DFB-Team in IslandRTL twittert fröstelnden Matthäus – Proteste wegen Missbrauchs-Skandal

Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft bejubeln am 8. September 2021 den Treffer zum 1:0 von Serge Gnabry in der WM-Quali gegen Island

Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft bejubeln am 8. September 2021 den Treffer zum 1:0 von Serge Gnabry (5.v.r.) in der WM-Quali gegen Island. Lediglich 3.600 Fans verirrten sich ins Nationalstadion Reykjavík.

Die DFB-Elf ist in der WM-Quali in Island gefordert – am Rande der Partie ist aber auch der große Missbrauchs-Skandal beim Gegner Thema eines Spiels unter denkbar tristen Umständen.

Reykjavík. Hansi Flick (56) und das DFB-Team auf dem Weg zur perfekten Bilanz: Im dritten Spiel der WM-Quali am Mittwochabend (8. September 2021) hat die Nationalmannschaft in Island den dritten Dreier im Blick.

Doch die Partie sollte unter denkbar tristen Bedingungen stattfinden: 15 Minuten vor dem Anpfiff hatten sich zunächst nur wenige Hundert Fans auf den Tribünen des Nationalstadions von Reykjavík eingefunden. Zwischen den einzelnen Gruppen, die bei unangenehmen zehn Grad in der isländischen Hauptstadt auf den Tribünen Platz genommen hatten, klafften riesige Lücken. Fan-Euphorie? Fehlanzeige. Nur etwa 3.600 Zuschauer verirrten sich am Ende ins „Laugardalsvöllur“.

Die deutschen Nationalspieler wärmen sich vor der WM-Quali-Partie in Island am 8. September im Nationalstadion Reykjavík auf

Die deutschen Nationalspieler wärmten sich vor der WM-Quali-Partie in Island im Nationalstadion Reykjavík auf. Die Arena fasst lediglich 9.800 Zuschauer und versprühte eher Dorfplatz-Charme statt Top-Spiel-Flair.

Und auch für RTL-Experte Lothar Matthäus (60) wurde es sichtlich ungemütlich. So twitterte der Sender zur Halbzeit ein Bild des Rekordnationalspielers, der sich – in eine Decke gehüllt – versuchte, irgendwie warmzuhalten. „Ja, es ist kalt“, schrieb RTL.

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Hier sehen Sie den Schnappschuss des frierenden Matthäus:

Missbrauchs-Skandal in Island: Proteste bei DFB-Spiel

Für die Fan-Tristesse gab es aber auch einen denkbar traurigen Grund: Denn der isländische Fußball wird derzeit von einem riesigen Missbrauchs-Skandal erschüttert: Everton-Profi Gylfi Sigurdsson (32) – einer der absoluten Leitfiguren im Team – ist aufgrund schwerer Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs sowohl im Nationalteam als auch im Klub suspendiert. Gegen weitere Spieler wie Kolbeinn Sigthorsson (31) wurden Vorwürfe erhoben. Auch der Stürmer vom schwedischen Klub IFK Göteborg stand gegen die DFB-Elf nicht im Kader.

Vor dem Anpfiff der Partie kam es derweil vor der Arena zu Protesten: Eine Gruppe demonstrierte vor den Stadion-Toren mit pinken Flaggen gegen den Umgang des isländischen Verbands mit der Affäre. Der hatte unlängst bereits die Konsequenzen gezogen – der Vorstand war nach Vertuschungsvorwürfen geschlossen zurückgetreten.

Eine Gruppe protestiert vor dem WM-Quali-Spiel der deutschen Nationalmannschaft in Island

Eine kleine Gruppe Menschen protestierte vor dem WM-Quali-Spiel der DFB-Elf in Island vor dem Stadion in Reykjavík gegen den isländischen Verband und seinen Umgang mit dem jüngsten Missbrauchs-Skandal.

Die ersten zwölf Minuten der Partie verweigerten zudem große Teil der Fans den lautstarken Support von den Rängen. Ein weiterer Protest gegen die schlimmen Vorgänge. Dann allerdings ertönte der erste „Huh“-Sprechchor, mit dem die Isländer bei der EM 2016 erstmals international für Furore gesorgt hatten.

Nationalstadion Reykjavík: Dorf-Charme statt Top-Spiel-Flair

Für die DFB-Kicker dürfte das Nationalstadions Laugardalsvöllur dennoch eine eher ungewohnte Arbeitsstätte gewesen sein: Denn die Arena, die im Jahr 1959 offiziell eröffnet worden war, versprüht eher Amateur-Flair als internationalen Top-Spiel-Glanz: Lediglich 9.800 Plätze stehen unter normalen Umständen zur Verfügung.

Hinter den beiden Toren gibt es nicht einmal Tribünen. Nur zu besonderen Anlässen werden zwei zusätzliche Zuschauer-Stände errichtet. Diesmal – vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – jedoch nicht. Einige Kiebitze – ganz offensichtlich ohne Ticket – nutzten die freie Sicht und verfolgten die Partie hinter dem Zaun und von außerhalb der Arena.

Ein Auswärtskontingent für deutsche Fans wurde aufgrund der anhaltenden Pandemie ebenfalls nicht angeboten. Einige wenige Deutschland-Trikots waren dennoch auf den Tribünen zu sehen. (kos)