Frauen-EMEigenes Team gegen ihn! Ex-Bundesliga-Trainer muss gehen

Die höchste Niederlage in der niederländischen EM-Geschichte verantwortet nun ein früherer Trainer des FC Bayern. Der Bundesliga-Toptorschützin fehlen die Worte.

Bondscoach Andries Jonker stand die Ratlosigkeit nach der höchsten Niederlage in der niederländischen EM-Geschichte förmlich ins Gesicht geschrieben.

„Wir haben das nicht kommen sehen. Wir haben gedacht, dass wir eine gute Chance haben“, sagte der frühere Männer-Trainer des FC Bayern München und des VfL Wolfsburg am Mittwoch (9. Juli 2025) nach der schwachen Vorstellung seines Teams beim 0:4 (0:2) in Zürich gegen Englands Fußballerinnen.

Viel Gegenwind für Andries Jonker

„Mir fehlen im Moment die richtigen Worte. Ich bin einfach sehr enttäuscht“, sagte Wolfsburgs Top-Stürmerin Lineth Beerensteyn. „Es tut weh.“ Seine Spielerinnen seien „sehr, sehr müde und kaputt“ gewesen, versuchte sich Jonker an einer vagen Erklärung, warum nach dem 3:0 im Auftaktspiel gegen Wales diesmal gar nichts gelang. Nach vorn war Oranje extrem passiv, hinten löchrig.

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„Wir wollten mit viel Ballbesitz spielen und Druck auf England ausüben. Aber die Spielerinnen müssen diesen taktischen Plan natürlich auch ausführen“, kritisierte Jonker. „Ich mache das nicht oft, dass ich die Optionen mit den Spielerinnen diskutiere“, sagte er über seine offensichtlich misslungene Spielidee. „Wir waren überzeugt, dass das funktioniert, aber das hat es nicht.“

Jonkers persönlicher Abschied ist längst besiegelt. Der 62-Jährige hatte seinen Rücktritt bereits im Januar angekündigt, nachdem der Verband nicht mit ihm verlängern wollte. Arjan Veurink (38) löst ihn nach der EM als Nationalcoach ab.

Viele Spielerinnen dürfte diese Aussicht erleichtern. Die Aussagen nach der Klatsche gegen England, wo Veurink aktuell noch als Assistent von Star-Trainerin Sarina Wiegman arbeitet, ließen kaum Zweifel am schlechten Verhältnis zwischen Jonker und seinem Team.

Andries Jonker beim Training der Niederlande.

Ohne Rückhalt im Mannschaftskreis: Andries Jonker beim Training der Niederlande.

Danielle van de Donk berichtete, dass sie zuvor angeschlagen gewesen sei, sich am Spieltag aber fit genug gefühlt habe. Jonker aber habe seine Startelf schon am Vortag bestimmt und ihr damit keine Chance für eine Punktlandung eingeräumt.

So kam sie erst beim Stand von 0:3 für ihr 170. Länderspiel auf den Platz. Jonker sprach später von einem Missverständnis, aus medizinischer Sicht sei ein Einsatz von maximal 25 Minuten vertretbar gewesen.

Auch Bundesliga-Torschützenkönigin Lineth Beerensteyn hätte gerne von Beginn an gespielt, wie sie in einem TV-Interview durchblicken ließ. Sie war erst Teil des Dreifachwechsels zur Pause, als die Elftal schon 0:2 zurücklag.

Eine Watschn gab es für Jonker auch vom Gegner. England-Trainerin Wiegman sagte über die Oranje-Taktik: „Wir hatten das alle kommen sehen, wir waren nicht überrascht.“ Ein so einfaches Spiel habe sie nicht erwartet, erklärte die Niederländerin, die ihr Heimatland 2017 zum bislang einzigen EM-Titel geführt hatte.

Den Niederländerinnen (3 Punkte/3:4 Tore) droht im letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen Topfavorit Frankreich (6/6:2) das vorzeitige Aus. England (3/5:2) ist im Parallelspiel gegen das punktlose Wales klar favorisiert. (dpa/bc)