Das Dilemma um FC-Keeper Timo HornHeldt: „Wir begleiten keinen zur Schlachtbank!“

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Nachdenklich: Timo Horn am Geißbockheim.

Köln – Als der Ball Timo Horn (27) an der Hüfte vorbeiflutschte und ins Tor segelte, schaute sich Kölns Keeper hilfesuchend nach den Kollegen um, breitete die Arme aus und zuckte ratlos mit den Schultern.

Auch dem FC-Keeper dürfte klar gewesen sein, wem die Schuld am Gegentor bei der Niederlage in Bielefeld gebührt. „Timo bekommt den Ball aufs kurze Eck. Da darf er ihn nicht bekommen. Es ist erst ein Fehler der Abwehrreihe und dann ein Fehler des Torwarts. Da brauchen wir nicht drumrumreden, das ist klar“, hatte Coach Markus Gisdol (51) das goldene Tor des Färingers Joàn Edmundsson nach dem Spiel kommentiert.

1. FC Köln: Didi Hamann übt harsche Kritik an Timo Horn

Nicht nur in den Foren und den sozialen Medien sah man das genauso. Auch Sky-Experte Dietmar Hamann (47) nahm kein Blatt vor den Mund und nutzte Horns Bock zu einer Generalabrechnung: „Hinten haben sie ein Problem. Horn war im letzten Jahr schon für das ein oder andere Tor verantwortlich. Und auch heute wieder! Er galt mal als eins der vielversprechendsten Talente. Er hat sich aber einfach nicht weiterentwickelt.“

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Horst Heldt springt Timo Horn beim 1. FC Köln zur Seite

Das rief tags darauf Kölns Sportchef Horst Heldt (50) auf den Plan: „Das ist eine Diskussion, da kann jeder machen, was er für richtig hält. Mir steht das bis hier oben. Natürlich hat der Timo einen Fehler gemacht. Das ist keine Frage. Da braucht man nicht drumrumreden. Aber in der Analyse habe ich noch ein paar andere gesehen. Und ich weigere mich, wir weigern uns, in einem Mannschaftssport einen einzelnen zur Schlachtbank zu begleiten. Das machen wir nicht.“

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Zumal er Hamanns Pauschalkritik nicht teilt. Heldt über Horn, immerhin Silbermedaillengewinner von Olympia in Rio 2016: „Timo hat in der letzten Saison sehr, sehr gut gespielt und uns in der Liga gehalten. In vielen Momenten, wie gegen Wolfsburg, sind wir durch seine Aktionen im Spiel geblieben.“ Und auch Trainer Gisdol will an seinem Keeper festhalten: „Es ist klar, dass in unserer Konstellation Diskussionen aufkommen. Aber: Timo ist und bleibt unsere Nummer eins.“

Ron-Robert Zieler als ernsthafter Konkurrent beim 1. FC Köln für Timo Horn

Mit „Konstellation“ meint Gisdol, dass erstmals seit Jahren mit Weltmeister Ron-Robert Zieler (31) ein ernsthafter Konkurrent für Horn auf der Ersatzbank sitzt. Allerdings hatte man Horn, seit 2012 in inzwischen 156 Bundesliga- und 98 Zweitliga-Partien Stammkeeper im FC-Kasten, eine Stammplatzgarantie zugesichert. Gisdol sagt: „Ron-Robert ist ja nicht mit dem Anspruch gekommen, Nummer 1 zu sein und zu spielen. Sondern er ist als Nummer 2 gekommen und will sich bei uns entwickeln.“

Wohin sich aber ein 31-Jähriger Weltmeister-Torwart auf der Bank des 1. FC Köln entwickeln will, dürfte fürs erste sein Geheimnis bleiben. Heißt: Horn bleibt mindestens noch im Derby (3. Oktober gegen Mönchengladbach) im Kasten des 1. FC Köln.

1. FC Köln will Timo Horn schützen

Schließlich geht es beim FC mit diesen Aussagen vor allem darum, Horn zu schützen. Denn der sah schon gegen Hoffenheim zumindest beim entscheidenden 2:3 nicht gut aus. Und es war klar, dass der Keeper einen stabilen Saisonstart brauchen würde, um die Diskussionen und weitere Verunsicherung zu vermeiden.

Aus seinem Umfeld war schon zu hören, dass selbst seine FC-Zukunft auf dem Spiel stehen könnte, sollte er den Saisonbeginn in den Sand setzen. Deshalb wird Heldt auch so deutlich bei dem Thema: „Den Einzelnen herauszupicken, daran beteiligen wir uns nicht. Wenn ich das zulasse, können wir uns abmelden. Es ist keine Frage, dass er die kurze Ecke zumachen muss. Aber jetzt auf ihm herumhacken, das mache ich nicht. So funktioniert Teamführung und Mannschaftssport nicht. Wir müssen alle kritisieren intern und auch Timo wird kritisiert intern.“

Timo Horn in Köln in einer Spirale aus Fehlern, Kritik und Verunsicherung

Trotzdem steckt der FC bei Timo Horn in einem Dilemma. Der Keeper muss raus aus der Spirale von Fehlern, Kritik und neuer Verunsicherung. Torwarttrainer Andreas Menger (49), dessen Vertrag nach EXPRESS-Informationen nach der Saison nicht verlängert werden soll, hat ihn zwar körperlich in Form gebracht, mental aber bleibt er nicht stabil, trifft zu viele falsche Entscheidungen. Die Spirale zu durchbrechen könnte eine Aufgabe für den Team-Psychologen Moritz Anderten (38) sein.