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Nach 35 Jahren in KölnBekannter Südstadt-Pfarrer geht in Pension – jedoch noch nicht so ganz

Hans Mörtter steht mit einem Mikrofon auf der Bühne der Kölner Philharmonie.

Südstadtpfarrer Hans Mörtter während einer „SOS-Save our Souls“ Veranstaltung in der Kölner Philharmonie im September 2020.

35 Jahre lang war Hans Mörtter Pfarrer in der Kölner Südstadt. Er revolutionierte die Gemeinde und holte die Menschen zurück in den Gottesdienst. Nun wird er zwar entpflichtet, setzt sich aber noch lange nicht zur Ruhe.

von Carolina Bosch ()

Ursprünglich wollte Hans Mörtter (67) gar kein Pfarrer werden. Er sei während des Studiums „einfach reingerutscht“. Zum Glück für die Kölner Lutherkirche und die Südstadt.

35 Jahre lang arbeitete er als Pfarrer in der kleinen protestantischen Kirche. Am Sonntag (4. September) feiert er in einem Gottesdienst seine offizielle Entpflichtung.

Kölner Südstadt-Pfarrer: Hans Mörtter wird entpflichtet

Bevor Mörtter, der in Bonn geboren und aufgewachsen ist, in die Kölner Südstadt kam, musste er sie zunächst auf Herz und Nieren prüfen. „Ich war vorher in Kolumbien und wollte eigentlich nicht wieder nach Deutschland kommen“, verrät er im Gespräch mit EXPRESS.de.

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Es musste für ihn perfekt passen. „Ich lief zwei Stunden durch fast alle Straßen und wollte das Viertel unter den Füßen und im Herzen spüren, bevor ich überhaupt zur Lutherkirche ging.“ Es scheint alles gepasst zu haben, denn er bewarb sich auf die Stelle und der Rest ist Geschichte.

Hans Mörtter holte die Menschen zurück in die Kölner Lutherkirche

Hans Mörtter revolutionierte die Kirchengemeinde. „Als ich hier ankam, waren die Gottesdienste leer, sogar zu Weihnachten.“ Heute muss er an Heiligabend draußen Public Viewing veranstalten, weil die Kirche so gut besucht wird.

Nahezu jeder und jede in der Südstadt kennen heute den Pfarrer. Wie er das geschafft hat? „Ich bin raus ins Viertel gegangen. Dorthin, wo die Leute sind.“ Mörtter hat sich in Kneipen und auf der Straße mit Bürgerinnen und Bürgern unterhalten und ist ihnen auf Augenhöhe begegnet.

Die Gottesdienste sind nun gut besucht, vor allem auch von der jüngeren Generation. Er halte keine klassischen Gottesdienste, erzählt er. „Wir singen moderne Lieder, sind offen und experimentell. Meine Predigten werden improvisiert und thematisieren aktuelle Ereignisse.“

Kölner Südstadt-Pfarrer setzt sich für benachteiligte Menschen ein

Doch auch außerhalb der Kirche engagiert sich Hans Mörtter in zahlreichen Projekten. Er ist ein Macher und das schätzen seine Mitmenschen an ihm. Erst kürzlich rief ihn die Kölner Schauspielerin Mariele Millowitsch an und wollte ihn bei seinem Projekt für Familien mit alleinerziehenden Eltern unterstützen. 

Auch der Vringstreff e. V., den er mit initiierte, ist eines seiner Herzensprojekte. „Ich werde nie vergessen, wie am Tag der Eröffnung ein Obdachloser vor dem Gebäude stand und vor Freude geweint hat.“ In all seinen Aktionen gehe es ihm um die Würde des Menschen, betont Mörtter.

Und damit wird er auch nicht aufhören, wenn seine aktive Zeit vorbei ist. „Jemand sagte mir, ich hätte meinen Ruhestand verdient. Da musste ich lachen, denn ich gehe nicht in den Ruhestand.“ Ganz im Gegenteil.

Gefährliche Reise nach Afrika geplant

Sein nächstes großes Projekt steht bereits in den Startlöchern. Und das ist nicht ungefährlich. Im Januar wird Mörtter ein Camp in Afrika besuchen. Welches Land es sein wird, kann er aus Sicherheitsgründen nicht verraten. „Ich werde dort mit Bodyguards eingeschleust“, erklärt er. In dem Camp befinden sich laut seiner Aussage Flüchtlinge, die dort gefangen gehalten und teilweise sogar entführt werden. Gemeinsam mit einem Journalisten will er auf die Situation aufmerksam machen.

Am 30. September lädt Mörtter zu einem Benefizkonzert in die Philharmonie. Unter dem Motto „SOS - Save our Souls“ wird es um die Bedrohung durch den Klimawandel gehen.

Seine Gemeinde wolle nicht, dass er aufhört, lacht Mörtter. „Aber ich höre ja nicht richtig auf.“ Sogar ausgewählte Gottesdienste möchte er in Zukunft noch halten. Eine direkte Nachfolge sei allerdings noch nicht geplant. Aber es werde weitergehen, versichert der Südstadt-Pfarrer.