Ukraine-Krieg im ARDAltpräsident widerspricht Scholz und richtet sich direkt an Deutsche

Altbundespräsident Joachim Gauck sprach sich in der Talkshow von Sandra Maischberger indirekt für härtere Sanktionen aus.

Altbundespräsident Joachim Gauck sprach sich in der Talkshow von Sandra Maischberger indirekt für härtere Sanktionen aus.

Sollte Deutschland seine Öl- und Gasimporte aus Russland stoppen? Altpräsident Joachim Gauck hatte bei Sandra Maischberger eine klare Antwort auf diese Frage.

Am Donnerstag (10. März) trifft sich Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Staats- und Regierungschefs der EU in Versailles bei Paris. Auf der Tagesordnung steht dabei unter anderem die Frage, wie die Mitgliedsstaaten unabhängiger von russischen Rohstofflieferungen werden können. Bislang hat sich Deutschland gegen weitergehende Sanktionen ausgesprochen, ein Öl- und Gasembargo gegen Russland lehnt Bundeskanzler Scholz bislang ab.

Altbundespräsident Joachim Gauck widersprach am Mittwochabend bei „maischberger. die Woche“ dieser Position indirekt.

Gauck sprach in der ARD-Talkshow mehrfach davon, dass man sich in  Deutschland nicht von Ängsten leiten lassen dürfe. Er wandte sich dabei auch an junge Menschen in Deutschland. „Ihr könnt nicht wissen, was ihr später einmal ertragen werdet. Wir sind stärker, als es uns unsere Angst einredet“, sagte Gauck hinsichtlich eines möglichen Einfuhrstopps von Rohstoffen wie Gas, Öl und Kohle aus Russland.

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Menschen entwickelten in Krisensituationen außergewöhnliche Widerstandskräfte, ist sich Gauck sicher: „Wir können auch einmal ein paar Jahre lang ertragen, dass wir weniger Lebensglück und Lebensfreude haben. Wir können auch einmal frieren für die Freiheit.“

Gauck bei Maischberger: Krieg mit Nuklearwaffen? „Nicht realistisch“

Nicht nur weitergehende Sanktionen, auch zusätzliche Waffenlieferungen in die Ukraine hält Gauck für richtig. Die Einrichtung einer Flugverbotszone lehne er indes ab. Er sage dies „mit Schmerzen“, so Gauck. Aber: „Einem Überfallenen mit Waffen beizustehen ist etwas anderes, als aktiv Flugzeuge abzuschießen oder Militärbasen auf russischem Territorium zu zerstören“, machte der Altbundespräsident klar.

Die vielfach geäußerten Sorgen, dass der Konflikt sich verschärfen könne, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg mit Nuklearwaffen führen könnte, teilt Gauck nicht. Die Entscheidungen des „wirrköpfigen Mannes in Moskau“ könne man zwar nicht bis zuletzt berechnen. Putin wolle aber sicher „als ruhmreiche Person in die russische Geschichte eingehen“, er habe immer noch verschiedene Möglichkeiten: „Er muss nicht die letzte wählen, Europa und die Welt in einen größeren Krieg zu ziehen.“

Der russische Präsident sehe jetzt die Grenzen seiner militärischen Möglichkeiten, deshalb sei es „nicht realistisch“, so Gauck, „dass er diese Option wählt.“ (tsch)