Interview

Vor Kracher-Duellen gegen ItalienSpannende Völler-Aussagen deuten Wende beim DFB an

Interview mit Andreas Rettig (l.) und Rudi Völler.

DFB-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Andreas Rettig (l.) und Sportdirektor Rudi Völler besuchten vor den beiden Nations-League-Duellen gegen Italien die EXPRESS.de-Redaktion.

Die Nationalmannschaft sorgt wieder fĂŒr kollektive Fußball-Begeisterung im Land. Warum das so ist und mit welchen PlĂ€nen der DFB in die nĂ€chsten Monate geht, verrieten Rudi Völler und Andreas Rettig.

von Marcel Schwamborn  (msw)Christian Knop  (knop)

Nach der begeisternden und dann doch abrupt im Viertelfinale beendeten Europameisterschaft will die Nationalmannschaft in diesem Jahr den Fans ein weiteres kleines SommermÀrchen bescheren.

Im Viertelfinale der Nations League wartet der Brocken Italien. Nimmt das Team von Julian Nagelsmann (37) diese HĂŒrde, steigt das „Final Four“ in Deutschland. Vor dem Hinspiel am Donnerstag (20. MĂ€rz 2025) in Mailand besuchten Sportdirektor Rudi Völler (64) und GeschĂ€ftsfĂŒhrer Andreas Rettig (61) die EXPRESS.de-Redaktion.

DFB: Darum haben die Italien-Spiele Auswirkungen auf die WM 2026

Im ausfĂŒhrlichen GesprĂ€ch ging es natĂŒrlich um die anstehenden Knaller-Paarungen, aber auch um viele weitere Themen und Herausforderungen, die sich fĂŒr die DFB-Elf stellen.

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Können Sie der Nations League mittlerweile etwas abgewinnen?

Rudi Völler: Der Wettbewerb kĂ€mpft immer noch um Anerkennung. NatĂŒrlich hat er nicht den Stellenwert einer EM oder WM. Aber dennoch ist es eine gute Idee, um die frĂŒheren Freundschaftsspiele abzulösen.

Andreas Rettig: Die beiden Spiele haben auch eine direkte Auswirkung auf die WM 2026 in den USA. Weil Italien aktuell auf Platz neun in der Weltrangliste steht, wir sind Zehnter. Die ersten neun aus der Rangliste werden bei der WM-Auslosung – neben den Gastgebern Mexiko, USA und Kanada – als Gruppenkopf gesetzt. Das wĂ€re ein wesentlicher Vorteil fĂŒr uns. Wir mĂŒssen also Italien ĂŒberholen. Noch trennen uns 27 Punkte. Der direkte Vergleich ist extrem wichtig. Danach gibt noch vier Abstellungsperioden bis zur WM-Auslosung, in denen wir Punkte sammeln können.

Rudi Völler: Es wird natĂŒrlich schwer, die Italiener zu schlagen, auch angesichts unserer AusfĂ€lle. Italien hat einen sehr kompakten, defensiven Stil. Sie lassen wenig zu und haben einen ĂŒberragenden Trainer mit Luciano Spalletti, der die Mannschaft gut einstellt. Ein harter Brocken. Trotzdem wollen wir das Ding packen, um das „Final Four“ bei uns zu Hause zu spielen. Das ist schon etwas Besonderes.

Auch fĂŒr die Nationalspieler, die in den Vereinen immer höheren Belastungen ausgesetzt sind, immer mehr Spiele in den Knochen haben?

Rudi Völler: FĂŒr Spieler ist der Fußball alles. Und eine Nominierung fĂŒr die Nationalmannschaft ist immer etwas Besonderes. Ich spĂŒre, wie sehr sich die Spieler freuen, fĂŒr Deutschland auflaufen zu dĂŒrfen. Auf der anderen Seite gibt es lange Gesichter bei denen, die nicht dabei sind. Ich werde auch nie mein erstes LĂ€nderspiel vergessen. Schon als kleines Kind hat man den Traum, in der Nationalmannschaft zu spielen.

Wie hoch ist der Stellenwert der deutschen Nationalmannschaft noch?

Rudi Völler: Durch die Leistungen der vergangenen zwei Jahre und die Euphorie der Europameisterschaft im eigenen Land ist der Stellenwert so hoch wie schon lange nicht mehr. Die Fans honorieren, was ihnen geboten wird, sie sehen unsere Leidenschaft und identifizieren sich mit uns.

