Eigentlich sollten 13 Familien am Freitag zwangsgeräumt werden. Das passierte nicht, aber wie geht es jetzt mit den Mietern und den Mieterinnen weiter?
Schimmel und ZwangsräumungKölner Politikerin mit klarer Forderung
Aktualisiert15.09.2025, 17:39
Die Wohnsituation im Schimmelhaus in der Eduard-Heis-Straße 7-9 in Köln-Flittard bleibt angespannt.
13 Familien – 51 Mietern und Mieterinnen – drohte die Stadt mit Zwangsräumung (EXPRESSS.de berichtete). Die Frist lief am Freitag (12. September 2025) aus. Nach einem erheblichen Wassereinbruch vom Dach sind die Wohnungen nicht mehr bewohnbar, der Strom wurde bereits abgestellt.
Eine Zwangsräumung fand bisher nicht statt!
Nur wenige Bewohner und Bewohnerinnen sind bereits ausgezogen. Wie Maria Thiel (35): „Ich habe zwei Kinder, acht und zwölf Jahre alt. Ich habe es hier nicht mehr ausgehalten. Ich bin am Donnerstag ausgezogen und bin jetzt in einer Notunterkunft in Porz. Da hab ich wenigstens warmes Wasser“, erzählte sie am Freitag unter Tränen.

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Maria Thiel (35) zeigt einen der vielen Wasserschäden in ihrer Wohnung in Köln-Flittard.
Vielen Bewohnern und Bewohnerinnen wurden Notunterkünfte in Rodenkirchen angeboten – zu weit weg. Ayesha A. (36) wohnt mit ihrem Mann und vier Kindern (9, 12, 16, 18) in einer der Horror-Wohnungen. Durch die Feuchtigkeit hat sich schon gesundheitsschädlicher Schwarzschimmel gebildet.
Die neunjährige Tochter geht noch in Flittard auf die Grundschule. Der Schulweg würde Stunden dauern.
Auch Razet Khadzhieva (35), ihrem Ehemann und den vier Kindern (7, 11, 14, 16) wurde eine Ausweichwohnung in Rodenkirchen angeboten. „Mit Hin- und Rückfahrt und Abholen bin ich mit Bus und Bahn sechs Stunden am Tag unterwegs“, ist Razet fassungslos und enttäuscht von der Stadt.

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Schimmel, Schäden – und sogar ein Pilz wächst aus einer der völlig maroden Wände im Badezimmer.
Paloma Krassa-Hammes von der CDU hat sich inzwischen eingeschaltet und versucht zu vermitteln.
„Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ist die geplante Zwangsräumung in Flittard vollständig abgesagt. Jetzt ist entscheidend, dass die betroffenen Familien sofort Unterstützung erhalten. Der Herbst steht vor der Tür“, erklärt die Politikerin gegenüber EXPRESS.de.
„Besonders die Nachbarschaft leistet hier Beeindruckendes: Anwohner und Anwohnerinnen stellen Strom zur Verfügung, helfen im Alltag und springen ein, wo sie können. Es wäre großartig, wenn weitere Menschen im Veedel mit Campingkochern, Heizgeräten, Powerbanks oder ähnlichen Dingen kurzfristig unterstützen würden“, ruft Krassa-Hammes zur Mithilfe auf.
„Mir ist wichtig, dass die Familien selbst bestimmen dürfen, wie es für sie weitergeht. Eine erzwungene Umsiedlung quer durch Köln ist nicht zumutbar. Hier in Flittard haben die Menschen ihr soziales Umfeld, ihre Kinder besuchen Schule und Kita vor Ort. Das darf nicht leichtfertig zerstört werden.“

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Eine der Wohnungen, direkt unter dem Dach.
Sie fordert die Stadt auf, „das Gebäude schnellstmöglich zu kaufen und eine Kernsanierung einzuleiten.“
Die Stadt macht da wenig Hoffnung! „Die Stadt beabsichtigt derzeit nicht, das Gebäude käuflich zu erwerben und/oder zu sanieren“, versichert eine Sprecherin der Stadt.
„Die Kontaktaufnahme mit der Eigentümerin gestaltet sich bedauerlicherweise weiterhin schwierig. Daher kann aktuell keine belastbare Aussage dazu getroffen werden, wie es mit dem Gebäude in der Eduard-Heis-Straße 7-9 weitergeht. Den betroffenen Mietparteien kann daher nur empfohlen werden, selbst aktiv nach alternativem Wohnraum zu suchen“, ergänzt die Stadtsprecherin.
Zum aktuellen Stand der Zwangsräumung wollte sich die Stadt auf EXPRESS.de-Nachfrage nicht äußern.
Insolvenzverwalter wurde eingeschaltet
Wie EXPRESS.de aus dem Schreiben der Stadt Köln an die Mieter und Mieterinnen weiß, ist ein Insolvenzverwalter eingeschaltet worden.
Ursprünglich sollte das Haus saniert werden. Das Dach wurde bereits abgetragen, Gerüste aufgestellt. Doch aufgrund der Zahlungsunfähigkeit ruhen aktuell alle Baumaßnahmen.