Kölner Urgestein gefeiertTränen und nachdenkliche Töne – Nach 32 Jahren endet eine Ära

Udo Müller (l.) kontrolliert die Karte von Erry Stoklosa.

Udo Müller (l.) übernahm bei seiner Abschieds-Vorstellung am Sonntag (29. Oktober 2023) die Rolle des „Kaate“-Kontrolleurs nicht nur bei Erry Stoklosa.

In Kölns Hänneschen-Theater endete eine Ära. Puppenspieler, Autor, Regisseur und stellvertretender Intendant Udo Müller absolvierte vor dem Ruhestand seine letzte Vorstellung – mit viel Prominenz.

von Daniela Decker (dd)

Nach 32 Jahren endete am Sonntag (29. Oktober 2023) im Kölner Hänneschen-Theater eine Ära. Puppenspieler, Autor, Regisseur und stellvertretender Intendant Udo Müller (62) gab seine letzte Vorstellung im Stück „Meisterköch“.

Ein letztes Mal hauchte er dem „Tünnes“ seine ganz besondere kölsche Seele ein. Als Kartenabreißer empfing Müller eine ganz besondere Schar von Gästen. „Dä halve Fastelovend es em Saal“, strahlte er stolz.

Hänneschen-Theater: Große Karnevals-Delegation zu Gast

Samy Orfgen, Marita Köllner, Marc Metzger, King Size Dick, Hannes Blum, Thomas Cüpper, Ken Reise, Linus, Ralf Knoblich, Janus Fröhlich, Reiner Hömig, Altstädter-Präsident Hans Kölschbach mit dem Ex-Dreigestirn der Session 2022, Sven Oleff, Gereon Glasemacher, Dr. Björn Braun, Michael Gerhold, Robert Greven, Lukas Wachten und die Tanzgruppe Kölsch Hänneschen gehörten zu den Gästen.

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„Mir kumme mit alle Mann“, dachten sich auch die ehemaligen Bläck-Fööss-Mitglieder Kafi Biermann, Erry Stoklosa, Bömmel Lückerath und Ralph Gusovius. Von den aktiven Fööss war Andreas Wegener gekommen.

Marita Köllner und „Blötschkopp“ Marc Metzger.

Marita Köllner und „Blötschkopp“ Marc Metzger gehörten ebenfalls zu den Gästen.

Ehrengast des Abends war aber kein Prominenter, sondern Jakob Müller, der Papa von Udo Müller. „Er war es, der mich vor 32 Jahren zu meinem ersten Arbeitstag im Hänneschen gefahren hat und er ist es auch, der mich an meinem letzten Tag im Theater begleitet: Leeven Pap, schön dat et dich jit“, sagte der Puppenspieler gerührt.

Kafi Biermann und Bömmel Lückerath sangen im Theater.

Die Ex-Fööss Kafi Biermann (l.) und Bömmel Lückerath überraschten Udo Müller musikalisch.

Aus der herzlichen Verabschiedung durch Hänneschen-Intendantin Mareike Marx wurde leider nichts: „So ne driss, ich habe Corona“, musste sie mitteilen.

„Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper, Samy Orfgen und Ken Reise (v.l.).

„Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper, Samy Orfgen und Ken Reise (v.l.) waren auch zu Gast.

Per Sprachnachricht verabschiedete sie Müller aber dennoch: „Lieber Udo, mit dir verlieren wir einen humorvollen, wunderbaren Autor, einen tollen Puppenspieler und einen guten Freund – ein echtes kölsches Urgestein. Ich bin mir sicher, du wirst eine riesige Lücke hinterlassen und du wirst uns fehlen.“

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Noch bevor die letzte Vorstellung begonnen hatte, konnte Müller seine Tränen nicht zurückhalten. Grund dafür: Die beiden Ex-Fööss-Mitglieder Kafi Biermann und Bömmel Lückerath überraschten Müller mit dem Song „Kriesch doch nit, wenn et vorbei es. Denk leever dran wie schön die Zick doch wör. Et jitt nix wat mer halde kann und häng ding Hätz och noch su dran. Ohne Abschied fing nie jett neues ahn...“

In Anlehnung an seine erste Rolle 1991 im Hänneschen-Theater bekam Udo Müller von seinen Kollegen die Figur des Mählwurms Pitter geschenkt.

Szene aus dem Hänneschen-Theater.

Ein letztes Mal hauchte Udo Müller dem „Tünnes“ seine ganz besondere kölsche Seele ein.

Müller fühlt sich heutzutage ausgebremst durch Diskussionen wie diese: „Darf man das heute überhaupt noch sagen? Darf ich diesen Witz noch machen? Wir sind Kabarettisten, wir müssen den Mund aufmachen und nicht von der Zensur ausgebremst werden. Ein Grund mehr für mich, in Rente zu gehen.“

Für das beliebte Theater stehen noch weitere Abschiede an. Auch Jacky von Guretzky-Cornitz (Hänneschen, seit 1980), Charly Kemmerling (Speimanes, seit 1986) und Jupp Schönberg (Besteva, seit 1992) verlassen das Ensemble bis Ende 2024 zu unterschiedlichen Zeitpunkten.