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Esther Sedlaczek„Sollten uns als Mütter unterstützen, nicht bewerten“

Raus aus dem Sportjacket, rein ins Abendkleid: Esther Sedlaczek (39) moderiert am Mittwoch, 22. Oktober, die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises (Pre-Show ab 17.00 Uhr, Preisverleihung ab 19.00 Uhr, im Livestream auf www.blauerpanther.com, die Aufzeichnung läuft ab 22.25 Uhr auf 3sat). (Bild: 2024 Getty Images/Joshua Sammer)

Raus aus dem Sportjacket, rein ins Abendkleid: Esther Sedlaczek (39) moderiert am Mittwoch, 22. Oktober, die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises (Pre-Show ab 17.00 Uhr, Preisverleihung ab 19.00 Uhr, im Livestream auf www.blauerpanther.com, die Aufzeichnung läuft ab 22.25 Uhr auf 3sat). (Bild: 2024 Getty Images/Joshua Sammer)

Drei Kinder und eine Karriere unter einen Hut zu bringen, klingt herausfordernd. Moderatorin Esther Sedlaczek, die im Juli die Geburt ihres zweiten Sohnes bekannt gab und am Mittwoch, 22. Oktober (im Livestream und bei 3sat), durch die „Blauer Panther“-Gala führt, verrät im Interview, wie ihr das gelingt.

Wenn Esther Sedlaczek (39) am Mittwoch, 22. Oktober, in der BMW Welt in München erstmals durch die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises führt, steht da nicht nur eine der bekanntesten Moderatorinnen des Landes auf der Bühne, sondern auch eine Frau, die den Spagat zwischen Karriere und Familie täglich lebt.

Als Gesicht der ARD-„Sportschau“ hat sich die Tochter des Schauspielers Sven Martinek in einer Branche etabliert, in der Frauen noch immer unterrepräsentiert sind. Als Mutter von drei Kindern verkörpert sie eine Realität, in der Multitasking keine Modeerscheinung, sondern eine Überlebensstrategie ist.

Im Interview spricht die gebürtige Berlinerin über Rollenerwartungen in der Medienwelt, über weibliche Resilienz in männerdominierten Strukturen und darüber, wie es ist, sich als Mutter und Karrierefrau mit lauten und manchmal auch sehr kritischen Stimmen konfrontiert zu sehen.

teleschau: Frau Sedlaczek, Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl, eines der dienstältesten „Tatort“-Duos, werden in diesem Jahr mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet. Sind Sie selbst bekennender Krimi-Fan?

Esther Sedlaczek: Ich bin ein großer Krimi-Fan, vor allem, was Bücher angeht. „Tatort“ schaue ich auch, aber nicht regelmäßig. Seit ich Mama bin, also in den letzten sechs Jahren, ist das weniger geworden, weil ich oft mit anderen Dingen beschäftigt bin. Zum Lesen komme ich daher eher als zum Schauen.

teleschau: Als Gesicht der ARD-“Sportschau“ fungieren sie nun auch als Moderatorin beim „Blauer Panther - TV & Streaming Award“. Was kickt mehr: live über Fußball-Bundesliga-Tore zu sprechen oder live einen großen Gala-Abend zu moderieren?

Sedlaczek: Das ist nicht vergleichbar. Bei der 'Sportschau' ist vieles Routine: Das Studio, die Abläufe und die Inhalte sind mir bereits bekannt, aber es geht um meine absolute Leidenschaft: Den Sport. Eine Veranstaltung wie der „Blaue Panther“ ist auch etwas Besonderes: live auf der Bühne, Menschen durch ihren großen Moment begleiten, wenn sie für ihre Arbeit ausgezeichnet werden. Für mich ist das eine Ehre und eine Verantwortung, aber vor allem ist es eine große Vorfreude.