Interview Christian Knop und Marcel Schwamborn mit Andreas Rettig und Rudi Völler.

Marcel Schwamborn (hinten links) und Christian Knop sprachen mit Andreas Rettig (sitzend links) und Rudi Völler.

Weil die Zeiten so herausfordernd sind?

Rudi Völler: In unsicheren Zeiten wie diesen tut die vereinende Kraft einer Nationalmannschaft besonders gut. Wir bewegen die Menschen in Deutschland – selbst diejenigen, die sich vielleicht gar nicht fĂŒr Fußball interessieren. Die Fans wollen gemeinsam mitfiebern. Mit einer Mannschaft, die sich sportlich fĂŒr ihr Land einsetzt und die fĂŒreinander einsteht, egal wie es lĂ€uft. Die Menschen spĂŒren, wenn die Jungs wirklich zusammenhalten. Das muss auf dem Platz passieren.

Andreas Rettig: Nicht im Marketing.

Der Werbeslogan „Die Mannschaft“ ist endgĂŒltig begraben?

Andreas Rettig: Ja.

Rudi Völler: FĂŒr mich war es schon immer einfach die Nationalmannschaft.

Andreas Rettig: Wir begrĂŒĂŸten unsere Spieler zuletzt mit einer Botschaft, die allen zeigte, wo der jeweils andere herkommt: nicht von Bayern MĂŒnchen oder Real Madrid – sondern VfB Sperber Neukölln, GrĂŒn-Weiß Brauweiler oder Alemannia Mariadorf. Das sind die Heimatvereine der Nationalspieler. Da haben diese kleinen Jungs gebolzt, die sich heute ihren Traum von der Nationalmannschaft erfĂŒllen. Egal ob Migrationshintergrund oder nicht: das ist ihre Heimat. Deshalb stehen sie gemeinsam fĂŒr Deutschland auf dem Platz.

Spieler mit Migrationshintergrund entscheiden sich auch fĂŒr Nationalmannschaften anderer LĂ€nder


Andreas Rettig: Über 40 Prozent der unter FĂŒnfjĂ€hrigen haben in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das heißt fĂŒr uns, dass irgendwann die Frage auftaucht, ob sich der jeweilige Spieler fĂŒr den Adler, den Halbmond oder fĂŒr ein anderes Logo auf dem Trikot entscheidet.

Rudi Völler: Das ist das gute Recht eines jeden Einzelnen – und natĂŒrlich ein wichtiges Thema in den nĂ€chsten Jahren. Wir versuchen, hier unseren Beitrag zu leisten, dass sich die großen Talente fĂŒr den DFB entscheiden, dass sie sich mitsamt ihrer Familie bei uns gut aufgehoben fĂŒhlen. Aber das ist die Aufgabe aller.

Andreas Rettig: Es gibt einige Spieler, die an der Weggabelung stehen, fĂŒr welche Nationalmannschaft sie auflaufen wollen. Deswegen mĂŒssen wir angehende Nationalspieler schon im Kindesalter erreichen. Sie mĂŒssen sagen: Hier ist meine Heimat. Ich fĂŒhle mich in diesem Land so wohl, mir ist der Adler lieber.

Rudi Völler: Yann Bisseck von Inter Mailand ist so ein Beispiel. Er hĂ€tte auch fĂŒr Kamerun spielen können, hat aber immer das Zeichen gegeben: Ich will fĂŒr Deutschland spielen.

Andreas Rettig: Das ist eine persönliche Entscheidung des Spielers und seiner Familie, die man respektieren muss, auch wenn sie gegen uns getroffen wird. Daher mĂŒssen wir dieses Thema schon frĂŒhzeitig mitdenken, um am Ende eine emotionale Bindung aufzubauen.

Wie sehr beunruhigen Sie die Wahlergebnisse, gerade auch in Ostdeutschland?

Andreas Rettig: Offenbar gibt es bei vielen Menschen, gerade im Osten, unterschwellig dieses GefĂŒhl des AbgehĂ€ngt-seins. Deshalb sind wir vor der EM bewusst mit der A-Mannschaft nach ThĂŒringen gegangen und haben uns im Weimarer Land vorbereitet. Das war großartig. Auch die U21 wird in der Vorbereitung auf die EM im Sommer dort Quartier beziehen, da wir dort exzellente Bedingungen vorfinden. Wir möchten, dass alle Menschen in Deutschland das GefĂŒhl haben, dazuzugehören.

