Seit fünf Monaten ist Serap Güler (45) an der Spitze der Kölner CDU. Im Interview mit Vize Florian Braun (39) wird klar: Die Zeit der Kompromisse mit den Grünen ist vorbei. Es gibt eine knallharte Ansage.
Kölner Rathaus-ZoffCDU-Chefin rechnet mit den Grünen ab

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Anfang April: die neue Parteichefin Serap Güler
02.09.2025, 12:12
Fünf Monate nach ihrer Wahl zur Parteichefin macht Serap Güler (45) sofort klar, wo es langgeht. Gemeinsam mit ihrem Vize Florian Braun (39) will sie der Kölner CDU eine neue, klare Stimme geben – und die ist nicht immer im Einklang mit dem Ratsbündnis, vor allem nicht mit den Grünen.
Gerüchte, sie seien nur das „alte Team Petelkau“, weist Güler entschieden im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zurück. „Wir sind kein altes Team Petelkau, wir sind das Team Güler-Braun“, stellt sie klar. „Wir sind keine Handlanger von irgendwem, wir sind mit unseren eigenen Köpfen unterwegs.“ Eine neue Ära für die Partei.
Und die neue Führung zeigt direkt ihre Zähne! Bestes Beispiel: der Zoff um die Gleueler Wiese. Als die CDU-Fraktion im Rat dem Plan der Grünen zustimmen wollte, dem Umweltschutzbund BUND die Wiese per Grundbucheintrag zu überlassen, grätschte die Parteispitze dazwischen. Der gemeinsame Antrag wurde kurz vor der Sitzung gekippt!
Ein Machtwort von Güler? Sie sagt es diplomatischer: „Es wird immer mal wieder Themen geben, bei denen die Fraktion eher der Partei folgen muss als umgekehrt.“ Eine klare Ansage an Fraktionschef Bernd Petelkau, der laut Kritikern und Kritikerinnen den Grünen manchmal zu sehr entgegenkommt.
Was passiert mit der Wiese, auf der der 1. FC Köln eigentlich bauen wollte?
Und was passiert jetzt mit der Wiese, auf der der 1. FC Köln eigentlich bauen wollte? Im CDU-Wahlprogramm steht, die Wiese solle geschützt werden. Doch Güler hält sich eine Hintertür offen und verweist auf ein anstehendes Gerichtsurteil. Ihr Vorwurf an die Konkurrenz: „Jeder, der jetzt nur ein Ja oder Nein zur Bebauung verspricht, ignoriert die Rahmenbedingungen. Das ist Wählertäuschung.“
Die Auseinandersetzung um die Gleueler Wiese ist nur ein Symptom. Nach zehn Jahren im Bündnis mit den Grünen ist bei der CDU offenbar eine gehörige Portion Frust aufgelaufen. Güler bringt es auf den Punkt: „Zutreffend ist aber schon, dass wir vor allem in all den Fragen rund um den Verkehr müde von der grünen Ideologie sind.“
Ihr Vize Florian Braun legt nach und schickt eine Warnung für die Zeit nach der Wahl an alle potenziellen Partner und Partnerinnen: „Wir werden nach der Wahl hart für unsere aktuellen Antworten einstehen. Da gibt es für keinen der möglichen Verhandlungspartner einen Vorzugsbonus.“ Das klingt nach dem Ende der schwarz-grünen Kuschelzeit in Köln.
Stattdessen will die CDU mit eigenen Themen punkten. Die drei wichtigsten: Sicherheit, Wohnen und Wirtschaft. „Wir wollen 300 mehr Ordnungskräfte in der Stadt“, kündigt Güler an und fordert „weniger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an Schreibtischen und mehr auf der Straße.“
Beim Wohnungsbau müsse Schluss sein mit teuren Klimastandards, die das Bauen unbezahlbar machen. Und für die Wirtschaft hat die Parteichefin einen überraschenden Wunsch: „Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass Köln einer der größten Rüstungsstandorte der Republik wird.“
Doch was ist mit der eigenen Verantwortung nach zehn Jahren im Bündnis? Und was ist mit der Kritik am eigenen OB-Kandidaten Markus Greitemann wegen der teuren Anmietung der Kaufhof-Zentrale? Güler verteidigt ihn vehement: „Hätte er die Hände in den Schoß legen sollen? Dann hätte die Stadt Millionen Euro mehr gezahlt.“
Ihr Slogan „Kein Amt für Anfänger“ falle der CDU nicht auf die Füße. Im Gegenteil: „Markus Greitemann ist der einzige Kandidat, der nicht vorher noch eine Ausbildung braucht“, so Güler. Er könne als OB ab Tag eins die Probleme der Stadt anpacken. (red)