,,Verbrennt eure Trikots‘‘Afghanische Fußballerinnen fürchten die Taliban und kritisieren die FIFA

Khalida Popa posiert in einem Tor, sie schaut durch das Tornetz.

Khalida Popal setzt sich für die afghanische Sportlerinnen ein. Das Foto entstand am 14. April 2018.

Nach der Übernahme durch die Taliban wird es für Frauen in Afghanistan brenzlig – besonders Sportlerinnen müssen um ihr Wohlergehen bangen.

Kabul. Khalida Popal (34) kommt aus Afghanistan. Im Jahr 2007 baute sie eine Frauennationalmannschaft auf, ermunterte junge Frauen zum Kicken. Über mehrere Jahre war sie die Kapitänin des Nationalteams, dann musste sie nach Dänemark flüchten – wegen Morddrohungen. Popal war es, die 2018 über den sexuellen Missbrauch afghanischer Spielerinnen durch Verbandsfunktionäre berichtete. Nun agiert sie aus dem Ausland und versucht, die afghanischen Frauen in ihrem Heimatland bestmöglich zu unterstützen.

Kein Frauenfußball unter den Taliban

In Afghanistan haben vor wenigen Wochen wieder die Taliban die Kontrolle übernommen. Sie gelten als gewalttätig und wenig progressiv, vor allem Frauen müssen die neuen Herrscher fürchten. Einige konnten schon aus dem Land fliehen, viele können das Land nicht mehr verlassen.

Sechs Spielerinnen von Herat sind zu sehen. Sie tragen Trikots, Kopftücher und Medaillen. Vor ihnen steht der Pokal.

Spielerinnen vom afghanischen Verein Herat feiern den Sieg im Finale gegen Kabul am 16. Oktober 2020.

Die Taliban handeln nach den Grundsätzen der Scharia. Gemäß der Scharia, einem islamischen Rechtssystem, ist es Frauen verboten, Sport zu treiben. Fußballspielen ist entsprechend auch nicht erlaubt. Die Spielerinnen der Nationalmannschaft müssen jetzt sogar um ihr Leben fürchten.

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Khalida Popal: ,,Verbrennt eure Trikots''

Popal fordert ihre ehemaligen Mannschaftskameradinnen auf, ihre Trikots zu verbrennen, um nicht ins Fadenkreuz der Taliban zu geraten. ,,Es bricht mir das Herz, weil wir all die Jahre daran gearbeitet haben, die Sichtbarkeit von Frauen zu erhöhen und jetzt sage ich all meinen Frauen, sie sollen schweigen und verschwinden. Ihre Leben sind in Gefahr‘‘, warnte die 34-jährige Popal.

Der Facebook-Account des afghanischen Frauenteams wurde bereits von den Betreiberinnen gelöscht – aus Selbstschutz. Dennoch versucht Popal, den Austausch mit den Spielerinnen nicht abbrechen zu lassen: ,,Wir sind mit vielen Fußballerinnen in Kontakt, die noch in Kabul sind. Es wird viel geweint am Telefon. Es wird angerufen und geschrieben, bitte holt uns hier raus.“

70 afghanische Sportlerinnen konnten bislang ausgeflogen werden. Für sie ging es vom Hindukusch nach Australien. Für die Popal und ihre Mitstreiterinnen sind das eindeutig zu wenig. Ein Versagen sehen sie auch beim Weltfußballverband FIFA. Die Spielerin Mariam Ruhin sagte: ,,Ich habe das Gefühl, dass die FIFA ihre Augen verschließt. Aber die Hilferufe sind laut. Es herrscht Panik und Angst, nicht mehr rauszukommen. Man fühlt sich so hilflos.“