Interview Christian Knop und Marcel Schwamborn mit Andreas Rettig und Rudi Völler.

Ohne Ball geht es nicht. Marcel Schwamborn und Christian Knop bei einer kleinen Runde Tischfußball gegen Rudi Völler und Andreas Rettig.

Wie blickt der DFB auf die WM 2026 in den USA?

Andreas Rettig: Ich hoffe, dass wir einreisen dĂŒrfen (schmunzelt) – in diesen herausfordernden Zeiten.

Rudi Völler: Das Wichtigste ist, dass wir in Deutschland und in Europa zusammenstehen und dabei das partnerschaftliche VerhĂ€ltnis zu den USA weiterhin pflegen – sowohl im politischen Sektor als auch im Sport. Ich glaube daran, dass wir im kommenden Jahr eine harmonische WM in den USA, Kanada und Mexiko erleben werden.

Die WM in Katar hatte zu Debatten ĂŒber politische Statements von Spielern gefĂŒhrt.

Andreas Rettig: Sport und Politik sind in meinen Augen nicht zu trennen. Spieler können und sollen sich Ă€ußern, wenn sie es fĂŒr richtig halten. Das Problem in Katar war meiner Meinung nach aber, dass die ungeklĂ€rte Situation noch in der Kabine besprochen wurde. Dann saßen da am Ende 26 Spieler, die zum Teil unterschiedlicher Meinung sind. Wir hatten dadurch ein Thema in der Kabine, was da nicht hingehört. Das hĂ€tte man im Vorfeld abrĂ€umen mĂŒssen und sich voll auf den Fußball konzentrieren, das war der Kardinalfehler.

Rudi Völler: Der DFB steht fĂŒr demokratische und freiheitliche Werte. Aber du kannst dich als Nationalmannschaft auch nicht von morgens bis abends mit politischen Dingen beschĂ€ftigen. Da waren bei der WM in Katar alle ein bisschen ĂŒberfordert. Es war einfach zu viel, zumal vor so entscheidenden Spielen. GrundsĂ€tzlich können wir ĂŒber alles diskutieren und die Spieler haben alle Freiheiten, ihre Meinung zu sagen: Aber, je erfolgreicher wir Fußball spielen, desto besser kommen dringliche Botschaften auch neben dem Platz an.

Ist bei der WM wieder eine TV-Doku geplant?

Andreas Rettig: FĂŒr uns stellt sich grundsĂ€tzlich die Frage, wie viel NĂ€he wir zulassen. Das ist ein schmaler Grat, daher haben wir das noch nicht entschieden.

Rudi Völler, DFB-Sportdirektor (l) und DFB-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Andreas Rettig sprechen vor dem Training miteinander.

Rudi Völler und Andreas Rettig sprechen am Rande des Trainings auf dem GelÀnde von Borussia Dortmund miteinander.

Was erwarten Sie als DFB von einer neuen Bundesregierung?

Andreas Rettig: Bildlich gesprochen ist Deutschland gerade im Abstiegskampf. Ein Bundeskanzler, der Fußball-Trainer wĂ€re, wĂŒrde der Mannschaft jetzt sagen: Wir mĂŒssen erstmal alle mehr arbeiten und ein paar Kohlen drauflegen. Im zweiten Schritt, wenn wir uns aus dem Abstiegskampf befreit haben, muss der Sport in unserem Lande einen höheren Stellenwert bekommen. Die Idee, beim Kanzleramt möglicherweise den Staatsminister anzusiedeln, ist eine gute – wenn diese Position mit Kompetenz und Kapital ausgestattet ist. Nur als Feigenblatt zu sagen, wir heben den Sport in einen anderen Rang, bringt nichts.

FĂŒhlt man sich im Fußball von der Politik in Teilen instrumentalisiert?

Andreas Rettig: Dass EntscheidungstrÀger in unserem Lande die NÀhe zur Mannschaft im Erfolgsfalle suchen, ist keine neue Erkenntnis.

Das RĂŒckspiel gegen Italien findet am 23. MĂ€rz in Dortmund statt. Hier, im September 2023, saß nach der Trennung vom damaligen Bundestrainer Hansi Flick auf der Trainerbank: ein Rudi Völler.

