Großer Klub, viele Fans! Allein in der Organisation „fans1991“ sind 15.700 Mitglieder. EXPRESS.de sprach mit Vorstand Jörg Weitz.
Vorstand der größten FC-Gruppierung„Man muss jetzt Lösungen finden“

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Jörg Weitz, Vorstand von "fans1991" am 20. Dezember 2025 im Biergarten an der Sporthochschule in Köln.
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Der 1. FC Köln ist einer der mitgliederstärksten Vereine der Welt. 150.000 Mitglieder und rund 1200 Fanklubs sorgen für ein umfassendes Vereinsleben.
Die größte Fan-Organisation ist „fans1991“, hervorgegangen aus dem Fan-Projekt des 1. FC Köln, mit 15.700 Mitgliedern. EXPRESS.de traf Vorstand Jörg Weitz zum Interview. Ein Gespräch über Fan-Arbeit, den neuen Vorstand, das viel diskutierte Thema Sicherheit, ein größeres Stadion in Köln und die sportliche Situation.
30 ehrenamtliche Helfer bei jedem FC-Heimspiel im Einsatz
Herr Weitz, was steht eigentlich rund um die Spieltage bei ihnen an? Können sie das Spiel als Fan genießen?
Jörg Weitz: Wir organisieren Bus- und Bahnreisen zu jedem Auswärtsspiel. Daher sind wir natürlich auch immer als Ansprechpartner vor Ort. Doch die Hauptaufgaben fallen bei unseren Heimspielen an. Dann betreuen wir unter anderem die Fans mit Handicap und sind mit rund 30 ehrenamtlichen Helfern im Einsatz, um möglichst allen Besuchern das Erlebnis Stadionbesuch einfacher und angenehm zu gestalten. Die Aufgaben beinhalten, dass man häufig die ersten Spielminuten nicht mitbekommt, weil man noch im Einsatz ist. Die Arbeit macht aber sehr viel Freude, weil man viel Dankbarkeit erlebt.
Zuletzt wurde in Deutschland viel über die Gefahr in Stadien diskutiert – aber der Großteil der Fans ist friedlich und ihr tut viel dafür, dass sich alle wohlfühlen.
Weitz: Ja, das tun wir tatsächlich! Zum einen wollen wir den 1. FC Köln unterstützen, aber wir wollen auch FC-Fans untereinander verbinden, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Wie verfolgen sie denn die ganze Sicherheits-Debatte? Haben sie auch schon negative Erfahrungen mit der Polizei gemacht?
Weitz: Ich persönlich habe diese Erfahrung noch nicht gemacht. Natürlich bekommen wir bei 15.700 Mitgliedern ab und an Hinweise darüber, dass Polizei- oder Ordnungsdienstkontrollen nicht immer zwingend von Wertschätzung geprägt waren.
Wie habt ihr die Vorfälle in Leverkusen wahrgenommen, als knapp 600 Fans wegen Nacktkontrollen abgezogen sind? War das für euch nachvollziehbar?
Weitz: Wir sagen da ganz bewusst: Jein! Wir finden es sehr schade, dass der gewohnte Support gefehlt hat. Der ist für die Mannschaft immer extrem wichtig, das war sehr schade für das Team und das Spiel. Zu den Vorfällen ist es schwierig, ein Urteil abzugeben, wenn man die genauen Hintergründe nicht kennt. Es gibt zwei unterschiedliche Aussagen: einmal von Fan-Seite, dass es die sogenannten Nacktkontrollen gab, welche aber von der Polizei dementiert wurden.
Wie kann man künftig so eine große Fanflucht verhindern?
Weitz: Es wurden nach Polizeiangaben zwei Fans auf eine kleine Wache gebracht und dort intensiver kontrolliert. Und wenn dann tatsächlich Dinge wie Passivbewaffnung gefunden wurden, gibt es der Polizei recht, dass sie in diesem Falle etwas genauer geschaut hat. Grundsätzlich finden wir, dass ein respektvolles Miteinander von Fans und Polizei gleichermaßen gegeben sein sollte. In der heutigen Zeit gibt es auch durch die sozialen Medien oder WhatsApp-Gruppen eine schnellere und dynamischere Verbreitung von Sachverhalten und Informationen. Die Frage stellt sich, ob es diese Fanflucht gegeben hätte, wenn sich die Situation der vermeintlichen Nacktkontrollen vor Ort anders dargestellt hätte. Diese Frage kann ich aber nicht beantworten.