Esther Sedlaczek (39) kann auf eine bewegte Karriere als Sportmoderatorin zurückblicken: Sie stand bei großen Fußball-Events wie der Europameisterschaft 2021 und der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 am Mikrofon. Auch als Co-Moderatorin bei der Auslosung der EM 2024 war sie zu sehen. (Bild: 2022 Getty Images/Alexander Hassenstein)

Esther Sedlaczek (39) kann auf eine bewegte Karriere als Sportmoderatorin zurückblicken: Sie stand bei großen Fußball-Events wie der Europameisterschaft 2021 und der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 am Mikrofon. Auch als Co-Moderatorin bei der Auslosung der EM 2024 war sie zu sehen. (Bild: 2022 Getty Images/Alexander Hassenstein)

teleschau: Also ist auch eine erfahrene Esther Sedlaczek noch nervös?

Sedlaczek: Ja, das muss auch sein. Ich hoffe, diese Nervosität geht nie weg - sie gehört dazu. Vielleicht gehen andere da ganz locker durch, ich auch, aber eine gewisse Anspannung ist immer da. Und die ist wichtig für die Konzentration.

teleschau: Gibt es ein Ritual, ohne das Sie nie zum Mikrofon greifen würden?

Sedlaczek: Nein, ich habe eigentlich keine Rituale. Das Einzige ist, dass ich kurz vor einer Sendung oder Veranstaltung immer ganz in meiner eigenen Welt bin. Ich gehe im Kopf noch einmal den gesamten Ablauf durch und bin dann wenig ansprechbar. Ich grüße zwar nett, aber ich bekomme oft gar nicht mit, wen (schmunzelt).

„Den äußeren Druck kann ich zwar nicht abstellen, aber den Umgang damit kann ich wählen“

teleschau: Sie haben sich anstatt für den Mode- für den Sportjournalismus entschieden. Wann war der Moment, an dem Sie wussten: „Das ist meine Bühne“?

Sedlaczek: Eigentlich war es der Moment, als ich zum ersten Mal als Moderatorin im Stadion stand: Energie Cottbus gegen Dynamo Dresden. Live dabei zu sein, Interviews zu führen und ganz nah dran zu sein, war immer schon ein großer Wunsch von mir. Zwar hatte ich bereits im Studio moderiert, aber das war noch einmal etwas ganz anderes. Und dann ging es weiter: Zweite Liga, Bundesliga, Champions League - jeder Schritt war etwas Besonderes. Einen ultimativen Moment gibt es für mich rückblickend nicht, es ist eher eine Reise, bei der jedes erreichte Ziel etwas ganz Besonderes ist.

Bereits seit vier Jahren sind Esther Sedlaczek und Ex-Fußballprofi Bastian Schweinsteiger in der ARD vor der Kamera ein eingespieltes Team. (Bild: 2025 Getty Images/Christof Koepsel)

Bereits seit vier Jahren sind Esther Sedlaczek und Ex-Fußballprofi Bastian Schweinsteiger in der ARD vor der Kamera ein eingespieltes Team. (Bild: 2025 Getty Images/Christof Koepsel)

teleschau: Frauen im Sportjournalismus sind nach wie vor unterrepräsentiert. Mussten Sie sich anfangs mehr beweisen als männliche Kollegen?

Sedlaczek: Als Frau muss man sich sicher mehr beweisen - das empfand ich auch so. Lange wollte ich allen Erwartungen gerecht werden, bis ich mir dachte: Warum eigentlich? Ich mache meinen Job, mit allem, was dazugehört, auch mit Fehlern. Früher wollte ich meinen Interviewpartnern mit tollen Fragen zeigen, was ich draufhabe. Bis ich gemerkt habe: Ich habe es doch so oder so drauf! Also lebe ich lieber im Moment, höre zu und bin präsent. Nicht ständig infrage stellen, was andere über mich denken. Seit ich das losgelassen habe, bin ich viel selbstsicherer. Das rate ich jeder Frau.

teleschau: Wie haben Sie das geschafft?

Sedlaczek: Es gab niemanden, der mich konkret an die Hand genommen hat, aber viele Einflüsse. Über die Zeit habe ich meinen „Circle of Trust“ aufgebaut - Menschen, bei denen ich mich verstanden und unterstützt fühle. Gerade erfahrene Wegbegleiter prägten mich durch Zuhören und Zuspruch. Vieles passiert aber auch intrinsisch. Ich entschied für mich, dass ich es genießen will, dort zu stehen - und das geht nicht, wenn ich ständig darüber nachdenke, was andere denken. Den äußeren Druck kann ich zwar nicht abstellen, aber den Umgang damit kann ich wählen.

