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Kult-Moderator des „Doppelpass“Florian König über WM-Boykott und Katar-Kritik: „Ist bittere Realität“

Florian König steht beim Nations-League-Spiel Italien gegen Deutschland im Stadion.

„Doppelpass“-Moderator Florian König, hier am 4. Juni 2022 in Bologna beim Nations-League-Spiel Italien gegen Deutschland, hat über die anstehende WM in Katar gesprochen.

Die WM in Katar spaltet die Fußball-Fans weltweit. Florian König, Moderator des „Doppelpass“ auf Sport1, hat mit EXPRESS.de über das umstrittene Turnier in der Wüste gesprochen.

von Anton Kostudis (kos)

In wenigen Tagen startet die WM in Katar. Das Gastgeberland steht nach wie vor heftig in der Kritik, die Austragung des Winter-Turniers in der Wüste spaltet die Fußball-Fans weltweit.

Auch im „WM-Doppelpass“ auf Sport1 (jeweils Sonntag ab 11 Uhr) wird in den kommenden Wochen hitzig über die Endrunde im Emirat diskutiert werden. EXPRESS.de hat vor dem WM-Start mit Kult-Moderator Florian König (55) gesprochen. Der Wahl-Kölner erklärt im Interview, warum sich diese WM wie keine andere anfühlen wird – und wer für ihn der große Favorit auf den Titel ist.

„Doppelpass“-Moderator Florian König spricht über WM in Katar

Herr König, Sie werden in den kommenden Wochen das WM-Geschehen sonntags im „Doppelpass“ mit Ihren Gästen ausführlich diskutieren. Kurz vor dem Turnier-Start rufen dennoch viele Fans weiterhin zum Boykott der WM auf. Wie stehen Sie zu dem Thema? Florian König: Es gibt natürlich Leute, die sagen: ,Ich gucke mir das nicht an, ich habe keine Lust auf die WM.‘ Das nehme ich schon wahr, auch in meinem Umfeld. Andere wiederum sind noch unentschlossen. Ich denke, am Ende wird es so sein: Wenn der Ball rollt, haben doch die meisten, die sich für Fußball interessieren, wieder Lust zu schauen. Klar, das Gefühl wird ein anderes sein als bei einer WM in Südamerika oder Europa. Ich bin trotzdem gespannt auf das Turnier. Sind die Brasilianer wirklich so gut? Wie wird sich unsere Mannschaft präsentieren? Der Fußball ist bei mir einfach sehr nah und stark am Herzen verortet. Von daher werde ich wohl auch privat ziemlich häufig vor dem TV sitzen.

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Menschenrechtsverletzungen, Homophobie, verheerende Arbeitsbedingungen – Ausrichter Katar steht heftig in der Kritik. Können Sie sich auf diese WM überhaupt freuen? König: Für uns alle ist diese WM absolut ungewohnt, und hoffentlich bleibt sie in dieser Form auch ein einmaliges Ereignis. Ich bin sehr zwiegespalten. Einerseits freue ich mich auf tolle Spiele und tollen Fußball. Andererseits lassen mich die ganzen Probleme natürlich nicht kalt, die Situation der Gastarbeiter im Land oder generell die Verletzungen universeller Menschenrechte. Ich habe daher zwei Seiten in mir. Ich freue mich aber darauf, diese beiden Seiten in den kommenden Sendungen mit einzubringen.

Glauben Sie, dass sich unsere Wahrnehmung des Fußballs durch die WM in Katar verändern wird? König: Das kann durchaus sein. Man muss sagen, dass es schon eine Verrücktheit ist, was da stattfindet. Da werden monströse Stadien in den Wüstensand gebaut, das muss man allein aus Nachhaltigkeitsgründen infrage stellen. Und viele Menschen registrieren natürlich, dass da Sportswashing betrieben wird. Und das schadet dem Fußball schon. Weil sich der eine oder andere abwenden wird. Das ist die bittere Realität, in der wir leben. Ich hoffe, dass wir Fußball-Fans aus dem internationalen Aufschrei am Ende etwas lernen.

Muss und darf man von den teilnehmenden Mannschaften verlangen, dass sie sich vor Ort politisch klar positionieren? König: Ich würde mir wünschen, dass jeder Spieler oder Trainer oder Betreuer, der ein Statement setzen will, das auch macht. Und ich glaube, dass das auch passieren wird. Dennoch kann man von 18- oder 19-Jährigen nicht verlangen, sich vor der Weltöffentlichkeit politisch zu positionieren. Da bürdet man den Fußballern eine ganze Menge auf. Und wir müssen ehrlich zu uns selbst sein: Wir sehen viele Dinge in dieser Welt mit einer Doppelmoral. Wenn wir uns alle moralisch so verhalten würden, wie wir es im Moment von den Fußballern verlangen, müsste jeder von uns in seinem Leben einiges grundlegend anders machen. Für Sportler kommt nun auch noch dazu, dass es für sie das Größte ist, an einer WM teilzunehmen. Deswegen haben viele Kinder einst mit dem Fußballspielen angefangen. Wenn sich in Katar also ein Spieler auf das Sportliche konzentrieren will, dann verstehe ich das zu hundert Prozent. Zumal es nicht automatisch bedeutet, dass ihm die Probleme in Katar egal sind. Ich freue mich am Ende über jeden selbstbewussten Spieler, der aus dem Herzen heraus was macht – aber ich verlange es von keinem.

