77 DFB-SpieleDramatischer Einblick von Lina Magull: „Ich hätte kein Problem gehabt, zu sterben“

77 Spiele absolvierte Lina Magull für die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft. Die langjährige Nationalspielerin hat jetzt erstmals über ihre gravierenden psychischen Probleme gesprochen.

Die frühere Fußball-Nationalspielerin Lina Magull hat mentale Probleme offenbart, die ihr sogar den Lebensmut nahmen.

Wie die 30-Jährige im Podcast „Wie geht’s?“ von Nationalspieler Robin Gosens (30) erzählt, litt sie an einer schwerwiegenden Depression. „Ich hätte kein Problem gehabt zu sterben“, sagte Magull im Rückblick auf den vergangenen Sommer. Mittlerweile gehe es ihr deutlich besser und sie sei glücklich.

Lina Magull rutschte in eine Abwärtsspirale

Katalysatoren der Krankheit seien sportliche und private Gründen gewesen. Nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM 2023 in Australien und Neuseeland seien die „Säulen, auf denen ich stand, nacheinander weggefallen“.

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Neben geringfügig abnehmender Bedeutung bei ihrem damaligen Verein Bayern München und der Nationalmannschaft habe es auch Veränderungen in privaten Beziehungen gegeben. „Ich war total verwirrt und wusste nicht, wohin mit mir“, sagte Magull.

Anfang 2024 folgte der Wechsel zu Inter Mailand. „Ich bin aus München geflohen, aber habe es nach ein paar Wochen unheimlich vermisst. Ich dachte, ich habe jetzt alles verloren.“ Es folgten Schlafprobleme und ein Strudel der Negativität.

„Ich habe Schweißattacken bekommen, habe Panikattacken bekommen. Das war der Moment, wo ich gedacht habe, was ist eigentlich falsch mit dir?“, erzählte Magull. Sie habe die Kontrolle über ihre Gedanken und ihren Körper verloren. „Das hat mir echt ein bisschen Angst gemacht. Also extreme Angst. Nicht nur ein bisschen“, sagte Magull.

Lina Magull (l.) nach dem Frauen-Länderspiel gegen Österreich im Gespräch mit Sarah Puntigam.

Lina Magull (l.), hier am 5. April 2024 nach dem Frauen-Länderspiel gegen Österreich im Gespräch mit Sarah Puntigam.

Weit entfernt von ihrem eigentlichen Traum, den Olympischen Spielen in Frankreich, ließ sich die Mittelfeldspielerin im Sommer 2024 behandeln. „Ich bin dann in eine Privatklinik gegangen. Ich habe gewusst, dass ich es machen muss, weil die Gedanken dann schon so ausgeartet sind, dass ich keinen Sinn mehr im Leben gesehen habe. Ich hätte kein Problem gehabt zu sterben.“

Nach sechs Wochen verließ sie die Klinik und kehrte zu Inter zurück. „Das hat mich so viel gelehrt. Ich bin wirklich froh, dass ich dort gewesen bin“, sagte Magull.

Im März hatte die Vize-Europameisterin nach 77 Länderspielen und 22 Toren ihren Rücktritt aus der Fußball-Nationalmannschaft verkündet. „Ich möchte mich noch mehr auf den Vereinsfußball konzentrieren und möchte mehr Zeit haben, andere Dinge zu leben“, sagte Magull. (sid)


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