„Natürlich kann ich nicht zufrieden sein“Timo Werner über seine Lage bei Chelsea und beim DFB-Team

Deutschlands Stürmer Timo Werner beim Training der DFB-Elf.

Timo Werner jongliert beim Training der Nationalmannschaft am 6. Oktober 2021 mit dem Ball.

Timo Werner durfte bei der Nationalmannschaft unter Hansi Flick immer spielen. Im Gegensatz zum Verein. Über seine Situation beim FC Chelsea sprach der Angreifer mit EXPRESS.de

von Marcel Schwamborn (msw)

Hamburg. Timo Werner (25) hat vom Trainerwechsel bei der Nationalmannschaft durchaus profitiert. Nach enttäuschender EM kam der Stürmer unter Hansi Flick (56) in allen drei Länderspielen über die vollen 90 Minuten zum Einsatz. Werner traf in jedem Spiel, vergab aber auch noch große Möglichkeiten. EXPRESS.de sprach mit dem Stürmer des FC Chelsea über seine Leistung und seine Zukunft auf der Insel.

Sie standen als einziger Spieler die kompletten 270 Minuten unter Flick auf dem Platz. Wie sehr hat Ihnen das geholfen?

Timo Werner: Ich war sehr zufrieden, dass ich so viel spielen durfte. Bei einem neuen Trainer will sich jeder neu beweisen, das ist ein Neustart. Natürlich wäre die Torausbeute noch zu verbessern gewesen. Aber ich habe in jedem Spiel einen Treffer erzielt, Vorlagen gegeben. Das hat mir gutgetan.

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Es blieb aber auch der Fehlschuss im letzten Spiel gegen Island in Erinnerung.

Timo Werner: Bei mir werden mittlerweile immer mehr die Fehlschüsse als die Tore gezählt. Für mich ist das nicht schlimm. Ich habe gegen Island auch mein Tor gemacht. Wegen einer vergebenen Chance mache ich mich nicht verrückt. Ich bin nicht mit einem schlechten Gefühl abgereist, nur weil ich eine Möglichkeit vergeben habe.

In der Premier League standen Sie bisher nur 298 Minuten für Chelsea auf dem Platz. Damit können Sie nicht zufrieden sein.

Timo Werner: Nein, die letzten Wochen waren schwierig bei Chelsea. Nach langen Jahren war ich plötzlich etwas hintendran und musste mich wieder ran kämpfen. In einer Karriere geht es immer auf und ab, nie stetig nach oben. Aber man lernt damit umzugehen. Ich muss mich neu reinbeißen, das fordert mich. Natürlich wünsche ich mir mehr Spielminuten, entsprechend gebe ich im Training Gas.

Timo Werner: Habe mir beim FC Chelsea kein Ultimatum gesetzt

In der englischen Presse war zu lesen, dass Sie sich ein Ultimatum gesetzt hätten, um ansonsten über einen Wechsel nachzudenken.

Timo Werner: Von der Deadline weiß ich persönlich nichts. Natürlich kann ich nicht zufrieden sein, wenn ich nicht spiele. Natürlich will ich bei einer großen Mannschaft Stammspieler sein. Ich sage aber nicht, dass ich unbedingt wegwill, wenn ich nicht 10 oder 15 Spiele bis Weihnachten von Anfang an mache. Im Fußball geht es relativ schnell. Ich muss das Gesamtbild betrachten, um meine Entscheidung zu treffen.

Ihr Beraterwechsel hin zu Volker Struth wurde von einigen als Signal gedeutet, dass Ihre Zukunft beim FC Bayern liegen könnte.

Timo Werner: Ich habe Volker nicht ausgewählt, weil er in München einige Spieler und den Trainer hat. Ich habe mich mit ihm neu aufgestellt, um eine neue Sichtweise auf meine Karriere zu bekommen. Das sollte nicht als Fingerzeig für oder gegen Bayern gedeutet werden. Es hat zwischen uns einfach gut gepasst. Da ging es gar nicht darum, welcher Verein in Zukunft vielleicht mal für mich interessant sein könnte. Es ging einfach um die zwischenmenschliche Basis. Die Zusammenarbeit ist bisher sehr gut.

Und wie fühlt sich die Zusammenarbeit mit Hansi Flick an?

Timo Werner: Es ist immer gut, wenn man das Vertrauen des Trainers spürt. Das macht er mit allen Spielern so. Er ist sehr nah an den Spielern, gibt uns das Gefühl, dass wir wichtig für die Mannschaft sind. Wir dürfen auch Fehler machen. Er spricht diese dann positiv an und sagt, was wir verbessern sollen. Jeder Spieler kann das gut gebrauchen. Hansi ist ein super Trainer.

Timo Werner: Mit Karim Adeyemi, Florian Wirtz und Jamal Musiala sehr gut aufgestellt

Im Sturm ist Jungstar Karim Adeyemi einer Ihrer Konkurrenten. Wie sehen Sie ihn?

Timo Werner: Wenn ich in dem Alter schon bei der Nationalmannschaft gewesen wäre, wäre ich deutlich nervöser gewesen. Er macht das sehr gut. Er bringt eine unglaubliche Qualität im Abschluss und bei der Geschwindigkeit mit. Mit ihm, Florian Wirtz und Jamal Musiala haben wir sehr gute Spieler schon für die Zukunft.