Seit 2011 war Esther Sedlaczek (39) beim Pay-TV-Sender Sky im Einsatz - unter anderem als Reporterin für die Bundesliga, die 2. Liga und den DFB-Pokal. Als neue ARD-Quizmasterin der Sendung „Quizduell-Olymp“ trat sie 2022 schließlich in die Fußstapfen von Jörg Pilawa. (Bild: ARD/Uwe Ernst)

Seit 2011 war Esther Sedlaczek (39) beim Pay-TV-Sender Sky im Einsatz - unter anderem als Reporterin für die Bundesliga, die 2. Liga und den DFB-Pokal. Als neue ARD-Quizmasterin der Sendung „Quizduell-Olymp“ trat sie 2022 schließlich in die Fußstapfen von Jörg Pilawa. (Bild: ARD/Uwe Ernst)

„Wenn Kritik kommt, mache ich mich davon frei - es sei denn, sie ist inhaltlich fundiert“

teleschau: Wie gehen Sie mit Kritik um, wenn es weniger um Ihre journalistische Leistung, sondern vielmehr um Ihr „Frau-Sein“ in einer Männerdomäne geht?

Sedlaczek: Da höre ich gar nicht hin. Ehrlich gesagt, interessiert mich diese Diskussion über Frau oder Mann nicht - ich mache einfach meinen Job. Kritik ist wichtig, aber nicht jede. Wenn jemand sagt: „Ihr Outfit gefällt mir nicht“, ist mir das egal. Ich will mich wohlfühlen und genau das vorleben: Mach das, was dir guttut. Ob Make-up oder Klamotten - sei du selbst.

teleschau: Sie kann wirklich kein Kommentar aus der Bahn werfen?

Sedlaczek: Wenn Kritik kommt, mache ich mich davon frei - es sei denn, sie ist inhaltlich fundiert. Dann höre ich hin, denn ich mache meinen Job schließlich für die Zuschauer. Das heißt aber nicht, dass mir jeder erzählen kann, wie ich meinen Job zu machen habe. Wichtig ist, offen zu bleiben. Reflektiert zu sein, bringt mich weiter.

Esther Sedlaczek (39) war für wenige Wochen nicht in der ARD-“Sportschau“ zu sehen. Der Grund war die Geburt ihres dritten Kindes. Im Interview verrät sie, wie sie mit der Kritik umgeht, sie sei zu früh aus der Babypause zurückgekehrt. (Bild: WDR/Annika Fußwinkel/Adobe)

Esther Sedlaczek (39) war für wenige Wochen nicht in der ARD-“Sportschau“ zu sehen. Der Grund war die Geburt ihres dritten Kindes. Im Interview verrät sie, wie sie mit der Kritik umgeht, sie sei zu früh aus der Babypause zurückgekehrt. (Bild: WDR/Annika Fußwinkel/Adobe)

teleschau: Und wie gehen Sie mit Kritik von der anderen Seite um: dass Sie zu früh nach der Geburt wieder in den Job eingestiegen sind?

Sedlaczek: Och, das interessiert mich nicht. Ich kann nur jeder Frau, jeder jungen Mutter raten: Macht das, was euch gut tut! Nicht das, was von außen erwartet wird. Egal ob man früh arbeiten geht oder lange zu Hause bleibt - beides ist okay, wenn es sich richtig anfühlt. Wir sollten uns als Mütter unterstützen, nicht bewerten. Wichtig ist, dass es der Familie gut geht - nicht, was Außenstehende denken, die unser Leben gar nicht kennen.

„Als Paar und Eltern müssen wir einfach funktionieren“

teleschau: Also ein Galaabend mit Baby ist kein Problem?

Sedlaczek: Ja, klar, natürlich nicht. Aber ohne Unterstützung geht es nicht. Du brauchst ein Support-System, sonst kannst du gar nicht arbeiten. Bei uns klappt das super: Wir haben Hilfe, und mein Mann und ich sind ein starkes Team. Als Paar und Eltern müssen wir einfach funktionieren.