Andreas Rettig: Ich verfolgte damals noch mit einer normalen Karte das Spiel auf der TribĂŒne, weil ich noch nicht im Amt war. Aber diese positive AtmosphĂ€re im Stadion, trotz der Misserfolge im Vorfeld, war enorm. Das ist im hohen Maß ein Verdienst von Rudi gewesen. Er hat den Stimmungsumschwung fĂŒr die Nationalmannschaft eingeleitet.

Rudi Völler: Das war eine enorme Drucksituation. Eine Trennung vom Bundestrainer zwischen zwei LĂ€nderspielen gab es noch nie. Und das war auch fĂŒr mich persönlich emotional, weil ich Hansi Flick stĂŒtzen wollte. Dass er ein absoluter Top-Trainer ist, sieht man jetzt wieder in Barcelona.

Warum wollten Sie nicht Bundestrainer bleiben?

Rudi Völler: NatĂŒrlich hĂ€tte ich sagen können, ich mache weiter bis zur EM. Ich hatte allerdings damals schon erklĂ€rt, dass ich mal aushelfen kann, aber dass es eben Trainer gibt, die langfristig besser geeignet sind als ich. Da haben wir mit Julian Nagelsmann die perfekte Lösung gefunden.

Der hat jĂŒngst seinen Vertrag bis 2028 verlĂ€ngert hat. Wann unterschreiben Sie?

Rudi Völler: Die wichtigste Personalie beim DFB ist immer die des Bundestrainers. Da sind wir sehr froh, dass wir sie langfristig und bestmöglich mit Julian Nagelsmann besetzen konnten. Als wir die erneute VerlĂ€ngerung im DFB-PrĂ€sidium verkĂŒndet haben, waren alle begeistert. Anschließend haben mich viele im PrĂ€sidium, angefangen bei Bernd Neuendorf und Aki Watzke, gefragt, wie es denn bei mir aussehe. Auch Julian hatte mich schon das eine oder andere Mal darauf angesprochen. Eigentlich hatte ich geplant, 2026 aufzuhören. Aber ich bin ehrlich: Julian, die Mannschaft und das gesamte Team sind mir ans Herz gewachsen. Wir warten jetzt erst einmal die beiden Spiele ab, dann schauen wir weiter.

Andreas Rettig: Wir mĂŒssen einige Dinge im Auge behalten. Die wichtigste Personalentscheidung, die als NĂ€chstes ansteht, ist die des PrĂ€sidenten. Rudis Vertrag lĂ€uft 2026 aus, meiner lĂ€uft bis Ende 2026. Aber der PrĂ€sidentenvertrag lĂ€uft Ende 2025 aus. Wir haben im November den DFB-Bundestag. Und deswegen ist es natĂŒrlich erstmal wichtig, dass bei dem, der dem Verband vorsteht, im Laufe des Jahres Klarheit herrscht.

Rudi Völler und Andreas Rettig beim GesprÀch in der Redaktion.

Gesten- und wortreich. Rudi Völler und Andreas Rettig beim EXPRESS.de-Besuch.

Welche Signale sendet Bernd Neuendorf?

Andreas Rettig: Bernd Neuendorf hat Ruhe in den Verband gebracht, hat ihn konsolidiert und wichtige Projekte angestoßen, die wir im Team angehen. Ich erlebe ihn voller Tatendrang fĂŒr den Fußball in Deutschland – fĂŒr die Nationalmannschaft genauso wie fĂŒr den Amateurfußball.

Und dann verlÀngern Sie auch, Herr Rettig?

Rudi Völler: Ich unterbreche einmal, weil mir das wichtig ist: Andreas hat völlig recht, was den PrĂ€sidenten betrifft: Bernd Neuendorf macht das top. In vielerlei Hinsicht, und das meine ich auch in Bezug auf Andreas selbst. Als Bernd mir damals gesagt hat, dass wir die Strukturen verĂ€ndern und Andreas als neuen GeschĂ€ftsfĂŒhrer holen wollen, wurde ich auch gefragt. Andreas und ich hatten zwischendurch bekanntlich mal das eine oder andere Thema – „Schweinchen Schlau“ lĂ€sst grĂŒĂŸen. Aber er weiß, wie ich das gemeint habe.

Andreas Rettig: Der „Schweinchen Schlau“-Spruch war leider nicht schlecht (lacht).

