Bum-Bum-OtteHotelbuchung verpennt: Wird Kölner Tennis-Profi trotzdem neuer Wimbledon-Held?

1. Runde in Wimbledon: Oscar Otte spielt eine Vorhand gegen Peter Gojowczyk.

Tennisprofi Oscar Otte in Aktion am 27. Juni in Wimbledon.

Wird ein Kölner unser neuer Held von Wimbledon? Oscar Otte steht in der dritten Runde des Tennisturniers von London. Er trifft dort auf ein spanisches Wunderkind.

Boris Becker (54) schmort 70 Kilometer Luftlinie von seinem sportlichen Wohnzimmer, dem Tennis-Court in Wimbledon, im Gefängnis. Sein ehemaliger Schützling Novak Djokovic (35) hatte zuletzt immerhin Beckers Freundin Lillian de Carvalho Monteiro (33) und Sohn Noah (28) bei den Spielen in seine Zuschauerbox eingeladen.

„Ich versuche, die Menschen um ihn herum zu unterstützen, seine Familienmitglieder, weil ich Boris wirklich als Familienmitglied ansehe, jemanden, den ich schätze, respektiere und gern habe“, sagt der Serbe.

Wimbledon: Boris Becker im Gefängnis, Oscar Otte auf dem Tennisplatz

Boris Becker war Ende April 2022 am Londoner Southwark Crown Court zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen. Becker sitzt mittlerweile im Huntercombe-Gefängnis in Nuffield.

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„Es bricht mir das Herz zu sehen, was mit ihm geschieht. Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer das für seine Familienmitglieder ist“, sagte Djokovic.

Auf dem Platz will nun ein anderer Deutscher in die Fußstapfen von Becker treten. Bum-Bum-Otte! Wird Oscar Otte unser neuer Star von Wimbledon? Der 28-jährige Kölner trifft am Freitag (1. Juli 2022) in der dritten Runde des Grand-Slam-Turniers auf Spaniens Wunderkind Carlos Alcaraz (19).

Becker gewann das große Tennis-Turnier in Wimbledon dreimal: 1985, 1986 und 1989. Kann Otte nun ebenfalls für Furore sorgen?

Er ist erstmals in einem großen Turnier als Spieler gesetzt, auch weil sein deutscher Kollege Alexander Zverev (25) nach seiner Fußverletzung passen musste. Für Otte heißt das: Luxus-Kabinen. Für die Top-Spieler gibt es Extra-Umkleiden in Wimbledon, inklusive kleiner Minigolf-Anlage.

Doch Otte will keinen Minigolfball, sondern Alcaraz versenken: „Wenn ich eine gute Chance habe, dann wird es auf Rasen sein, auf den anderen Plätzen ist er einer der besten Spieler. Mein aggressives Spiel auf Rasen ist für viele Gegner sehr unangenehm.“

Oscar Otte: Ohne Glücksbringer und Tasche in Wimbledon

Was auch für den Kölner spricht: Bisher konnte er sich schonen. Zunächst gewann er locker in drei Sätzen gegen Peter Gojowczyk (32, Dachau). Dann gab sein Gegner Christian Harrison (28, USA) nach 15 Minuten wegen einer Verletzung auf. Alcaraz musste dagegen in der ersten Runde über fünf Sätze gegen Jan-Lennard Struff (32, Warstein) gehen.

Bisher lief es für Otto also ganz gut. Auch wenn er seit dem Flug nach London seine Tennistasche mit Glücksbringer vom Vater vermisst. „Eigentlich bin ich sehr abergläubisch. Es hat bislang auch ganz gut ohne Glücksstein geklappt.“

Dass Otte nun als letzter Deutscher in Wimbledon Rampenlicht steht, ist das Ergebnis harter Arbeit und einer persönlichen Entwicklung. Jahrelang dümpelte er fernab der Top 100 der Weltrangliste umher. Jetzt ist er schon auf Rang 37 angekommen.

Ottes Trainer Peter Moraing (60, Essen), dessen Tochter Emma seine Freundin ist, packte seinen Schützling auch etwas härter an. Otte berichtet: „Ich bin erwachsener geworden, habe erkannt, was ich für mich brauche. Im Match ruhiger zu sein, im Training vernünftiger zu arbeiten, das hat mir früher gefehlt. Am Anfang hat es von seiner Seite aus gekracht, da ist er etwas lauter geworden, dass ich erwachsener werden soll.“

Das mit dem Erwachsensein klappt aber noch nicht immer. Otte muss aktuell durch ganz London fahren, um zum Platz zu kommen. „Ich war wie immer ziemlich spät dran mit der Hotelbuchung. Ich bin da immer ein bisschen faul und nachlässig.“ Solange er pünktlich kommt und die Gegner schlägt, ist aber alles gut. (ubo/dpa)