haben. Der Transfer jetzt war ein gutes Beispiel: Wir alle, inklusive Tony, waren überzeugt, dass es im Moment richtig ist, diesen Schritt der Luftveränderung zu gehen. Im Sommer brauchen wir wieder eine gemeinsame Idee.

Wie geht es Sebastian Andersson?

Es sieht alles gut aus, genau wie bei Florian Kainz. Aber es gibt kein bestimmtes Zeitfenster für die Rückkehr. Leider Gottes muss man manchmal einfach Zeit einräumen, auch wenn das schwerfällt. Wir sind auf einem guten Weg.

Einer, mit dem Sie gerne für die Zukunft planen würden, ist Salih Özcan. Kommen Sie der Vertragsverlängerung näher?

Wir sind weiterhin mit seinem Berater in einem guten Austausch. Von allen Seiten ist eine Verlängerung vorstellbar. Aber wir haben die Problematik, dass Salih wissen will, wo wir nächste Saison spielen. Diese Klarheit muss erst mal geschaffen werden. Er kann seinen Teil dazu beitragen, das tut er auch.

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Robuster Auftritt: Salih Özcan (1. FC Köln) Zweikampfsieger gegen Tony Jantschke (Borussia Mönchengladbach) im Derby am 7. Februar 2021.

Müssen Spieleverträge in der Corona-Pandemie variabler werden, um auf die wirtschaftliche Entwicklung reagieren zu können?

Das hat leider nichts mit der Realität zu tun. Im Kicker-Managerspiel habe ich im Winter vier Spieler verkauft und verpflichtet. Da musste ich keinen fragen, da habe ich mir die Welt so gemalt, wie ich das will. Das geht in der Realität aber nicht. Natürlich sollten die Problematiken der Pandemie, die sich auf den Fußball auswirken, auf alle Schultern verteilt werden. Trotzdem bewegen wir uns in einem Markt, in dem nicht wir die Gesetze bestimmen. Und in diesem Markt müssen wir konkurrenzfähig bleiben. Das ist die Realität, und in der ist alles frei verhandelbar.

1. FC Köln: Leistungsträger wegen Corona verkaufen?

Der finanzielle Druck beim FC wird nicht geringer, die Personalplanung für die kommende Saison also nicht leichter…

Das lässt sich heute schon sagen, die Anforderungen werden nicht weniger komplex. Wir planen die kommende Saison und müssen zwei Szenarien durchspielen. Auch für die Zweite Liga, dazu sind wir verpflichtet. Generell spielen da auch Spielerverkäufe eine Rolle, weil unser Kader definitiv zu groß ist, wenn alle Leihspieler zurückkehren.

Es heißt, der FC müsse im Sommer Leistungsträger verkaufen, um das Corona-Minus einzudämmen.

Das lässt sich heute noch nicht beantworten. Der Transfermarkt hat sich durch Corona verändert. Das wird auch nach der Zuschauer-Rückkehr erst mal so bleiben.

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Die aktuelle Gehaltsverzichts-Vereinbarung mit den Profis galt nur bis Januar. Sind Gespräche für eine neue Regelung geplant?

Nach wie vor ist das ein Thema und es gab diesbezüglich immer einen guten Austausch mit der Mannschaft. Die Jungs haben alle ein Bewusstsein für die Situation. Die Gespräche sind aber noch nicht terminiert, aber das Thema steht demnächst wieder auf der Agenda, ja.

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Sportchef Horst Heldt im Interview mit dem EXPRESS.

Karl-Heinz Rummenigge hat vorgeschlagen, Fußballer bevorzugt impfen zu lassen, damit sie als „Vorbild“ vorangehen können. Was halten Sie davon?

Grundsätzlich glaube ich, dass wir wie alle anderen Menschen auch die Berechtigung haben, eine Impfung zu bekommen, wenn wir dran sind. Nur weil wir Fußballer sind, sollten wir weder ausgeschlossen noch bevorzugt werden.

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Inzwischen dauert die Corona-Pandemie in Deutschland fast ein Jahr an. Wie geht es Ihnen persönlich damit?

Es fällt mir schwer, sich vorzustellen, so noch die nächsten Jahre zu leben. Das kann sicherlich keiner. Keine Reisen, kein Kino, kein Essengehen – daran möchte ich mich weiterhin nicht gewöhnen. Schon gar nicht an eine Session ohne Karneval. Aber es ist nach wie vor notwendig, zu verzichten. Umso mehr freut es sich, wenn man Licht am Ende des Tunnels sieht. Jetzt werde ich erst mal versuchen, für Anfang März einen Frisörtermin zu bekommen (lacht).