Luxemburg gilt als Fußball-Zwerg. Doch so einige Spieler des DFB-Gegners sind keine Unbekannten in Deutschland.
„Hütchen mit Beinen“Ex-FC-Profi will Deutschland ärgern

Copyright: IMAGO/Gerry Schmit
Mathias Olesen trifft mit Luxemburg in Sinsheim auf das DFB-Team.
Ondrej Duda (30) hat Deutschland in der WM-Qualifikation zuletzt schon geärgert, gewann mit der Slowakei 2:0 gegen die DFB-Elf. Ein anderer Ex-Profi des 1. FC Köln würde es Duda nur allzu gerne nachtun.
Ob diese Aussagen bis nach Luxemburg vorgedrungen sind? Peter Neururer (70) bezeichnete den nächsten deutschen Gegner in der WM-Qualifikation (Freitag, 20.45 Uhr/ARD) zuletzt despektierlich als „Hütchen mit Beinen“, als er im Sport1-„Fantalk“ sein Unverständnis über die aus seiner Sicht verfrühte und unnötige Nominierung von Nico Schlotterbeck echauffierte.
Olesen im Verein mit Rückschlag vor Deutschland-Spiel
Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund ist gerade erst aus einer langen Verletzung zurückgekehrt. Wenn es nach Neururer geht, hätte es ihn gegen den vermeintlichen Fußballzwerg nicht gebraucht.
Innerhalb der deutschen Nationalmannschaft ist der Respekt vor Luxemburg da schon größer. Der Mainzer Nadiem Amiri (28) erwartet ein „ekliges Spiel“. Luxemburg werde „sich wahrscheinlich mal reinstellen, mal attackieren und uns probieren zu überraschen“.
Vorsicht ist durchaus angebracht. Luxemburg ist zwar mit zwei Niederlagen in die Quali gestartet, kam aber weder beim 1:3 gegen Nordirland noch beim 0:1 gegen die Slowakei komplett unter die Räder. Und: Eine ganze Reihe Luxemburger stehen bei deutschen Vereinen unter Vertrag. Topstar des Teams ist der ehemalige Mainzer Leandro Barreiro (25, Benfica Lissabon).
„Für die Jungs, die in Deutschland spielen, ist das Spiel natürlich besonders – es findet in dem Land statt, in dem sie aktiv sind“, sagte der neue Nationaltrainer Jeff Strasser (51). „Danel Sinani, der leider gesperrt ist, Aiman Dardari, Mathias Olesen und Eldin Dzogovic haben bereits in der ersten oder zweiten Liga gespielt. Lucas Fox und Tiago Pereira sind ebenfalls auf einem guten Weg“, lobte der langjährige Profi von Borussia Mönchengladbach die Entwicklung des Luxemburger Fußballs: „Wenn ich sehe, dass wir Stammspieler bei St. Pauli, Greuther Fürth oder Magdeburg haben, dann ist das genau die Entwicklung, die wir anstreben.“
Einige, darunter Mittelfeldspieler Olesen (24, Greuther Fürth), Torwart-Juwel Pereira Cardoso (19, Mönchengladbach) und der Ex-Gladbacher Yvandro Borges Sanches (21, Heracles Almelo, spielte seit der U17 am Niederrhein und machte sechs Bundesliga-Spiele für Gladbach) wurden sogar teilweise in Deutschland ausgebildet.
So wechselte Olesen, der dänische Wurzeln hat, 2019 von Eintracht Trier in die U19 des 1. FC Köln, schaffte es bei den Geißböcken zum Bundesligaspieler. Insgesamt 23 Spiele bestritt Olesen im FC-Trikot im deutschen Fußball-Oberhaus, kam zudem in der vergangenen Aufstiegssaison zu 18 Einsätzen in der 2. Bundesliga. Weil ihm in Köln die Perspektive auf viel Spielzeit fehlte, wechselte er nach dem Aufstieg in diesem Sommer zu Zweitligist Greuther Fürth.
Dort wurde Olesen auf Anhieb Stammspieler, musste zuletzt aber einen Rückschlag hinnehmen: Beim 2:2 gegen Hannover 96 kam er am vergangenen Wochenende erstmals überhaupt nicht zum Einsatz. Im Nationaltrikot will Olesen sich nun Selbstbewusstsein für den Konkurrenzkampf im Mittelfeld der Franken zurückholen – am liebsten schon gegen Deutschland.
Tiago Pereira Cardoso war in der vergangenen Saison die Entdeckung bei Borussia Mönchengladbach, schaffte es als Kapitän der Gladbacher U19 nach den Ausfällen von Moritz Nicolas und Jonas Omlin bis ins Bundesliga-Tor. Dort hielt er seinen Kasten in den ersten 283 Bundesliga-Minuten sauber – nur drei Keeper waren bei ihrem Einstand noch besser. Mit 18 Jahren war er zudem der jüngste ausländische Torwart-Debütant der Bundesliga. In dieser Saison spielt er bei Gladbach II in der Regionalliga, ist aber regelmäßig beim Profitraining dabei.
Das Torwart-Juwel hat bereits sechs Länderspiele auf dem Buckel. „Ich habe meine gesamte Jugend bei der Nationalmannschaft verbracht. Wenn man dann den Sprung ins A-Team schafft, ist das natürlich vor allem eine sehr große Ehre. Ein schöneres Gefühl, als für sein eigenes Land spielen zu dürfen, gibt es im Fußball fast gar nicht“, sagte er im Sommer in einem Interview mit fifa.com. „Im Fußball kann alles passieren und ich freue mich riesig, gegen Deutschland antreten zu dürfen.“
Doch ausgerechnet der Ex-Gladbacher Strasser könnte dem jungen Borussen dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Der Nationaltrainer, der seit Sommer im Amt ist, setzte in der WM-Qualifikation bisher nicht auf das Torwart-Talent, sondern auf den erfahrenen Anthony Moris (35). (mit sid)