Rudi Völler: Ich wusste, dass er hervorragend in diese Position passen wĂŒrde. NatĂŒrlich weiß ich auch, dass Andreas hin und wieder mal aneckt. Aber das gehört auch zum Job. In den wichtigen Dingen, und das ist die Basis, kommen wir auf einen Nenner. Ich wĂŒrde es begrĂŒĂŸen, wenn er verlĂ€ngert. Aber ĂŒber seine Zukunft muss Andreas natĂŒrlich mit seiner Frau fĂŒr sich selbst entscheiden.

Andreas Rettig: KĂŒrzen wir es ab: Bernd Neuendorf hat PrioritĂ€t, danach Rudi Völler und dann schauen wir weiter.

Rudi Völler unterschreibt auf einem Trikot.

Rudi Völler signiert das extra zum EXPRESS.de-Besuch beflockte Trikot.

WĂ€re Thomas MĂŒller, wenn er seine Karriere beendet, nicht perfekt fĂŒr den DFB als AushĂ€ngeschild?

Rudi Völler: Thomas hat alle QualitĂ€ten und Möglichkeiten. Ich weiß nicht, wie lange er noch spielt, das muss er selbst entscheiden. Beim DFB kann ich ihn mir gut vorstellen. Aber so werden die Bayern wahrscheinlich auch denken, dort wird er sicherlich auch eine Rolle spielen können.

Andreas Rettig: Ich könnte mir Thomas MĂŒller sehr gut beim Aufbau eines neuen DFB-Radiosenders vorstellen (lacht).

Und sollte Florian Wirtz die WM 2026 noch als Leverkusen-Spieler spielen?

Rudi Völler: Er ist noch sehr jung, wird wunderbar von seinem Vater beraten. Er muss das selbst entscheiden. NatĂŒrlich wird sein Weg irgendwann auch mal woanders hinfĂŒhren. Im Moment fĂŒhlt er sich in Leverkusen wohl, das ist ja das Wichtigste.

Co-Trainer Sandro Wagner hatte schon einige Cheftrainer-Angebote. Wie sehr bangen Sie um ihn?

Rudi Völler: FĂŒr Julian Nagelsmann ist das gesamte Trainerteam sehr wichtig. Sandro macht einen Topjob und gerade seinen Trainerschein. NatĂŒrlich hat er die Ambition, auch als Cheftrainer zu arbeiten.

Sandro Wagner, Assistenztrainer Deutschland (l) und Bundestrainer Julian Nagelsmann (r) sprechen miteinander.

Assistenztrainer Sandro Wagner (l.) und Bundestrainer Julian Nagelsmann beobachten das Training.

Wie denken Sie ĂŒber die Klub-WM, die im Sommer erstmals stattfindet?

Rudi Völler: Der Grundgedanke der Klub-WM ist ja gar nicht so falsch. Aber der Spielkalender muss das Turnier auch hergeben. Durch die Terminierung im Sommer steht es mit der U21-EM in Konkurrenz. Das ist sehr schade. Und die Spieler sitzen zwischen den StĂŒhlen, ob sie mit ihren Vereinen spielen oder mit der U21. Die Taktung ist enorm hoch. Leverkusen und andere Topklubs haben da meiner Meinung nach auch einen sportlichen Vorteil. Ich habe Fernando Carro gesagt: Ihr geht gefĂŒhlt mit fĂŒnf, sechs Punkten Vorsprung in die Saison, weil ihr nicht dabei seid. Die Klubs, die teilnehmen, werden das spĂŒren.

Das ist aber wiederum fĂŒr die Nationalmannschaft schlecht, die mit nicht ausgeruhten Spielern in ein WM-Jahr geht.

Rudi Völler: Genau. NatĂŒrlich ist es immer einfach zu sagen, die verdienen alle so viel Geld, die mĂŒssen das schaffen. Aber auch ich war Profi und weiß, dass die Topspieler irgendwann auch mal eine Pause brauchen.

Noch ein Blick in die Zweite Liga: Wer steigt auf?

Rudi Völler: Wenn zwei Urgesteine wie der HSV und der 1. FC Köln wieder in die Bundesliga aufsteigen, wĂŒrden sich viele freuen. Mit beiden Vereinen gĂ€be es wieder zusĂ€tzliche und attraktive Derbys.