Preisschilder in KneipeOrdnungsamt: Schnibbel-Streit um Kölner Künstler

Künstler Peter M. zeigt Bild im Filos in der Kölner Südstadt

Künstler Peter M. zeigt auf das abgerissene Preisschild an einem seiner Werke im Filos.

Deko-Fässer kaltgestellt, Markisen verkürzt, Sitzkissen moniert: Das Eingreifen der Beamten vom Ordnungsamt sorgt für Aufsehen im Veedel. Jetzt gibt es den nächsten kuriosen Zoff.

von Markus Krücken (krue)

Köln. Die Südstadt kommt nicht zur Ruhe. Das „Filos“, eine Gaststätte, in der sich viele Kreative, darunter Künstler, Schauspieler, Journalisten und Kabarettisten treffen, war bereits in den vergangenen Tagen Thema, weil es vom Kölner Ordnungsamt zur Außengastronomie mit Auflagen belegt wurde. Wie diverse weitere Läden unweit auch, sahen sich die Betreiber einer angeblich (zu) scharfen Kontrolle ausgesetzt.

Kölner Südstadt: Künstler Peter Mück muss Preisschilder wegschneiden

Nun das nächste kuriose Ding: Der Streetart-Künstler Peter M., der sich am 2.Oktober mit seinen Kollegen vom Eierplätzchen vertrieben fühlte, weil sie dort im öffentlichen Raum Kunstwerke angefertigt hatten (wir berichteten), wurde nur kurz darauf in seiner Stammkneipe erneut in seinen Augen Opfer einer „immer mehr zunehmenden behördlichen Willkür“.

M., der bereits an mehreren internationalen Ausstellungen teilgenommen hat, zu EXPRESS.de: „Ich stelle meine Kunstwerke zurzeit in der Südstadtkneipe aus. Doch einer der Betreiber teilte mir nun mit, dass das Ordnungsamt ihn veranlasst habe, die Preisschilder von den Bildern zu entfernen, denn das käme ja „einem Einzelhandel gleich“. Ich stelle seit über 25 Jahren aus und hab so etwas noch nicht erlebt.“

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So wurden die Preisschilder zwangszweise weggeschnibbelt. Unverhältnismäßiges Vorgehen? Ein Sprecher der Stadt hatte auf unsere Nachfrage zu den Einsätzen im Veedel und den Beschwerden hierüber erklärt: „Kontrollen sind normaler Bestandteil der Arbeit des Ordungsamtes, besonders bei Vorliegen von Beschwerden. Vorgaben werden bei jeder Außengastronomie-Genehmigung mitgegeben und stets darauf verwiesen. Sie sind klar und verständlich in Formularen und auf der Homepage des Gaststättenbereichs nachzuvollziehen. Wer ein Gewerbe führt, muss in der Lage sein, auch seine Erlaubnis en Detail zu lesen, zu verstehen und sich bei Bedarf von der Stadt Köln beraten zu lassen.“

Doch M. sieht sich im Schnibbelstreit nun gedemütigt: „Dass ich meine Werke nicht mehr verkaufen darf und das in der Coronazeit, in der wir Künstler ja ohnehin mit Einnahmeverlusten zu kämpfen hatten (und noch haben), macht mich sprachlos.“ Auch den Begriff „Einzelhandel“ verstehe er nicht, denn die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an ihn, das Filos bekomme also keine Provision.

Rückenwind bekommt der Künstler von dem bekannten Galeristen Rudolf Smendt: „Das können wir doch nicht dulden! Meine Unterstützung ist Ihnen und alle anderen sicher“.

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Das Ordnungsamt hat übrigens laut M. auch vor Smendts Galerie nahe des Eierplätzchens auf dem begrünten Mittelstreifen „aufgeräumt“: „Auf der Mainzer Str. wurden mehrere Bänke, die die Kölner Bürger zwischen liebevoll angelegten Blumenbeeten aufgestellt hatten, kurzerhand entfernt.“

Ein weiteres Beispiel mehr, das Protest hervorruft. Daher wird die Sitzung der Bezirksvertretung I am Donnerstag (28. Oktober) zum Thema „Vorgehen des Ordnungsamtes“ mit Spannung erwartet...