Die große Award Show „Blauer Panther - TV & Streaming Award“ wird am 22. Oktober 2025 ab 19 Uhr in der BMW Welt München erstmals von TV-Moderatorin Esther Sedlaczek moderiert. (Pre-Show ab 17.00 Uhr, Preisverleihung ab 19.00 Uhr, im Livestream auf www.blauerpanther.com, Aufzeichnung um 22.25 Uhr bei 3sat.) (Bild: ARD/BR / Markus Konvalin)

Die große Award Show „Blauer Panther - TV & Streaming Award“ wird am 22. Oktober 2025 ab 19 Uhr in der BMW Welt München erstmals von TV-Moderatorin Esther Sedlaczek moderiert. (Pre-Show ab 17.00 Uhr, Preisverleihung ab 19.00 Uhr, im Livestream auf www.blauerpanther.com, Aufzeichnung um 22.25 Uhr bei 3sat.) (Bild: ARD/BR / Markus Konvalin)

teleschau: Sonst würden Sie sich manchmal denken, „Jetzt ist Schluss, jetzt kann ich nicht mehr“?

Sedlaczek: Nein, seit ich Mama bin, habe ich ein noch besseres Gespür für mich, meinen Körper und meinen Geist entwickelt. Ich merke schnell, wenn mir etwas zu viel wird - oft weiß ich es sogar schon vorher. Dann setze ich klare Grenzen. Ich will auch gar nicht viel weg sein. Viele sehen das nicht, aber mein Berufsalltag ist nicht mit einer klassischen 40-Stunden-Woche vergleichbar: Mal bin ich zwei Wochen zu Hause, dann arbeite ich einige Tage, dann bin ich wieder zu Hause. Deshalb sehe ich mich auch nicht als Maßstab, weil viele Frauen diese Flexibilität nicht haben. Wichtig ist, seine Grenzen zu kennen, wahrzunehmen und zu respektieren. Das kann ich inzwischen sehr gut.

teleschau: Woher schöpfen Sie in Ihrem turbulenten Alltag Kraft?

Sedlaczek: Sich Zeit für sich nehmen - wirklich mal runterfahren, nichts tun, nicht aufs Handy schauen, kein Buch, keine Musik, einfach nur Augen zu und bewusst atmen. Diese Momente sind für mich absolute Energiequellen. Gerade abends, wenn die Kinder schlafen, mache ich genau das. Das tut mir total gut, um mein Nervensystem zu regulieren.

„Ich möchte, dass meine Kinder glücklich sind und ihre Leidenschaft zum Beruf machen“

teleschau: Fachsimpeln Sie zu Hause im Privaten vorm Fernseher dann auch?

Sedlaczek: Es kommt aktuell selten vor, dass ich ein Spiel komplett schaue, höchstens Champions League oder ein Länderspiel, weil ich früh schlafen gehe. Mein Tag startet um sechs Uhr, meine Nächte sind unruhig, da zählt jede Minute Schlaf. Ich schaue mir dann lieber am nächsten Tag die Zusammenfassung an. Wenn es mal ein Samstagnachmittag ist, wird auch mal gefachsimpelt: Elfer ja oder nein? Aber ich bin eher der stille Zuschauer, das sind entspanntere Nachmittage (schmunzelt).

teleschau: Was würden Sie Ihrer Tochter oder Ihren Söhnen in 20 Jahren raten, wenn sie oder er sagt: „Mama, ich will auch in den Sportjournalismus“?

Sedlaczek: Unbedingt! Ich möchte, dass meine Kinder glücklich sind und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Dann fühlt sich Arbeit nicht wie Arbeit an, sondern wie Spaß, für den man bezahlt wird. Wenn einer von ihnen Sportjournalist werden will, unterstütze ich sie. Aber sie müssen es allein packen, das ist klar.

(„Blauer Panther TV & Streaming Award 2025“ am Mittwoch, 22. Oktober: Pre-Show ab 17.00 Uhr, Preisverleihung ab 19.00 Uhr, im Livestream auf www.blauerpanther.com; 3sat zeigt um 22.25 Uhr eine Aufzeichnung des Abends.) (tsch)