Zum Sportlichen: Das DFB-Team hat beim letzten Test vor der WM im Oman noch nicht überzeugt. Was ist der Mannschaft von Hansi Flick in Katar zuzutrauen? König: Nach dem Spiel gegen den Oman könnte man tatsächlich große Sorgen kriegen. Aber man muss das auch einordnen: Das Team ist erst spät am Vortag da angekommen, hatte am Vormittag noch trainiert. Die Startelf war wild durchgewechselt. Und dann wollten alle deutschen Kicker natürlich gesund und verletzungsfrei durch das Spiel kommen. Von daher ist das für mich ein Muster ohne Wert. Es wird am Ende darauf ankommen, wie Deutschland ins Turnier startet. Das erste Spiel gegen Japan ist richtungsweisend. Wenn du da nichts holst, stehst du gegen Spanien direkt massiv unter Druck. Aber ich glaube auch, dass wir einen qualitativ guten Kader haben. Und wenn die Atmosphäre im Team stimmt und Flick seinen Stamm findet, dann kann es ein gutes Turnier werden. Ich bin da schon optimistisch.

Moderator Florian König zeigt auf ein „WM-Doppelpass“-Schild.

Der Wahl-Kölner Florian König moderiert während der Endrunde in Katar jeden Sonntag den „WM-Doppelpass“ auf Sport1.

Einige von Flicks Kader-Entscheidungen haben allerdings durchaus für Diskussionen gesorgt… König: Ja, mir tut es auch leid für Mats Hummels. Er war fit wie nie, hat hart gearbeitet – und es am Ende nicht ins Aufgebot geschafft. Von der Leistung und der Form her, die er zuletzt beim BVB hatte, hätte er mit in den Kader gehört. Aber ich verstehe auch Hansi Flick, der gesehen hat, dass Hummels seine besten Spiele dann gemacht hat, wenn Dortmund eher tief verteidigt hat. Flick will aber höher verteidigen, braucht dafür schnelle Innenverteidiger. Und am Ende war es natürlich auch eine Entscheidung für die Zukunft. Auch über Lukas Klostermann lässt sich diskutieren, der lange verletzt war und kaum gespielt hat. Aber auch hier verstehe ich Flick: Wir haben auf den Außenverteidigerpositionen nicht so viele Alternativen, deswegen ist Klostermann dabei. Persönlich freue ich mich, dass Youssoufa Moukoko und Niclas Füllkrug dabei sind. Letzterer hat gegen den Oman schon ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Ich denke, dass er uns in dem einen oder anderen Spiel guttun wird.

Wer wird am Ende Weltmeister? König: Die südamerikanischen Mannschaften sind meine Favoriten, Argentinien – aber vor allem Brasilien. Sie sind auf allen Positionen super besetzt und werden heiß darauf sein, endlich mal wieder einen Titel zu gewinnen. Ansonsten zähle ich die üblichen Verdächtigen zum Favoritenkreis, also die Top-Nationen Europas. Frankreich beispielsweise, aber mit Abstrichen zählt da nach wie vor auch Deutschland dazu.

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Wer könnte für die Überraschung des Turniers sorgen? König: Vom Gefühl her müsste es Belgien ja irgendwann mal schaffen. Sie haben nach wie vor wahnsinnig gute Spieler in ihren Reihen. Manche haben auch Portugal auf dem Zettel, für Cristiano Ronaldo ist es womöglich die letzte Möglichkeit, mit dem Nationalteam etwas zu erreichen. Aber da glaube ich nicht wirklich dran.

Was ist Ihre schönste WM-Erinnerung? König: Die WM 1978 war die erste, die ich wirklich bewusst erlebt hatte. Ich komme ja aus Stuttgart, war damals VfB-Fan. Der junge Hansi Müller kam seinerzeit frisch in die Nationalmannschaft – und hat dann auch sein Tor bei der WM gemacht, gegen Mexiko. Das ist eine schöne Erinnerung. Das WM-Halbfinale 1982, als Toni Schumacher Patrick Battiston so übel umgehauen hat, habe ich im Frankreich-Urlaub mit meinen Eltern in einer Bar verfolgt. Ich sage mal so: Wir sind dann nach dem Spiel nicht unbedingt warmherzig verabschiedet worden. An sich habe ich die WM-Turniere aber sowieso schon immer intensiv verfolgt. Und wenn dann bald Messi, Mbappé oder Musiala auf dem Platz stehen, dann bin ich für 90 Minuten einfach Fußball-Fan. Was nicht heißt, dass mir alles andere egal ist – diesmal wird es sich anders anfühlen, keine Frage.