Interview mit dem Neu-EngländerRobin Koch: Jogis Abwehr-Shooting-Star

Koch-Ukraine-Duell

Robin Koch überzeugte nicht nur gegen die Ukraine (hier Roman Yaremchuk) als kompromissloser Verteidiger.

Sevilla – Robin Koch (24) debütierte erst vor einem Jahr in der Nationalmannschaft, trotzdem hat sich der England-Legionär in kürzester Zeit einen festen Platz im Kader und viel Lob vom Bundestrainer erarbeitet.

Gegen Tschechien als zentraler Innenverteidiger in der Dreierkette (Löw: „Topleistung ohne Fehler!“) und gegen die Ukraine als Sechser vor der Abwehr (Löw: „Sehr abgeklärt!“) durfte er jeweils über die volle Distanz ran.

In Spanien (20.45 Uhr, ARD) winkt das siebte Länderspiel. EXPRESS sprach mit Koch über seine Blitz-Karriere bei der Nationalmannschaft.

Alles zum Thema Joachim Löw

Eintracht Trier, 1. FC Kaiserslautern, SC Freiburg, Leeds United, Nationalmannschaft: Sieht so eine Märchen-Karriere als Fußballer aus?

Mit Sicherheit ist bis jetzt alles so eingetreten, wie ich es mir erhofft habe. Wir haben mit Leeds einen ganz guten Start hingelegt, sind erst zuletzt etwas abgesackt. Und was ich vorher so über den Trainer gehört habe, davon ist ein Großteil wirklich der Fall. Daher bin ich sehr zufrieden.

Ihrem argentinischen Trainer Marcelo Bielsa eilt der Ruf voraus, ein wenig verrückt zu sein.

Er ist ein spezieller Charakter, aber nicht verrückt. Zur Mannschaft kommt er relativ ruhig und gelassen rüber. Natürlich kann er auch mal lauter werden. Er hat einen klaren Plan, ist sehr akribisch und geht auf viele Details ein. Er will, dass die Spieler seine Vorgaben genau umsetzen. Bei ihm ist ein klarer roter Faden zu erkennen.

Hat der Wechsel Ihrer Entwicklung geholfen?

Wir haben mit Leeds sowohl gegen Teams wie Liverpool oder Manchester City gezeigt, dass wir offensiv agieren und hatten mehr Ballbesitz als die Gegner. Diese offensive Spielweise – selbst gegen große Vereine - kommt auch mir als Verteidiger entgegen. Leeds suchte einen spielstarken Verteidiger, der von hinten raus die Partie eröffnen kann. Das Spiel in England ist zudem einfach ein bisschen körperlicher und schneller.

Koch-Team-Ukraine

Robin Koch beim Torjubel gegen die Ukraine inmitten der etablierten Nationalspieler wie Timo Werner (r.) und Leon Goretzka.

Spüren Sie auch einen persönlichen Reifeprozess?

Der Schritt ins Ausland war eine Herausforderung an mich selbst. Raus aus der Komfortzone Freiburg, wo ich mich super wohl gefühlt habe und meine Freunde leben, in ein neues Land mit neuer Sprache, wo ich anfangs alleine bin. Dadurch kann man sich von der Persönlichkeit gut weiterentwickeln.

Glauben Sie, dass sich Ihre EM-Chance durch den Wechsel nach England verbessert hat?

Es kommt immer auf die Leistung an, egal in welcher Liga und in welchem Verein. Aber natürlich werde ich in der Premier League vielleicht noch ein bisschen mehr gefordert als in der Bundesliga. Das ist sicherlich auch ein Argument, warum inzwischen viele Jungs von der Nationalmannschaft nach England gewechselt sind. Man kann sich dort in einer komplett neuen Liga beweisen. Das kann sicher am Ende ein Punkt sein, der sich positiv auszahlen wird.

Joachim Löw lobt Sie auffallend oft.

Er hat mir damals auch zum Wechsel gratuliert. Ich habe bei der Nationalmannschaft nach kurzer Zeit festgestellt, dass ich mit den besten deutschen Spielern mithalten kann. Dadurch steigen auch die Erwartungen, die ich an mich selbst habe. Ich werde in dieser Saison auf jeden Fall alles dafür tun, dass ich im kommenden Jahr bei der EM dabei bin.