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Nach Bein-Amputation„Bin in meiner Kölner Wohnung gefangen“

Nur ein gesundes Bein und eine Mini-Wohnung, die nicht rollstuhlgerecht ist – Thomas Pieper aus der Kölner Südstadt ist verzweifelt.

Thomas Pieper (54) hat nur noch ein gesundes Bein – ohne seinen Rollstuhl geht gar nichts. Seit ca. zwei Jahren lebt er in einer Mini-Wohnung (20 Quadratmeter) in der Kölner Südstadt.

Ohne Hilfe kann er sie nicht verlassen! „Ich bin in meiner Wohnung gefangen“, erzählt Pieper und zeigt das Problem.

„Ich wohne zwar im Erdgeschoss, ich muss aber trotzdem mehrere Stufen bewältigen, um rauszukommen. Arztbesuche sind ohne Hilfe nicht möglich. Einkäufe erledigen Bekannte oder er bestellt über den Lieferdienst. „Das ist doch kein Zustand“, ist der 54-Jährige verzweifelt.

„Zudem steht die Waschmaschine im Keller. Da komme ich gar nicht hin, da muss ich Leute aus der Nachbarschaft fragen.“

Und die Suche nach einer rollstuhlgerechten Wohnung gestalte sich als aussichtslos.

Er habe bereits Kontakt zum Versorgungsamt aufgenommen – ohne Erfolg. „Zudem habe ich die Stadt angefragt. Da gibt es eine Beratungsstelle für Wohnraumanpassung und Wohnungswechsel namens ‚wohn mobil‘. Die haben einen Aufnahmestopp“, so Pieper.

Thomas Pieper sitzt auf der Treppe vor seiner Wohnung. Ohne Hilfe kommt er hier nicht mehr runter.

Thomas Pieper sitzt auf der Treppe vor seiner Wohnung. Ohne Hilfe kommt er hier nicht mehr runter.

Der Kölner hat auch einen Wohnberechtigungsschein mit einer sehr hohen Dringlichkeitsstufe. „Der bringt mir leider auch nichts. Es gibt nur Wartelisten“, beklagt er sich. 

Thomas Pieper ist ratlos und frustriert. „Ich bekomme von der Stadt so gut wie keine Unterstützung. Was kann ich tun?“

Piepers Schicksal begann 2018. Er war in eine Scherbe getreten, die Wunde entzündete sich. Es kam zu einer Blutvergiftung – der rechte Unterschenkel war nicht mehr zu retten und wurde amputiert.

2023 bekam er einen Schlaganfall, der rechte Arm ist seitdem fast gelähmt. Infolgedessen sei es zu einer Nervenstörung im Knie gekommen, so Pieper. 2025 folgte eine weitere Operation und Amputation im Bereich des Knies. 

Seitdem geht bei Thomas Pieper ohne Rollstuhl nichts mehr! Er bezieht Bürgergeld und das Jobcenter übernimmt die Kosten für die Miete (505 Euro warm), aber mal eben rausgehen sei ohne Hilfe nicht mehr möglich.

Stadt äußert sich zu Beratungsstelle „wohn mobil“

Auf EXPRESS.de-Anfrage erklärt eine Sprecherin der Stadt Köln: „Die Beratungsstelle ‚wohn mobil‘ ist eine Einrichtung der PariSozial Köln gGmbH, einer Tochter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Nordrhein-Westfalen e.V. Die Fachkräfte von ‚wohn mobil‘ beraten und unterstützen in Köln lebende ältere Menschen und Menschen mit Behinderung dabei, möglichst lange und selbstbestimmt barrierefrei zu Hause leben zu können.“

Weiter teilt die Sprecherin mit: „Nach Rücksprache des Amtes für Wohnungswesen mit ‚wohn mobil‘ werden nach wie vor telefonische Beratungen durchgeführt beziehungsweise schriftliche Anfragen bearbeitet. Lediglich Termine für eine ‚Vor-Ort-Beratung‘ in den Wohnräumen der Ratsuchenden sind erst wieder ab 7. Januar 2026 verfügbar.“

Das Amt für Wohnungswesen sei Ansprechpartner für Fragen zu behindertengerechtem Wohnen, sowohl für Wohnungssuchende als auch für Vermieter und Vermieterinnen. Die Zielgruppe werde beraten und bei der Suche nach passendem Wohnraum unterstützt. Hierbei liege der Schwerpunkt auf der Versorgung mit öffentlich gefördertem Wohnraum. Eine konkrete Wohnungsvermittlung finde nicht statt.

Durch die Ausstellung eines WBS schaffe das Amt für Wohnungswesen den grundsätzlichen Zugang zu öffentlich gefördertem Wohnraum, erklärt die Stadtsprecherin das Procedere.