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Doku mit Rudi VöllerHat er einen anderen Vornamen?

Rudi Völler und Sabrina Völler begrüßen Marius Müller-Westernhagen vor dem Kino.

Rudi Völler mit Marius Müller-Westernhagen (M.) und Völlers Ehefrau Sabrina bei der Premiere des Films „Rudi Völler – Es gibt nur einen“ am Montagabend (29. September 2025) im Gibson-Club in Frankfurt.

Rudi Völler ist ein Sympathieträger der Fußball-Nation. Seine Karriere wird in einer Sky-Dokumentation nachgezeichnet. Die Premiere des Films fand mit vielen Weggefährten in Frankfurt statt.

Bundesliga-Spieler, Torschützenkönig, Weltmeister, Champions-League-Sieger, Teamchef – und vor allem Publikumsliebling. Rudi Völler (65) wird auch von den Fans geliebt, die es nicht mit seinen Vereinen halten.

Seit fast 50 Jahren prägt er den deutschen Fußball wie kaum ein anderer. Der Fangesang „Es gibt nur ein‘ Rudi Völler“ kennzeichnet seine einzigartige Laufbahn und seine grenzenlose Popularität.

Rudi Völler: Enormer Promi-Auflauf bei Filmpremiere in Frankfurt

Ab 3. Oktober 2025 ist auf Sky sowie beim Streaming-Service Wow der Dokumentarfilm „Rudi Völler – Es gibt nur einen“ zu sehen. Am Montagabend (29. September) wurde im Gibson in Frankfurt mit 200 geladenen Gästen Deutschland-Premiere gefeiert. 

Als vor knapp zwei Jahren der Sky-Film „Daum – Triumphe & Skandale“ in Köln präsentiert wurde, hielt Völler eine beeindruckende Rede. In dem Moment war die Idee geboren, auch etwas mit dem Sympathieträger zu erstellen. Im Sommer 2024 gingen die Dreharbeiten los, das Ergebnis ist das „WM-Endspiel der Dokus“, wie die Macher stolz betonten.

„Als die ersten Gespräche zum Projekt begonnen haben, dachte ich, dass nach der EM für mich wieder alles beim DFB vorbei ist.“ Doch es kam bekanntlich anders. Bis Sommer 2028 steht er noch unter Vertrag. „Das habe ich für dich gemacht, Julian. Du bist jetzt etwas unter Zugzwang in den nächsten Spielen“, sagte er Richtung Nagelsmann.

Der Starrummel in Frankfurts Einkaufsstraße Zeil war beachtlich. Weggefährten, Freunde, Menschen, die Völler über Jahre kennen, waren gekommen. „Für mich ist das nicht selbstverständlich, dass alle da sind. Das freut mich sehr“, sagte die Hauptfigur des Abends glücklich.

Rudi Völler steht mit Ehefrau Sabrina und den Kindern Marco, Kevin, Greta und Bryan auf dem roten Teppich.

Rudi Völler und seine Ehefrau Sabrina zusammen mit ihren Kindern Marco, Kevin, Greta und Bryan (v.l.) bei der Filmpremiere.

Dass der Film in einem angesagten Club präsentiert wurde, war auch ein typischer Völler. „Man hat uns ja damals bei der Errichtung der Task-Force immer vorgeworfen, dass wir alte, weiße Männer seien. Deshalb gehen wir jetzt dahin, wo sonst die jungen Leute sind.“

Als letzter Promi kam Sänger Marius Müller-Westernhagen an. „Sorry für das Outfit, normalerweise komme ich im Anzug zu solchen Anlässen“, sagte er. Sein Koffer war nicht am Frankfurter Flughafen angekommen. „Das ist mir jetzt schon zum zweiten Mal in vier Tagen passiert“, ärgerte er sich.

Julian Nagelsmann posiert mit seiner Freundin Lena Wurzenberger.

Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann war mit Freundin Lena Wurzenberger gekommen.

Aber als Völler ihn in den Arm nahm, war der Ärger schnell vergessen. „Er ist als Freund wunderbar, weil er einfach authentisch ist, kein Sprücheklopfer. Wir leben in einer Ego-Gesellschaft. Ich schätze es an Menschen sehr, wenn man sich auf sie verlassen kann. Er tut auch manchmal Dinge, die man nicht tun sollte, wie bei seinem legendären TV-Interview, aber man kann ihm nicht böse sein. Er hätte zum BVB gepasst“, sagte der glühende Dortmund-Fan.

Reiner Calmund bei der Premiere des Films über Rudi Völler.

Reiner Calmund verbrachte viele Jahre zusammen mit Rudi Völler. Er schaute bei der Vorführung natürlich auch vorbei.

Auch Michael Ballack gehörte zu den Gästen. „Er war einer meiner Förderer und Fürsprecher, zwischen uns hat immer die Chemie gestimmt“, sagte der frühere Capitano. „Er bringt diese Einfachheit mit und bleibt sich treu, auch von der Sprache. Wenn er Dinge anspricht, ist es für alle klar nachvollziehbar und authentisch. Seine Emotionalität wird ihm verziehen, über die der eine oder andere möglicherweise gestolpert wäre“.