Neuer FC-Vorstand ist sehr präsent und nahbar
Beim 1. FC Köln gibt es ein neues Präsidium, wie nehmt ihr Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek wahr?
Weitz: Sehr nahbar – das trifft es am besten in einem Wort. Sie sind sehr engagiert. Auf allen Veranstaltungen, wo wir als ‚fans1991‘ Präsenz zeigen, ist auch meistens der Vorstand anwesend. Das finde ich sehr gut. Ich kann nur sagen, dass wir uns da alle, also die gesamte Fanszene, in einem guten Austausch mit dem Vorstand bewegen. Wertschätzend finden wir es, dass z. B. Ulf Sobek auch beim letzten Auswärtsspiel der Frauen in Leipzig vor Ort war, um auch die Nähe zu Fans und Mitgliedern zu suchen. Auch, dass bei Veranstaltungen die Mitglieder von allen Vorstandsmitgliedern persönlich und mit Handschlag begrüßt wurden, haben wir als sehr positiv wahrgenommen.
Was steht 2026 beim Fan-Projekt an? Habt ihr große Pläne?
Weitz: Ja, natürlich. Wir unterstützen viele soziale Projekte wie die Streetangels Cologne oder Juttas Suppenküche. In diesem Jahr haben wir uns auch beim Frauenfußball wesentlich stärker engagiert und eingebracht – hier möchten wir im kommenden Jahr auch Menschen, denen es nicht so gut geht, die Möglichkeit geben, die attraktiven Spiele unserer Frauen live zu erleben. Hier denken wir beispielsweise daran, diese Menschen persönlich zu den Spielen abzuholen und zu begleiten, so können wir ein Stück FC und Freude in die Herzen bringen. Außerdem haben wir bereits konkrete Pläne, Inklusionsfahrten zu ausgewählten Auswärtsspielen in unser Angebot mit aufzunehmen.
Kommt auf euch immer mehr Arbeit zu, weil die Mitgliederzahl steigt?
Weitz lacht: Es ist natürlich eine positive Herausforderung, aber wenn wir durch mehr Mitglieder mehr Arbeit bekommen, nehmen wir das natürlich gerne in Kauf.
Ein großes Thema unter den Fans: Wie komme ich an Karten? Muss Köln endlich das Stadion aufstocken?
Weitz: Wenn es die Pauschallösung für alle Beteiligten geben würde, also mit angepassten Anwohnerschutz- und Verkehrskonzepten, dann würde es uns extrem gutstehen, wenn wir eine Kapazität von z.B. 70.000 Plätzen hätten. Aber das ist natürlich ein Wunschgedanke. Momentan wird das gut und realistisch vom Vorstand kommuniziert. Aber auch, dass man jetzt Lösungen finden und erarbeiten muss. Aktuell gibt es leider keinen Zauberweg, wo wir als Fan-Organisation sagen können, dass man leichter an Tickets kommt, stehen den Verantwortlichen beim FC aber jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.
Was ist der sportliche Wunsch fürs neue Jahr 2026?
Weitz: Ich wünsche mir, dass die anfänglich positive Stimmung beibehalten wird. Aus meiner Sicht wurde nach den letzten Spielen zu viel schlecht geredet. Ich hätte mir natürlich auch den ein oder anderen Punkt mehr gewünscht. Aber wenn man vor der Saison gesagt hätte, dass wir mit dem Abstieg erstmal nichts zu tun haben, dann hätte ich das blind unterschrieben. Die Gesamttendenz ist weiter positiv. Wir tun alle gut daran, auch nach der anfänglichen Euphorie nicht zu vergessen, dass der Klassenerhalt und die dauerhafte Etablierung in der Bundesliga das oberste Ziel sein sollte.


