Eine neue Umfrage zur Kommunalwahl am 14. September sorgt für Überraschung. Ein Experte findet deutliche Worte.
Umfrage-Schreck vor Wahl in Köln„Ich finde es krass“

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Wahlplakate zur Kommunalwahl stehen am Ebertplatz.
Aktualisiert30.08.2025, 18:05
„Ich finde es krass, wie niedrig der Bekanntheitsgrad selbst der wichtigsten OB-Kandidatinnen und -Kandidaten so kurz vor der Wahl ist“, lautet das knallharte Urteil des Kölner Soziologen Ansgar Hudde.
Der Zuspruch aus der Bevölkerung sei erschreckend schwach, erklärt er gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die Bewerberinnen und Bewerber von Grünen, SPD und CDU liegen in der Umfrage „Köln-Radar“ nur bei etwas mehr als zehn Prozent – und das bei einem hauchdünnen Abstand von jeweils nur zwei Prozentpunkten.
Huddes Fazit: „Drei Bewerber auf gleich niedrigem Niveau. Ernüchternd für die Kandidaten, und auch für die Stadt.“
Ganz offenbar sei es keiner Partei gelungen, jemanden mit echter Strahlkraft ins Rennen um den Posten an der Stadtspitze zu schicken. Fatal bei einer Persönlichkeitswahl, bei der es auf Charisma ankommt. Damit sei „völlig offen“, wer es am Ende in die entscheidende Stichwahl schafft, so Hudde.
Experte über Einheitsbrei bei den Wahlslogans
Dass der Wahlkampf bisher eher „träge“ wirkt, liegt laut Hudde auch an der fehlenden Schärfe. Dass sich die Kandidaten in Wahlkampfveranstaltungen so zivilisiert und fair verhalten haben, sei in „aufgeheizten Zeiten“ zwar sehr zu begrüßen.
Aber vieles sei unscharf. Das zeigten auch die fast identischen Slogans der drei aussichtsreichsten Anwärter: Berivan Aymaz (Grüne) wirbt mit „Für ein Köln, das funktioniert.“. Torsten Burmester (SPD): „Damit Köln endlich wieder funktioniert.“ Markus Greitemann (CDU) meint: „Ich will, dass Köln künftig besser funktioniert.“
Huddes ironischer Kommentar dazu: „So, liebe Kölnerinnen und Kölner, dann wählt mal schön!“
Zurzeit liegt Torsten Burmester von der SPD vor Berivan Aymaz (Grüne) und Markus Greitemann (CDU). Sollte es der SPD-Mann in die Stichwahl schaffen, könnte er laut dem Soziologen die besten Chancen haben. Hudde: „Er und die SPD haben zwar wenig Kernklientel oder glühende Anhänger. Aber es gibt auch wenige, die ihn wirklich ablehnen oder für unwählbar halten, was bei CDU und Grünen anders ist.“
Kölns politische Landschaft immer weiter zerstückelt
Ein Trend, der sich auch in Köln zeigt: die immer stärkere Zerstückelung der Parteienlandschaft.
Hudde rechnet vor: Bis zur Jahrtausendwende haben Union und SPD das in Köln zu zweit geschafft, auf 75 Prozent der Stimmen zu kommen. „Bis Mitte der 2010er Jahre brauchte es schon drei Parteien, dann vier – und Stand jetzt müsste man die Ergebnisse von fünf Parteien zusammenfassen.“
Das macht die Bildung eines stabilen Ratsbündnisses extrem schwierig. Vor allem CDU-Kandidat Greitemann hätte es im Falle eines Wahlsiegs schwer, da ihm im Rat eine Mehrheit links der Mitte gegenüberstünde. „Für eine eigene Mehrheit müsste die CDU alles einsammeln, was nicht rechts- und linksaußen ist“, erklärt Hudde. (red)