Das gibt es doch nicht!Diese drei verrückten Geschichten schrieb der Fußball am letzten Wochenende

Kapitän Aldo Rocha jubelt nach dem Finale gegen CF Pachuca mit Atlas Guadalajara über die zweite Mexiko-Meisterschaft in Folge.

Kapitän Aldo Rocha jubelt am Sonntag (29. Mai 2022) mit Atlas Guadalajara über einen ganz besonderen Sieg.

Diese Geschichten schreibt nur der Fußball! Das alte Motto wird auch nach Saisonende in den europäischen Top-Ligen weiter mit allerlei Kuriositäten gefüttert. Alleine am Wochenende gab es drei davon.

von Béla Csányi (bc)

Sommerpause in den europäischen Top-Ligen, das Finale der Champions League als letzter Saison-Höhepunkt im Vereinsfußball vorüber: Doch im Schatten der ganz großen Bühne rollt in vielen Ländern noch immer der Ball.

Alleine das vergangene Wochenende hielt drei verrückte Ereignisse auf oder neben dem Rasen bereit und nährte damit ein geflügeltes Motto: Diese Geschichten schreibt nur der Fußball!

Vom Titel-Fluch zur Doppel-Meisterschaft

Mexiko: In Europa weitgehend unbemerkt, wurde in Mexiko eine der größten Erfolgs-Storys der Saison 2021/22 geschrieben. Dort krönte sich Atlas Guadalajara zum Doppel-Meister.

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Die Mannschaft von Trainer Diego Cocca (50) gewann in der auf zwei Meisterschaften aufgeteilten Liga MX sowohl den Hinrunden-Titel im Dezember als auch den Rückrunden-Pokal am Sonntag (29. Mai 2022).

Das Besondere: Mit der Meisterschaft vor einem halben Jahr brach der Verein seinen 70 Jahre andauernden Titel-Fluch. Immer wieder nahm Atlas die Meisterschaft ins Visier, scheiterte aber wiederholt. Dass nach dem Ende der Mega-Durststrecke gleich zwei Meisterschaften in Serie folgten, macht die Traum-Saison für die „Füchse“ perfekt.

Aufstiegs-Traum beim abgeschlagenen Schlusslicht geplatzt

Spanien: Im Jahr nach dem Erstliga-Abstieg schien die sofortige Rückkehr in La Liga für SD Eibar nur noch Formsache. Die Basken gingen in der zweiten spanischen Liga als Tabellenführer in den letzten Spieltag und hatten mit dem Gastspiel beim abgeschlagenen Schlusslicht AD Alcorcón am Sonntag die vermeintlich einfachste Aufgabe vor der Brust – zumindest in der Theorie.

Im Vorort von Madrid quälte sich Eibar bis zur 90. Minute zu einem 0:0, was für den Sprung ins Oberhaus gereicht hätte. Doch in der Nachspielzeit traf der schon vor sechs (!) Spieltagen mathematisch abgestiegene Letzte doch noch zum 1:0, entriss den Gästen damit den Aufstieg. Die müssen jetzt noch den langen Weg über vier Playoff-Spiele gehen, um den Wiederaufstieg doch noch zu retten.

„Noch bleibt eine Kugel im Magazin“ schrieb die Lokalzeitung „Diario Vasco“ zwar aufmunternd, doch die weinenden und völlig aufgelösten Spieler nach Abpfiff ließen vermuten, dass Eibar nach dem moralischen Tiefschlag womöglich sogar als Außenseiter in die Playoffs gehen wird.

Offensiv-Spieler Stoichkov von der SD Eibar liegt nach einer vergebenen Torchance enttäuscht auf dem Rasen.

Offensiv-Spieler Stoichkov von der SD Eibar liegt nach einer vergebenen Torchance im Spiel bei AD Alcorcón am 29. Mai 2022 enttäuscht auf dem Rasen. Für sein Team kam es aber noch schlimmer.

2015 hatte Ligakonkurrent FC Girona den direkten Aufstieg ebenfalls in der Nachspielzeit vergeben, musste anschließend in die Relegation. Dort folgte in der Auftakt-Runde nach einem 3:0-Hinspiel-Sieg auf fremdem Platz noch das Aus durch ein 1:4 im zu Hause im Rückspiel. Zum Start in die Playoffs geht es für Eibar jetzt übrigens ausgerechnet gegen Girona.

Moderner Erstrunden-Klassiker im DFB-Pokal

Deutschland: Als Losfee Kevin Großkreutz (33) bei der Auslosung der 1. Runde im DFB-Pokal am Sonntag (29. Mai) die Kugel mit dem Logo von Eintracht Braunschweig aus dem Pott fischte, war aus dem Publikum zu hören: „Jetzt was Schönes, Kevin!“

Und obwohl der Weltmeister einen Erstligisten zog, hielt sich die Begeisterung in Grenzen: „Nicht schon wieder“, raunte ein genervter Fan. Denn das Duell wird langsam aber sicher zum Erstrunden-Klassiker! Zum dritten Mal in den vergangenen fünf Jahren geht es für Hertha BSC ins Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße. Das gab es noch nie!

Nach den Paarungen 2018 und 2020 bleibt der Zweijahres-Rhythmus des neuen „Traditions-Duells“ bestehen. Mit einem Hertha-Sieg (2:1) und der Eintracht-Überraschung (5:4) vor zwei Jahren ist die Erstrunden-Bilanz ausgeglichen.

Bis zum Start der irren Serie hatte es das Duell in 79 Ausgaben seit Bestehen des DFB-Pokals ganze dreimal gegeben. Mit seinen Auslosungs-Künsten machte Großkreutz jetzt die Verdopplung binnen fünf Jahren perfekt.