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10 Jahre Kölner SilvesternachtEx-OB Reker enthüllt geheimen Helfer

Menschen stehen 2013 auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs. In der Silvesternacht waren am Kölner Hauptbahnhof Frauen sexuell belästigt und ausgeraubt worden.

Menschen stehen 2013 auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs. In der Silvesternacht waren am Kölner Hauptbahnhof Frauen sexuell belästigt und ausgeraubt worden.

Die Kölner Silvesternacht 2015/16: NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bezeichnet sie als „Umbruch“ für Deutschland. Und die damalige OB Henriette Reker offenbart ihren Helfer.

Ein Jahrzehnt nach der Kölner Silvesternacht, die von massenhaften Straftaten und sexuellen Übergriffen geprägt war, hat Herbert Reul die damaligen Stunden vor dem Hauptbahnhof als einen „Umbruch“ in der deutschen Migrationsdebatte bezeichnet.

„Ab dann war Schluss mit der breiten Willkommenskultur. Ab dem Tag waren Migranten die Bedrohung“, sagte der NRW-Innenminister im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er nannte diese Entwicklung „dramatisch“.

Das Vertrauen in den Staat und dessen Funktionsfähigkeit habe durch die Kölner Silvesternacht „einen richtigen Knacks bekommen.“ Reul meint, dies sei ein Auftrieb für rechte, extremistische Kräfte gewesen, „weil die Ereignisse die Legende von den ´bösen´ Ausländern befördert haben – wahrscheinlich einer der Bausteine für die heutige Stimmungslage“.

Der CDU-Politiker erachtet es im Gegensatz dazu für „unwahrscheinlich“, dass sich Zustände wie an Silvester 2015/2016 in Köln heutzutage wiederholen könnten. Die Polizei habe aus den Vorkommnissen gelernt. „Ob Silvester, Halloween oder Karneval: Wir lassen solche Veranstaltungen nicht einfach auf uns zukommen, sondern nehmen die ernst. Da ist die Polizei in ganz NRW alarmiert.“

Reker offenbart überraschenden Helfer nach Silvesternacht

Dem Thema sexuelle Belästigung werde heute ebenfalls eine ganz andere Bedeutung beigemessen als noch vor zehn Jahren.

Reuls wichtigste Lehre aus der Silvesternacht lautet in einem Satz: „Wir müssen die Probleme ernst nehmen und vor allem ehrlich und transparent kommunizieren.“

Er selbst verfolge die Linie, Informationen so schnell wie möglich transparent zu machen sowie Probleme und Fehler einzugestehen. „Natürlich gibt es auch Vorgänge, die man nicht sofort kommunizieren kann, weil man erst einmal ermitteln muss und diese Ermittlungen eventuell gefährden könnte“, fügt Reul hinzu. „Aber nur aus lauter Furcht Dinge zu verheimlichen, weil man vielleicht bei irgendeinem Fehler ertappt werden könnte, das rächt sich nachher bitterlich. Denn es ist unehrlich und schwächt das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden.“

Henriette Reker, Kölns ehemalige Oberbürgermeisterin, die zum Jahreswechsel 2015/2016 nur wenige Wochen im Amt war, enthüllt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nun erstmals öffentlich, wer ihr in den Tagen nach der Silvesternacht mit wichtigen Tipps half: Olaf Scholz, damals Erster Bürgermeister von Hamburg.

Der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz mit Kölns damaliger OB Henriette Reker 2023 in der Flora in Köln.

Der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz mit Kölns damaliger OB Henriette Reker 2023 in der Flora in Köln.

„Und dann rief mich plötzlich Olaf Scholz an“, blickt Reker zurück. Die beiden hatten zuvor noch nie miteinander gesprochen. „Er fragte, wie es mir mit der Situation geht. Er wisse, anders als er in Hamburg sei ich in Köln ja nicht für die Polizei zuständig.“

Scholz bot ihr an, sie zu beraten, was sie von der Kölner Polizei erwarten dürfe. „Das habe ich dankbar angenommen. In einer Zeit, in der der Polizeipräsident kaum mit mir sprach und in der ich weder den Innenminister noch die Ministerpräsidentin erreichen konnte, hat mir Olaf Scholz sehr geholfen.“

Reker räumt heute außerdem ein, dass ihr damaliger Rat an Frauen, eine Armlänge Abstand zu halten, ein Fehler war. Sie hatte den Hinweis bei einer Pressekonferenz aus einer Broschüre zur Partysicherheit für junge Frauen zitiert. „Das war natürlich unpassend. Die Frauen in der Silvesternacht konnten keine Armlänge Abstand halten. Aber offen gestanden: Der Shitstorm, den ich daraufhin erlebt habe, hat mich weitaus weniger berührt als das Schicksal dieser Frauen.“ (red)

Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.