Rudi Völler: Seine Frau hat einen anderen Namen für ihn

Besonders interessant fallen im Film die privaten Einblicke aus. Hilflos steht der Fan-Liebling in der heimischen Küche in Düsseldorf. „Ich könnte ja so tun, als würde ich helfen. Aber außer Tisch decken, kann ich nichts“, sagt er ehrlich. „Das Einzige, was er gelernt hat, ist einen Cappuccino zu machen“, muss auch seine Ehefrau einräumen. „Aber der schmeckt gut“.

Rudi Völler und Otto Rehhagel kommen zur Premiere des Völler-Films.

Rudi Völler und sein damaliger Trainer Otto Rehhagel (r.). Der Coach sagte selbst zu Ehefrau Sabrina: „Du kannst zu mir auch Trainer sagen“.

Sabrina, mit der Völler inzwischen seit 35 Jahren zusammen und seit 30 Jahren verheiratet ist, nennt ihren Mann übrigens konsequent Rudolf. „Das kann nicht wahr sein, dass ein Mensch Rudi heißt. Für mich ist das ein Name wie für einen Hund“, findet sie. Auch die gemeinsame Partie Padel-Tennis mit den Söhnen gibt viel preis. „Meinem Vater war immer wichtig, dass wir gescheite Kerle sind, nett und höflich“, sagt Bryan.

Rudi Völler zeigt auf seine frühere Wohnung in Hanau.

Rudi Völler besuchte mit dem Filmteam auch sein Elternhaus in Hanau.

Kevin ergänzt: „Mein Vater wird, bis er umfällt, beim Fußball dabei sein. Das kriegst du nicht aus ihm raus“. Und Marco urteilt: „Er ist authentisch im Privatleben und auch im Job. Das kommt bei den Leuten gut an.“ Sabrinas Urteil fällt zweigeteilt aus: „An Rudi Völler schätze ich, wie engagiert er ist. An meinem Mann schätze ich die große Freiheit, die ich habe. Er hat mir immer Freiraum gegeben“.

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Völler besuchte für den Film sein Elternhaus in Hanau, wo er 1960 im dritten Stock per Hausgeburt auf die Welt kam. Auf dem Rasen des Olympiastadions von Rom musste er an den WM-Titel denken. Beim gemeinsamen Essen mit Lothar Matthäus musste er sich dafür aufziehen lassen, dass er nie Deutscher Meister wurde. „Ich habe die wichtigen Titel gewonnen“, entgegnet Rudi grinsend.

Rudi Völler und Lothar Matthäus bei der Premiere des Völler-Films.

Weltmeister-Kumpel Lothar Matthäus war auch bei der Premiere des Völler-Films in Frankfurt.

„Er konnte links und rechts schießen, Kopfball, war schnell genug, hatte Raffinesse und Spielverständnis“, lobt ihn sein Entdecker Otto Rehhagel. Nachdem Völler 1977 für 1800 Mark Monatsgehalt bei Kickers Offenbach begonnen hatte, holte der ihn 1982 von 1860 München zu Werder Bremen.

Es war der Beginn einer außergewöhnlichen Bundesliga-Karriere. „Du wirst über Nacht berühmt. Damit umzugehen, ist nicht so einfach. Rudi ist trotzdem ein bescheidener Mensch geblieben“, sagt sein Freund Marius Müller-Westernhagen. „Er ist ein wahnsinnig loyaler Freund, aber auch ein Filou. Mit der Generation damals konnte man ohnehin mehr Spaß haben. Heute müssen die Spieler viel disziplinierter sein und so für ihren Beruf leben, wenn sie oben mitspielen wollen“.

Rudi Völler schaut mit seinen Söhnen Fußball.

Rudi Völler beim Fußballschauen im heimischen Wohnzimmer mit seinen Söhnen.

Zur Filmpremiere war natürlich auch Reiner Calmund gekommen. Als Völler 1994 Angebote von Frankfurt, dem 1. FC Köln, Bordeaux, Paris und Benfica Lissabon hatte, schaffte es Calli, den Stürmer zu Bayer Leverkusen zu lotsen. „Sabrina wusste damals gar nicht, wo das ist“, räumt der ein.

Calmund hat viele Jahre mit Völler verbracht, beim Werksklub und beim DFB. „Die meisten kennen ja nur den soften, freundlichen, netten Mann. Ich kenne Rudi auch, wenn er einen Wutanfall bekam. Er konnte auch ein Ekelpaket werden“.

Rudi Völler: Frank Rijkaard wollte sich nicht im Film äußern

Emotional wird es im Film, als Völler über das Verhältnis zu seinem bereits verstorbenen Freund Andreas Brehme spricht. Natürlich kommt auch die Spuckattacke von Frank Rijkaard im WM-Achtelfinale 1990 vor. Der Niederländer wollte den Machern der Dokumentation übrigens kein Interview geben. Auch der Wutausbruch bei „Weißbier-Waldi“ nach dem Island-Länderspiel ist noch einmal zu erleben. „Dafür habe ich ihn auf Italienisch beschimpft“, gibt Sabrina zu.

Dennoch sorgten diese Momente dafür, dass ihr Mann den Deutschen in den letzten Jahrzehnten so sehr ans Herz gewachsen ist. Völlers Ehefrau gelingt daher auch die perfekte Charakterisierung: „Der liebe Rudi, der immer so winkt und lächelt, den gibt es – aber nur 30 Prozent. Der kann schon beißen. Wenn es zu Wut und Ungerechtigkeit kommt, gibt es keine Grenzen“.