„Nicht in Gremien“Kölner Ex-Trainer fordert mehr sportliche Entscheidungsmacht für Kessler

Er geht als Retter und Aufstiegs-Trainer in die Geschichte des 1. FC Köln ein. Doch die Karriere soll noch lange nicht vorbei sein – Friedhelm Funkel hat noch Ambitionen!

von Uwe Bödeker  (ubo)

71 Jahre und kein bisschen müde! Friedhelm Funkel hat nach dem geschafften Aufstieg mit dem 1. FC Köln noch lange nicht fertig! Beim Blick auf den FC hat er einige wichtige Botschaften.

Dass es für ihn in Köln nicht weiterging, hat ihn zwar zunächst geschmerzt, doch er konnte die Vorgehensweise von Sportdirektor Thomas Kessler (39) verstehen. Funkel gab im Gespräch mit EXPRESS.de seinen Trainer-Segen: „Das kann auf jeden Fall gutgehen. Lukas Kwasniok passt aus meiner Sicht sehr gut nach Köln. Er hat ja auch gleich aufs Derby gegen Mönchengladbach geschaut – das kommt gut an.“

Friedhelm Funkel über Aufstieg mit Köln: „Das war herzergreifend!“

Im „ran“-Interview blickte Funkel nun nochmal zurück auf die aufregende Aufstiegszeit. Die Tage, die mit dem 4:0 gegen Kaiserslautern ihren Höhepunkt erreichten, wird er nie vergessen: „Das war herzergreifend, wirklich. Was da musikalisch und emotional passiert ist, hat mich tief berührt. Als die Anfrage kam, ob ich den FC noch einmal übernehme, habe ich kurz überlegt, aber die Entscheidung war dann schnell gefallen. Ich habe Thomas Kessler am nächsten Morgen direkt angerufen. Ab diesem Moment war klar: Das wird emotional. Und so war es dann auch: zwei Spiele, zwei Siege und am Ende der Aufstieg.“

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Für Funkel waren es vor allem wegen seiner FC-Historie ganz besondere Momente: „Ich bin jeden Morgen mit einem Lächeln ins Geißbockheim gefahren, habe mich auf das Training gefreut, auf die Gespräche, auf die Spiele. Dass dann natürlich viele Erinnerungen hochkamen – an die Rettung 2021, an den Aufstieg 2003 – das war schon sehr besonders. Nochmal so einen Moment zu erleben, das waren große Gefühle und Emotionen.“

Dass er danach nicht weitermachen durfte, schätzt er vernünftig ein: „Enttäuscht bin ich nicht. Ich bin Realist. Natürlich hätte ich gerne weitergemacht, vor allem, weil ich von dieser Mannschaft wirklich überzeugt war. Der Charakter, das Miteinander, die Mentalität, das war außergewöhnlich gut. Aber die Verantwortlichen wollten sich noch etwas Zeit nehmen, um die Trainerfrage in Ruhe zu klären. Da habe ich ganz offen gesagt: ‚Leute, ich warte nicht noch acht, neun Tage.‘ Ich habe dann selbst den Schlussstrich gezogen und gesagt: ‚Lasst uns das so stehen lassen, wie es jetzt ist.‘ Und das war auch völlig in Ordnung. Ich schaue überhaupt nicht mit Groll zurück.“

Seinem Nachfolger Lukas Kwasniok (44) wünscht er nur das Beste und Funkel hofft, dass er sich schnell in Köln einfinden wird: „Er ist ein impulsiver Typ, jung und dynamisch. Einer, der seine Emotionen lebt und zeigt. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich habe ein gutes Bild von ihm: Er ist nicht nur einer, der an der Seitenlinie aktiv ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich unter die Leute mischt, mal ein Bier mit den Fans trinkt, Gespräche sucht, Nähe zeigt und auch mal ein bisschen feiert. Das ist in Köln wichtig. Wer hier erfolgreich sein will, muss die Menschen mitnehmen, empathisch sein. Und das, glaube ich, kann Lukas, um die Herzen der Kölner zu gewinnen. Er bringt zudem fachlich viel mit. Was er in Paderborn und zuvor in Saarbrücken gemacht hat, war richtig stark.“

Funkel glaubt also an eine gute FC-Zukunft, auch weil er von Sportdirektor Thomas Kessler (39) überzeugt ist. Der Altmeister wünscht sich, dass Kessler schnell mehr sportliche Macht bekommt: „Er ist Kölner, kennt den Klub aus dem Effeff, ist hochintelligent. Und er kommt aus dem Fußball. Er hatte bei mir noch nicht die volle Entscheidungsmacht, das bei den Verantwortlichen durchzudrücken, weil er einen Tag im Amt war. Ich bin sowieso davon überzeugt, dass sportliche Entscheidungen wieder stärker bei den Sportverantwortlichen liegen müssen und nicht in Gremien. Thomas muss sich das jetzt erarbeiten. Aber er ist auf einem sehr guten Weg. Mit Spielern wie Ragnar Ache und Isak Johannesson hat er schon zwei richtig gute Transfers getätigt. Er ist empathisch, klug, kommunikativ, und das braucht der FC. Ich traue ihm deshalb sehr viel zu.“

Ob es für Funkel beim FC in anderer Funktion weitergeht, glaubt er eher nicht. „Da haben noch keine Gespräche stattgefunden“, sagte er EXPRESS.de. Aber auch wenn es in Köln mit einem längeren Engagement nicht geklappt hat, Funkel ist bereit für neue Aufgaben, am liebsten als Trainer: „Solange ich spüre, dass ich etwas bewegen kann, werde ich bereit sein, nochmal einzuspringen. Wenn ich das Gefühl habe, dass es realistisch ist, Erfolg zu haben und etwas zu erreichen. Es kommt daher immer auf die Umstände an: Wer kommt auf mich zu? Ist es realistisch, dass ich dieser Mannschaft helfen kann? Wenn ich überzeugt bin, dass eine Mission Erfolg haben kann, dann schließe ich das bestimmt nicht aus. Ich habe noch richtig Lust auf den Job. Ich habe Energie, ich bin gesund. Ich bin nicht müde, Trainer zu sein, im Gegenteil.“

Und warum kann er als Oldie so gut mit jungen Spielern? „Ich weiß, da wird oft gesagt: ‚Die Älteren verstehen die Jungen nicht mehr.‘ Aber das sehe ich völlig anders. Für mich ist das überhaupt kein Problem. Warum? Weil ich mich mit den Jungs beschäftige, weil ich mit ihnen rede, weil ich ihnen zuhöre. Ich finde auch nicht alles gut, was die heutige Generation macht. Aber ich bin bereit, vieles zu akzeptieren, weil es einfach eine andere Zeit ist. Wir waren früher auch anders als die Älteren damals. Entscheidend ist: Es gibt bestimmte Dinge, da lasse ich überhaupt nicht mit mir reden. Bei Dingen wie Disziplin, Pünktlichkeit und Verantwortungsbewusstsein bin ich kompromisslos. Da gibt’s kein ‚Aber‘. Aber über vieles andere lässt sich reden.“

Hinzu kommt: „Ich feiere gerne, das tun die Spieler teilweise auch. Die können das heute nur nicht mehr so wie früher, weil sie zu sehr unter Beobachtung stehen. Aber ich vergesse nicht, dass ich das früher auch gemacht habe. Ich habe viel Verständnis für viele Dinge und das spüren und merken die Spieler. Wichtig ist es auch, sich nicht wichtiger zu nehmen als die Spieler.“