Trauriger Alltag in KeniaSo heftig werden LGBTQI+-Jugendliche diskriminiert – jetzt wehren sie sich

Kenianische LGBT-Aktivisten und ihre Unterstützer haben sich am 24. Mai 2019vor dem Gerichtshof versammelt.

In kenianischen Schulen und Internaten werden Jugendliche der LGBTQI+-Community diskriminiert und ausgegrenzt. Jetzt melden sie sich zu Wort. Das Foto zeigt kenianische LGBT-Aktivisten am 24. Mai 2019.

In Kenia ist Homosexualität leider weiterhin ein Tabuthema. Das bekommen vor allem die queeren Jugendlichen zu spüren. Nun melden sie sich zu Wort und protestieren.

Homosexualität ist in Kenia ein Tabuthema. Die LGBTQI+-Community wird offen diskriminiert und das bekommen auch die Jugendlichen in Schulen und Internaten zu spüren. Nun melden sich Betroffene zu Wort und fordern Gleichberechtigung.

Jill, eine 25-jährige pansexuelle Frau berichtete der südafrikanischen Wochenzeitung „Mail & Guardian“ von ihrem Leben, durch das sie nach ihrer Schulzeit „wie ein Reservoir von Schuldgefühlen“ gegangen sei.

Sie erzählt davon, wie sie sich mit einer Gruppe von Mädchen in den Computerraum geschlichen hätte, um im Internet zu surfen. Als sie von einer Lehrkraft erwischt wurden, hätte diese sie beschuldigt, nur dort hingegangen zu sein, um Gruppensex zu haben.

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Vor dem Disziplinarausschuss wäre sie daraufhin als „Lesbe“ bezeichnet worden, weil sie ein Sporttrikot trug. Kurz darauf wurde sie von der Schule suspendiert.

Kenia: Beim Sex erwischt, dann verprügelt und suspendiert

Doch Jill ist kein Einzelfall. So berichtet das Schweizer Magazin „GAY.CH“ von zwei 15-jährigen, männlichen Jugendlichen, die in der Gemeinschaftsdusche ihrer Schule bei sexuellen Handlungen erwischt worden seien.

Daraufhin wären sie von ihren Klassenkameraden brutal verprügelt und zum Rektor gebracht worden. Der Rektor suspendierte die 15-jährigen Schüler.

Weiter warnte er, dass es keine „solchen“ Schüler an seiner Schule gebe und jeder, der bei solchen „Aktivitäten“ erwischt werde, sofort von der Schule fliege.

Kenia: Homophobe Forderung führt zu Protesten

Tatsächlich macht die Bildungspolitik kein Geheimnis aus der homophoben Haltung der Bildungsinstitutionen. So schlug der Minister für Bildung, George Magoha, im Dezember 2021 vor, dass schwule und lesbische Schülerinnen und Schüler von Internaten ausgeschlossen werden sollten.

Diese Äußerung ließ die LGBTQI+-Community jedoch nicht auf sich sitzen! Im Januar 2022 gingen dutzende wütende Schülerinnen und Schüler auf die Straßen von Nairobi, um friedlich vor dem kenianischen Bildungsministerium zu protestieren, wie der amerikanische Sender „Voice of America News“ berichtet.

Makena Njeri, Gründerin von „Bold Africa“, einem Netzwerk für Schwulenrechte, sagte während des Protests: „Ein schwuler Schüler zu sein, der in die Highschool geht, war eine Herausforderung und führte fast zu einem Rauswurf.“

Weiter berichtete er: „Jetzt, da die Regierung mehr Druck auf die Institutionen ausübt, um weiterhin Kinder zu diskriminieren, werden wir das nicht mehr hinnehmen.“

Verbot von Homosexuellen an Internaten wäre „eine Katastrophe“

Die Umsetzung einer solchen Richtlinie sei jedoch nicht nur „sehr schwierig“, sondern „eine Katastrophe“, wie ein anonymer Beamter des staatlichen Bildungswesens dem amerikanischen Sender mitteilte.

Und auch Bildungsminister Magoha machte einen Rückzieher, wie das afrikanische Nachrichtenportal „Nairobi News“ berichtet. „Ich bin nicht gegen Homosexuelle“, so beteuerte Magoha am 14. Februar 2022.

Weiter betonte er: „Ich sagte, wenn du ein Homosexueller in einem Internat bist und von dem Bett eines Schülers in das eines anderen hüpfst, enden deine Rechte dort.“

Kenia: Homosexualität ist hier verboten

Leider ist Kenia noch immer eins von zahlreichen afrikanischen Ländern, die Homosexualität verbieten. Die Ausgrenzung und Diskriminierung von Mitgliedern der LGBTQI+-Community gehört zum Alltag der Menschen und geht weit über ihre Schulzeit hinaus.

So sagte Jill: „Ich musste mit all dem Trauma fertig werden, das damit verbunden war, was sie dachten, dass ich sei, bevor ich akzeptieren konnte, wer ich bin.“