Fortuna-Sportvorstand im InterviewUwe Klein: „Kader taugt für Platz 1 bis 6“

Uwe Klein posiert mit einem Fotoapparat in den Händen.

Immer für ein Späßchen zu haben: Fortuna-Sportvorstand Uwe Klein - hier im Trainingslager in Oberösterreich im Juli 2021.

Jetzt geht's los! Am Sonntag startet Fortuna Düsseldorf in die 2. Fußball-Bundesliga. EXPRESS traf Sportvorstand Uwe Klein (51) davor zum Gespräch. 

von Patrick Scherer ()

Düsseldorf. Im Büro von Uwe Klein in der Arena hängen kleine Magnete an der Wand. Auf jedem ist sowohl das Porträt als auch der Name eines Spielers aufgedruckt. Da hängt er, der gesamte Profi-Kader von Fortuna Düsseldorf.

Wenn der Sportvorstand die Wand anschaut, grinst er. Der 51-Jährige ist zufrieden mit dem, was er da zusammengestellt hat. EXPRESS traf Klein in seinem Büro zum großen Exklusiv-Interview kurz vor Zweitliga-Saisonstart für Fortuna am Sonntag (25. Juli 2021) beim SV Sandhausen (13.30 Uhr).

Herr Klein, ist das Kribbeln vor der Saison noch da, oder ist das mittlerweile schon Gewohnheit?

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Klein Das Kribbeln ist immer da - wenn das mal nicht mehr da ist, musst du aufhören. Kein Team weiß derzeit so genau, wo es steht. Alle sind darauf gespannt, wie die ersten Spiele laufen werden. Die Vorfreude bei mir ist sehr groß!

Zuletzt ist Fortuna immer mit einem Trainer in die Saison gestartet, der davor schon da war. Das ist in diesem Jahr mit Christian Preußer (37) anders. Macht es das noch spannender?

Klein Ja, natürlich. Christian ist neu in der Liga, er ist auch gespannt, was ihn erwarten wird. Wir glauben aber, dass wir viele unserer Hausaufgaben gut gemacht haben. Die Lücken im Kader sind nicht mehr so groß wie noch im vergangenen Jahr.

Bevor wir zum Kader kommen, noch einmal zum Trainer: Wieso ist Christian Preußer der richtige Mann für Fortuna?

Klein Es stellt sich immer die Frage, wenn ein neuer Mann für die Kommandobrücke gesucht wird: Was für einen Typen suchst du? Man kann es sich leicht machen und einen der bekannten Trainer nehmen, der die Zweite Liga kennt. Der ist dann aber meist woanders schon gescheitert. Oder man geht eben einen anderen Weg. Das haben wir gemacht. Wir glauben, dass das jetzt genau der richtige Weg für Fortuna ist. Wir wollten einen unverbrauchten Trainer. Christian hat eine Entwicklung genommen, sich alles von unten nach oben erarbeitet. Wir haben den richtigen Mann auf der Kommandobrücke!

Es ist aber eine Wundertüte. Sie haben Preußer jetzt fünf Wochen beobachten können. Hat sich die Erwartung an ihn bestätigt?

Klein Ja! Nicht nur auf das Geschehen auf dem Trainingsplatz bezogen, sondern auch auf das Drumherum. Christian muss Fortuna nicht nur trainieren, sondern auch moderieren. Das hat er bisher sehr gut hinbekommen. Auch das Feedback aus der Mannschaft ist sehr positiv. Klar, müssen wir sehen, was passiert, falls mal Gegenwind kommt. Aber Christian hat ein sehr gutes Rüstzeug– und die Verantwortlichen auf seiner Seite, die unterstützen werden.

Sie sprechen Gegenwind an. Am Anfang kann es natürlich sein, dass es noch etwas holpert. Wie lange ist denn die Zündschnur im Vorstand?

Klein Zunächst sind wir immer positiv. So gehen wir auch in die Saison. Wir haben keine großen Verletzungen und gehen positiv ins erste Spiel in Sandhausen.

Jetzt sind Sie der Frage aber gut ausgewichen…

Klein (lacht) Auch Niederlagen werden uns nicht umwerfen! Wir werden sicher nicht alle Spiele gewinnen. Wichtig ist, zu sehen, wie wir alle gemeinschaftlich mit kritischen Situationen umgehen. Kritik ist dazu da, zu reflektieren, Schlüsse daraus zu ziehen und nicht beleidigt zu sein. Das gilt für uns alle. Wir müssen schonungslos - mit offenem Visier - miteinander sprechen können. Das Gefühl haben wir bei Christian.

