Interview mit Ex-Fortuna-CoachFunkel über Hennings-Abschied: „Da wurde eine große Chance vertan“

Rouwen Hennings klatscht mit Friedhelm Funkel ab

Zwei Ex-Fortunen: Rouwen Hennings klatscht am 16. März 2018 mit Friedhelm Funkel ab.

Fast vier Jahre stand er für Fortuna Düsseldorf an der Seitenlinie. Mittlerweile schaut er seinem Ex-Klub von außen auf die Finger und traut dem Thioune-Team im EXPRESS.de-Interview sogar den Bundesliga-Aufstieg zu.

von Volker Geissler (vog)

Mit einem Laktattest hat Fortuna-Trainer Daniel Thioune (48) am Samstag (24. Juni 2023) den Startschuss zur Vorbereitung in die neue Saison gegeben, heute rollt im Arena-Sportpark dann auch erstmals der Ball.

Düsseldorfs Fans warten mit Spannung darauf, welches Gesicht die Mannschaft am Ende haben wird. So wie auch Thiounes Vor-Vorgänger Friedhelm Funkel (69), der seinen Ex-Klub derzeit aus dem Österreich-Urlaub verfolgt und im EXPRESS.de-Interview über die Fortuna spricht.

Friedhelm Funkel über Fortuna Düsseldorf: „Der ein oder andere Transfer muss noch sitzen“

Wie bewerten Sie die bisherigen Aktivitäten?

Alles zum Thema Friedhelm Funkel

Friedhelm Funkel: Viel ist ja noch nicht passiert. Fortuna hat zwei hoffnungsvolle Spieler aus Freiburg geholt, da muss man abwarten, wie sie in der Zweiten Liga durchschlagen und ob sie die gewünschten Verstärkungen sind. Der ein oder andere Transfer muss natürlich noch sitzen.

Nervt das eigentlich als Trainer, wenn Verpflichtungen ganz spät getätigt werden?

Funkel: Nein, bei uns haben wir das auch ganz oft gehabt. Kaan Ayhan hat damals zwei Minuten vor Schluss unterschrieben, Rouwen Hennings ist auch erst sehr spät gekommen. Die Spieler sind heute in der Lage, sich sehr schnell in eine neue Umgebung einzufügen. Sie sind so schnell eingebunden, dass man lieber auch mal etwas länger auf den richtigen Transfer warten kann.

Friedhelm Funkel: „Da wurde eine große Chance vertan“

Gilt das auch aktuell?

Funkel: Die Mannschaft, die da ist, ist ja gut. Das Gerüst steht mehr oder weniger. Natürlich hat Fortuna mit Dawid Kownacki einen ganz wichtigen Spieler verloren, auch Rouwen Hennings. Rouwen vergleiche ich immer mit Olli Fink und Adam Bodzek. Das waren Gesichter der Fortuna, sie sollten aber weg, als ich anfing. Dann haben sie jeweils immer über 20 Spiele gemacht.

Hennings hätte Fortuna noch halten können. Hätten Sie es gemacht?

Funkel: Natürlich. Ich habe ihn damals nach Düsseldorf geholt und er war immer eine spielerische und menschliche Persönlichkeit, ganz wichtig auch in der Kabine. Und wenn er keine 34 Spiele mehr machen kann, dann macht er eben 20. Er hat alles angeboten, damit er bleiben kann. Es ist echt schade, dass es da keine Einigung gab. Rouwen ist ein gefürchteter Torjäger, der gegnerischen Spielern und Trainern Respekt einflößt. Da wurde eine große Chance vertan, gerade auf emotionaler Ebene.

Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Dass vorne noch gesucht wird, ist klar. Wo muss sich Fortuna sonst noch verstärken?

Funkel: Man braucht jemanden, der Karbownik ersetzt, das ist klar. Insgesamt brauchst du drei bis vier schlaue Transfers, um weiter oben angreifen zu können.

Friedhelm Funkel hält Fortunas Aufstieg für realistisch

Das dürfte bei der neuen Zweitliga-Besetzung aber nicht so einfach werden...

Funkel: Da sind natürlich Schwergewichte dabei, das ist Fortuna aber auch. Schalke hat eine Top-Mannschaft für die Zweite Liga, ist stärker aufgestellt als vor zwei Jahren. Dazu kommt mit Thomas Reis ein Super-Trainer. Zusammen mit dem HSV sind sie für mich Topfavorit auf den Aufstieg. Hertha wird mit vielen jungen Spielern kommen, Pal Dardai kennt die ja alle. Neben Fortuna muss man natürlich auf St. Pauli achten, wenn sie die Abgänge von Daschner und Paqarada kompensiert bekommen. Die haben in der Rückrunde sensationelle Punkte geholt. Allein wenn sie zehn weniger machen und das dann noch mal wiederholen, sind es schon wieder 64.

Fortuna Düsseldorf

Die Karriere von Daniel Thioune

1/11

Sehen Sie sonst noch wen?

Funkel: Hannover hat letzte Saison unter Wert gespielt. Sie haben einen guten Trainer, an dem sie nicht umsonst festgehalten haben und werden diesmal eine bessere Rolle spielen. Und bei Paderborn weiß man nie...

Malen wir mal ein Bild, auf dem Sie sich ein Erstligaspiel zwischen ihren beiden letzten Klubs Köln und Düsseldorf anschauen und beide Teams haben nichts mit dem Abstieg zu tun. Wann wäre so etwas realistisch?

Funkel: In der Saison 24/25. Die Fortuna braucht ihr Licht schließlich nicht unter den Scheffel zu stellen, auch hier ist mit einem ebenfalls sehr guten Trainer Daniel Thioune vieles möglich.

Oder haben Sie dann keine Zeit, weil in der Zwischenzeit mal wieder jemand angerufen hat?

Funkel: Das weiß ich nicht. Ich kann aber sagen: Durch meine vielen Urlaube fühle ich mich sehr gut erholt...