Heim-Märchen der Schweiz geht weiterNach Kritik an Alisha Lehmann: TV-Expertin bezieht Stellung

Alisha Lehmann auf der Bank im Spiel der Schweizer gegen Island.

Alisha Lehmann kam in der Gruppenphase der Europameisterschaft nicht auf Einsatzzeiten.

Alisha Lehmann sorgt bei der EM für Diskussionen: Trotz Social-Media-Rummel verteidigt eine Bundesligaspielerin ihre Nominierung.

von Hannah Schlösser  (han)

Drama pur! Die Schweizer Nationalmannschaft steht nach einem packenden Spiel gegen Finnland im Viertelfinale der EM. In einer dramatischen Schlussphase sah es nach einem Elfmeter erst so aus, als würden die Skandinavierinnen die K.o.-Phase erreichen.

Doch dann die Erlösung: In der Nachspielzeit gelang den Schweizerinnen doch noch der späte Ausgleich. Das 1:1 reichte, um aufgrund des besseren Torverhältnisses weiterzukommen. Für Finnland ist das Turnier damit vorbei. Die Schweiz hingegen steht zum ersten Mal in der K.o.-Runde einer Europameisterschaft.

„Muss auch nicht allen gefallen“

Neben dem sportlichen Abschneiden sorgte vor allem eine Personalie für Diskussionen: Alisha Lehmann (26). Die Offensivspielerin wurde von Nationaltrainerin Pia Sundhage (65) für den EM-Kader nominiert – eine Entscheidung, die bei einigen auf Kritik stieß.

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Hintergrund ist vor allem Lehmanns enorme Social-Media-Präsenz. Mit rund 16,7 Millionen Followern auf Instagram und etwa 12 Millionen auf TikTok zählt sie zu den bekanntesten Gesichtern im internationalen Frauenfußball.

Genau diese mediale Aufmerksamkeit sorgt aber auch immer wieder für Zweifel an ihrer sportlichen Fokussierung. Kritiker werfen ihr vor, sich stärker um ihre Internet-Kanäle als um ihre fußballerische Weiterentwicklung zu kümmern. Sportlich war ihre Saison bei Juventus Turin eher durchwachsen, die Einsatzzeiten gering.

Carmen Höfflin (40), ehemalige Bundesligaspielerin und heutige TV-Expertin, stellte sich nun demonstrativ hinter Lehmann. „Das sehe ich nicht so“, entgegnete sie auf die Frage, ob Lehmann ohne ihre Social-Media-Präsenz gar nicht im Kader stünde.

Für Höfflin seien das „zwei ganz unterschiedliche Faktoren“, man müsse zwischen der Fußballerin und der Social-Media-Persönlichkeit Alisha Lehmann trennen.

Für sie sei es völlig legitim, dass sich die 26-Jährige Offensivspielerin ein „zweites Standbein“ in den sozialen Medien aufbaue: „Das muss auch nicht allen gefallen. Die Leute interessiert es, was sie macht. Das hat aber gar nichts mit dem Fußballerischen zu tun.“

„Dass sie zunächst nicht berücksichtigt wurde, fand ich auch verständlich, weil sie bei Juventus eigentlich sehr, sehr wenig Einsatzzeiten hatte“, reflektiert Höfflin, hebt jedoch auch Lehmanns Qualitäten hervor: „Ihre internationale Erfahrung ist ganz wichtig.“

Und weiter: „Sie bringt auch spielerische Fähigkeiten mit, mit ihrem Tempo, ihren Dribblings und ihrer Torgefahr. Klar, die Spielzeit fehlt, aber nichtsdestotrotz ist sie nicht unbegründet nominiert.“

Beim entscheidenden Spiel gegen Finnland saß Lehmann zunächst erneut auf der Bank. Nach dem Rückstand wurde sie zwar erstmals eingewechselt – am späten Ausgleich war sie aber nicht beteiligt.