Kölns liebster Italo-Schwabe gesteht„In Italien könnt’ ich nicht für immer leben“

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Wild gestikulieren, das macht auch der Italo-Schwabe. Giovanni Zarrella hat Spaß bei unserem Interview im Kölner Savoy Hotel.

Köln – Comeback gelungen! Der in Köln lebende Strahlemann Giovanni Zarrella (41) hat mit seinem Album „La Vita è Bella“ („Das Leben ist schön“) einen echten Sommer-Soundtrack geliefert. 

Dafür hat er bewährte deutsche Hits ins Italienische übertragen, so dass aus Wolle Petrys „Wahnsinn“ sein „Dammi“, aus Maffays „So bist du“ sein „Cosi sei tu“ oder aus „Atemlos durch die Nacht“ sein „Anche tu“ wurde. Zeit für einen Talk.

Deutsche Hits mit italienischen Texten – klingt so einfach, hat aber kaum einer gemacht. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

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Giovanni Zarrella: Ich bin ein Italiener, der bei Stuttgart geboren ist, ein Italo-Schwabe. Ich bin deswegen nicht zu italienisch, also auch nicht zu schwäbisch. Ich bin mittendrin. Das Gefühl wollte ich auf ein Album bringen. Ich wollte meine Wurzeln zeigen, das Beste aus beiden Welten – das ist für mich deutsche Liederkultur in italienischer Sprache, der Sprache der Liebe.

Erscheint das Album auch in Italien?

Wir arbeiten dran. Wäre doch Wahnsinn, wenn so Helene Fischer, Andrea Berg, Wolfgang Petry oder Peter Maffay zu Hits in Italien kämen.

Sie singen mit Ihrer Frau Jana Ina „Cosi sei tu“, die Version des Peter-Maffay-Hits „So bist du“. Warum dieser Song?

Er gehört zu unserem Leben. Als wir uns 2004 kennenlernten, haben wir ihn oft gehört, Jana Ina hat damit sogar ihr Deutsch aufgebessert. Es ist bis heute unser Lieblingslied. Was man ihm auf dem Album wohl anhört – Peter Maffay hat mir geschrieben, dass er mit unserer Version sehr glücklich sei, er halte sie für eine der besten Interpretationen seines Songs.

Sind Sie mehr Italiener oder Deutscher?

Ich bin in beiden Ländern zu Hause und trotzdem in beiden Ausländer. Wenn ich in Italien bin, habe ich zwar das Gefühl, dass ich zu Hause bin, aber ich könnte da nicht für immer leben. Wenn du so lange in Deutschland gelebt hast, kommst du mit dem chaotischen Italien nicht mehr klar.

Schon mal versucht?

Meine Eltern haben es nach den ersten Jahren in Deutschland getan, sind mit uns nach Rom gezogen und ganz schnell zurückgekommen. 

Liegt Singen in der Familie?

Ja, Papa wollte eigentlich Musiker werden. Bis der kleine Giovanni zur Welt kam und Mama sagte: „Bruno, lass die Musik – du musst Pizza verkaufen, damit wir Geld haben!“ Also hat Papa ein Restaurant in Hechingen übernommen. Aber er hat nicht ganz mit der Musik aufgehört: Jeden Samstagabend hat er seine Gitarre rausgeholt und sein Lokal zu seiner Bühne gemacht. Als italienisches Kind durfte ich länger aufbleiben und bald war mir klar, dass ich so singen wollte wie er. Mit zehn stand ich wirklich mit ihm auf unserer Bühne.

Wer war damals Ihr Idol?

Ich war Riesen-Fan von Michael Jackson, wollte eine Show wie er, hatte aber Probleme beim Moonwalk, denn wir hatten Teppich im Lokal. Mama musste mir rutschige Schuhe kaufen. Peinlich war, dass ich zwei Kissen brauchte, um wie Michael auf die Knie zu fallen. Sonst tat es zu weh.

War es schwer, im Musikgeschäft bekannt zu werden?

Es war damals viel schwerer als heute. Ich musste in die nächste Kreisstadt und einem Produzenten Geld geben, damit er mit mir einen Song macht. Den haben wir 50 Mal auf CD gepresst und an Plattenfirmen und Radiostationen geschickt. Die CDs sind alle ungehört zurückgekommen. Heute hast du deinen Youtube-Channel und deinen Instagram-Account, zeigst, was Du draufhast. An jeder Ecke sind Castings und finden große Shows statt. Wer was machen will, muss sich nur bewegen und arbeiten.

Heute ist Ihr Sohn Gabriel so alt wie Sie, als Sie bei Papa die Musik entdeckten. Würden Sie ihm die Show-Welt empfehlen?

Ich werde ihm keinen Beruf empfehlen. Jeden Abend, wenn ich die Kinder zu Bett bringe, bete ich: „Lieber Gott, gib meinen Kindern die Kraft, das zu tun, was sie lieben!“ Das sage ich nicht nur zum lieben Gott, sondern auch, damit sich das meinen Kindern einbrennt und sie eines Tages nur das machen, womit sie glücklich werden. Sie sollen die Schule fertig machen und sich ausprobieren, bis sie das Richtige gefunden haben.

Wie ist es bei Ihnen – erziehen Sie auf deutsche oder italienische Art?

In der Erziehung bin ich typisch italienisch. Ich bin ein halber Helikopter-Papa, bin sehr vorsichtig. Wahrscheinlich könnte ich ihnen mehr Luft geben – aber ich schaffe es in der Praxis nicht.

Sie führen ein Familienleben ohne die üblichen Schlagzeilen. Gibt’s ein Erfolgsrezept? 

Es liegt daran, dass Jana Ina und ich glücklich sind mit dem, was wir haben. Das war schon so, als es mit meiner Arbeit nicht so rund lief, also die Jahre nach Bro’Sis. Damals wusste ich nicht, wie es weitergeht, habe mich wieder am Schreibtisch gesehen, was ich natürlich nicht wollte.

Sie standen damals im Schatten Ihrer Frau... 

Sie hat zu mir gestanden und mich wie eine Welle über diese harte Zeit mitgenommen. Als wir heirateten, schwamm ich auf einer Glückswelle: Haus einrichten, eigene Familie und alles Drum und Dran – dann war die berufliche Krisen-Zeit fast vorbei. Wir hatten nie ein Problem, wenn einer mal erfolgreicher war als der andere, weil wir das Private so lieben. Meine kleine Welt: Meine Kinder, meine Frau, meine Eltern, die ein paar Häuser weiter wohnen, meine Geschwister – es gibt für mich nichts Schöneres.

Ein Fußballtalent war Giovanni Zarrella auch

Giovanni Zarrella (geboren am 4. März 1978 in Hechingen) machte eine Lehre zum IT-Systemkaufmann, anschließend arbeitete er im Vertrieb der Modefirma Hugo Boss.

2001 wurde er beim Casting-Wettbewerb der TV-Sendung „Popstars“ in die Band Bro’Sis gewählt (die bestand bis 2006). Startete 2008 mit Ehefrau Jana Ina die Familien-Doku „Wir sind schwanger“. Es folgten viele TV-Show-Auftritte.

Von 1992 bis 1994 spielte er in der Jugendmannschaft des AS Rom, später in der des VfB Stuttgart und dann in der 2. Mannschaft des SSV Reutlingen (Verbandsliga). Giovanni und Jana Ina haben zwei Kinder und leben in Köln.