Kölner DreigestirnEr muss es wissen: Das kostet es, einmal Prinz zu sein

Das Kölner Dreigestirn.

Friedrich Klupsch, Sascha Klupsch und Werner Klupsch (v.l.) bilden in dieser Session das Kölner Dreigestirn. Unser Foto zeigt sie am 25. Januar 2024 auf dem Dach der Hofburg.

Sie regieren in jeder Session die Kölner Jecken. Prinz, Bauer und Jungfrau sind überall präsent. Dennoch gibt es noch ein paar spannende Geheimnisse um das Trifolium.

Wenn der Rosenmontagszug durch die Stadt rollt, dann erlebt Kölns königliche Familie den Sessionshöhepunkt.

Mit der Fahrt an einer Million Jecken vorbei, erfüllten sich Prinz Sascha I. und Bauer Werner einen Traum. Jungfrau Frieda hingegen konnte nicht am Rosenmontagszug 2024 teilnehmen, musste stattdessen an der Hüfte operiert werden. Das Dreigestirn zog nur als „Zweigestirn“ durch die Stadt. Das gab es in der Geschichte des Rosenmontagszuges noch nie!

Trotz der bitteren Nachricht um Friedrich Klupsch fasst EXPRESS.de zum jecken Finale der tollen Tage elf Geheimnisse rund um das Trifolium zusammen. Prinzenführer Marcus Gottschalk ist Protokollchef des Dreigestirns und kennt als Ex-Prinz der Session 2012 die Abläufe aus dem Effeff.

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Kölner Dreigestirn absolvierte in der Session 414 Termine

1) Termin-Wahnsinn: Das Dreigestirn hat in dieser Session 414 Termine absolviert. An Weiberfastnacht war mit 18 Verpflichtungen der heftigste Tag. Das Festkomitee plant die Termine jeweils zwei Jahre im Voraus, ohne zu wissen, wer überhaupt das Dreigestirn stellt. Etwa die Hälfte der Auftritte finden in sozialen Einrichtungen wie Altenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen sowie bei vielen Sponsoren und Partnern statt. Die Gesellschaften übermitteln ihre Wünsche. Gottschalk trägt diese in ein Buchungssystem ein und versucht möglichst allen Ansprüchen gerecht zu werden.

2) Hofburg: In den vergangenen sechs Wochen wurden zehn Zimmer im siebten Stock des Dorint-Hotels am Heumarkt benötigt. Das Dreigestirn, die drei Adjutanten, Equipe-Chef Gary Bingener, Prinzenführer Marcus Heller und die beiden Hof-Frisöre wohnten dort dauerhaft. Zudem gibt es einen großen Raum, der als Treffpunkt dient, mit einer Küche ausgestattet ist und wo die Maske aufgebaut wurde. „Zu meiner Zeit hatten wir da einen Pizza-Ofen. Da haben wir nach der Session zehn Kilo mehr gewogen. Die Zeiten sind vorbei“, lacht Gottschalk.

3) Prinzen-Ornat: Der Prinz trägt rote Lederschuhe mit weißer Schleife. Damit sich keine Blasen bilden, weil er diese oft zwölf Stunden am Stück tragen muss, handelt es sich um orthopädische Maßanfertigungen. Die Strumpfhosen haben zudem einen Reißverschluss, was das An- und Ausziehen erleichtert.

4) Gewand der Jungfrau: Mit den römischen Verzierungen soll an die Stadtgründerin Agrippina (50 n. Chr.) erinnert werden. Sie steht für die „Jungfräulichkeit“ der Kölner Stadtmauer, die nie im Kampf erobert wurde.

5) Hut des Bauern: Auf dem 1,6 Kilogramm schweren Hut seiner „Deftigkeit“ stecken genau 125 Pfauenfedern. Die Quersumme davon beträgt acht. Die Ziffer auf die Seite gelegt, ergibt das Symbol für Unendlichkeit. Auch das Detail, dass der Hut wie ein Rad aussehen soll, spielt auf die Wehrhaftigkeit an.

Das Kölner Dreigestirn im Ornat.

Das Kölner Dreigestirn bei einem der zahlreichen Termine. Die Ornate haben alle ganz besondere Bedeutungen.

6) Insignien: Der Prinz hat eine Pritsche in der Hand, auf der die Namen der vergangenen Tollitäten eingraviert sind. Alle 20 Jahre ist kein Platz mehr, dann muss eine neue Pritsche her. Die aktuelle ist aus dem Jahr 2016 und wiegt genau 1111 Gramm. Das war Voraussetzung bei der Ausschreibung. Der Bauer trägt Nachbildungen der Schlüssel zu den Stadt-Toren bei sich. Die Original-Schlüssel sind im Louvre in Paris zu bestaunen. Die Jungfrau soll sich im Spiegel selbst bewundern und den Narren den Spiegel vorhalten. Ex-Oberbürgermeister Norbert Burger führte diese Insigne 1993 ein, vorher ging die Jungfrau leer aus. Außerhalb der Session lagern Pritsche, Spiegel und Schlüssel in einem Safe im Büro der Oberbürgermeisterin.

7) Waschtag: Montags sind in der Regel keine Termine für das Dreigestirn. Dann können alle drei nach Hause fahren und die Familien sehen. Sonntagabends werden die Ornate nach dem letzten Auftritt zu einer Spezialreinigung gebracht. Montagsabends kommen sie dann sauber zurück in die Hofburg.

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8) Rosenmontagszug: Prinz Sascha I. war als kleines Kind schon vom Zoch fasziniert. „Ich habe meinen Vater immer bekloppt gemacht. Wir sind unter Lkw durchgekrochen, um irgendwo noch einen Platz zu finden. Wenn nicht Prinz Karneval an mir vorbeigefahren war, durften wir nicht nach Hause. Da fing die Faszination der Figur für mich an. Ich wollte immer mal der Letzte im Rosenmontagszug sein.“ Zwei Tonnen Kamelle wird er auf seinem Wagen haben. Strüßjer sind auf den großen Wagen eher unpraktisch. Die kommen durch den Wind gerne zurückgeflogen.

9) Getrenntes Fahren: Früher stand der Prinz als „Held Carneval“ für sich allein als Regent der Jecken. Bauer und Jungfrau verkörperten eher andere Eigenschaften der Stadt. Daher fahren beide in einem eigenen Wagen im Rosenmontagszug und nicht mit dem Prinzen. In der heute bekannten Form gibt es das Trifolium erst seit 1870 und die Bezeichnung „Dreigestirn“ erst seit 1938.

Das kostet es, einmal Prinz Karneval zu sein 

10) Teures Vergnügen: Immer wieder werden Spekulationen angestellt, was es wohl kostet, einmal Prinz Karneval zu sein. „Ich war zu meiner Zeit 32 Jahre alt, im Angestellten-Verhältnis und konnte es mir leisten“, sagt Ex-Prinz Gottschalk. „Die Zahlen, die durch die Gegend geistern, sind meist zu hoch“. Maximal 100.000 Euro müssen alle drei Beteiligten des Dreigestirns zusammen für den Spaß bezahlen.

11) Nach der Session: Am Veilchendienstag müssen Prinz, Bauer und Jungfrau ihre Ornate ablegen. Da sie jedes Jahr maßgeschneidert werden, gehen sie in den Besitz des Dreigestirns über. Öffentlich dürfen sie nicht mehr getragen werden. Viele stellen ihre Ornate in den Räumlichkeiten der jeweiligen Karnevalsgesellschaft aus oder ziehen sie in ihrer Wohnung über eine Puppe, um die Erinnerung noch lange vor Augen zu haben.