Dann kommen wir doch mal zur Kaderplanung. Die Innenverteidigung ist der wundeste Punkt. Reicht die jetzige Besetzung nur für den Start, oder auch für die komplette Saison?

Klein Das ist schwierig, zu sagen. Bei Jamil Siebert (Aufbautraining nach Schambeinentzündung, Anm. d. Red.) und bei Andre Hoffmann (Ödem am Mittelfuß, Anm. d. Red.) sind wir auf einem guten Weg. Dragos Nedelcu und Christoph Klarer können direkt spielen, das haben wir gegen Leuven gesehen. Dennoch müssen wir die Augen offenhalten. Sollte es bei Jamil und Andre länger dauern, müssen wir sicher nochmal tätig werden.

Eine weitere Planstelle ist nach dem Abgang von Kenan Karaman im Sturm noch frei. Ist ein Zugang dort ein Muss oder ein Kann?

Klein Das ist ein Kann. Es ist nicht zwingend nötig, auf Teufel komm raus noch einen Stürmer zu holen. Die ersten Spiele werden dann zeigen, wie dringend der Bedarf ist. Rouwen Hennings, Dawid Kownacki oder auch Emma Iyoha können in der Spitze spielen. Dazu kommt Lex-Tyger Lobinger, der nun einen Profivertrag bekommen hat.

Haben Sie sonst noch Bedarf ausgemacht?

Klein Wir haben im vergangenen Jahr sehr gut vorgearbeitet, indem wir weniger Spieler ausgeliehen haben und Spieler mit langfristigen Verträgen ausgestattet haben. Dazu kommen jetzt Nedelcu, Khaled Narey für rechts hinten, Ao Tanaka, der Kreativität mitbringt und Nicklas Shipnoski für die Außenbahn. Jetzt gucken wir mal die ersten zwei, drei Spiele an. Vielleicht wollen uns ja auch noch Spieler verlassen, die dann nicht so viel gespielt haben. Dann müssen wir vielleicht nochmal handeln. Generell gilt: Der Innenverteidiger und eventuell ein Stürmer haben Priorität, ansonsten sind wir sehr gut besetzt. Das ist auch alles mit Christian Preußer so abgesprochen. Er hat noch nicht die Tür eingeschlagen und mehr Spieler gefordert (lacht).

Im Mittelfeld schaut alles auf Shinta Appelkamp, den Shootingstar der vergangenen Saison. Kann er mit dem Druck umgehen?

Klein Er ist ein besonderer Spieler. Als ich Uwe Rösler im Frühjahr 2020 davon überzeugt habe, ihn mit ins Training aufzunehmen, hat er nach dem Corona-Restart seinen Weg gemacht. Er kann noch größere Schritte machen, wir werden noch viel Freude an ihm haben, da bin ich mir sicher!

Dawid Kownacki und Kelvin Ofori haben nicht das gehalten, was man sich von ihnen versprochen hat. Ist diese Saison ihr Scheideweg?

Klein Das muss man getrennt betrachten. Dawid weiß, dass er noch keine überragende Saison bei Fortuna gespielt hat. Er weiß aber auch, dass er ein überragender Spieler sein kann. Das will er beweisen und wir wollen das auch sehen. Die Bühne ist da, er muss sie nutzen. Bei Kelvin ist es so, dass er deutlich weniger Spielzeit bekommen hat als Dawid. Deshalb muss man sich vielleicht jetzt schon fragen, wie es weitergeht, wenn er nicht ans Spielen kommt. Das werden wir zusammen besprechen und Möglichkeiten prüfen.

Thema Saisonziel. Lassen Sie sich noch Zeit, oder wann wird es bekanntgegeben?

Klein Wir werden nicht bis zum 31. August abwarten. Im vergangenen Jahr gehörten wir als Absteiger automatisch zum Favoritenkreis auf den Aufstieg. Dazu haben wir uns dann auch bekannt. Jetzt ist es anders, da sind zwei Schwergewichte aus der Bundesliga heruntergekommen, die wieder hochmüssen. Aber wir sind auch ambitioniert. Wir wollen keine Durchschnittssaison spielen, das ist klar. Wir wollen im oberen Drittel landen, das steht fest.

Die Außenseiterrolle könnte ja auch ein Vorteil sein, oder?

Klein In der vergangenen Saison haben Teams oben mitgespielt, die nicht das Ziel Aufstieg ausgegeben haben. 2017/2018 sind wir mit dem Ziel Platz 1 bis 6 in die Saison gegangen. Am Ende wurden wir Erster.

Wo steht denn ihr Kader im Vergleich derzeit?

Klein Genau in diesem Raster: Platz 1 bis 6.