Der 1. FC Köln sucht ein neues Präsidium. Bei der Wahl im Herbst könnten gleich vier Teams antreten. Die Rolle des Mitgliederrates wird im Vorfeld hitzig diskutiert.
„Zustände wie in Leipzig“Präsidium gesucht: FC-Fans diskutieren hitzig über Rolle des Mitgliederrats
Die Mitglieder des 1. FC Köln bekommen in diesen Tagen deutlich mehr Post vom 1. FC Köln, als sie gewohnt sind. Zuletzt wendete sich Anfang Juni 2025 das Team Adenauer an die FC-Anhängerinnen und Anhänger.
In dem Schreiben heißt es: „Liebes FC-Mitglied, wir wenden uns mit voller Leidenschaft für unseren geliebten 1. FC Köln an Dich. Denn wir – Sven Adenauer, Thorsten Kiesewetter und Martin Hollweck – wollen uns bei der nächsten Mitgliederversammlung als neuer Vorstand zur Wahl stellen. Damit wir aber überhaupt kandidieren dürfen, brauchen wir 4500 Unterschriften von FC-Mitgliedern – auch Deine! Du wählst uns mit Deiner Unterschrift heute nicht sofort zum Vorstand, sondern ermöglichst zunächst erst einmal nur eine echte Wahl mit Alternativen auf der Mitgliederversammlung. Und eine solche Wahl hat es beim FC noch nie gegeben!“
FC-Vorstand: Team Adenauer & Team Stroman sammeln Unterschriften
Das Adenauer-Team hat die Herausgabe der Mitgliederdaten vom Verein beantragt. Auch das Trio Wilke Stroman, Tugba Tekkal und Carsten Wettich wird dies tun, um die nötigen Unterschriften zu sammeln. Zudem gibt es Gerüchte, dass sich ein weiteres Team bemühen will. Sie alle müssen die Hürde mit den Unterschriften aber erst nehmen – und das ist gar keine leichte Aufgabe.
Digital werden alle Mitglieder angeschrieben. Für viele dürfte der Aufwand aber zu hoch sein: Erst Dokument herunterladen, zu Hause ausdrucken, handschriftlich unterschreiben, einscannen und zurückschicken. Deshalb gibt es Überlegungen, die Mitglieder per Post mit Rückumschlag anzuschreiben. Das kostet aber gut und gerne rund 200.000 Euro. Wahlkampf ist teuer – eine Garantie, dass er auch erfolgreich endet, gibt es nicht.
Neben den Teams, die Unterschriften sammeln müssen, hat laut Satzung auch der Mitgliederrat das Recht, ein Trio vorzuschlagen. Ursprünglich wurde diese Möglichkeit als „Wildcard“ implementiert, falls sich kein Trio eigenständig bewirbt und die Unterschriften sammelt. Bis zum 15. August kann der Mitgliederrat dann vor den Wahlen ein Team vorschlagen. Das Gremium muss aber laut Satzung kein eigenes Team vorschlagen.
Vor der anstehenden Wahl kommt es jedoch für den Mitgliederrat nach Informationen von EXPRESS.de nicht in Betracht, kein Team zu nominieren. Seit Ende Dezember hat man schon zu viel Arbeit in den Findungsprozess gesteckt. Schon bald soll ein Team vorgestellt werden.
In der Findungskommission sitzen fünf Personen: Fabian Schwab, Stacy Krott, Fritz Guckuk, Josef Derkum und Victor Robertz. Insgesamt besteht das Gremium aus zwölf Personen. Über die Rolle des Mitgliederrats wird aktuell hitzig diskutiert unter den Köln-Fans.
Viele kritisieren, dass keine echte Demokratie vorliegen würde, wenn ein Team von „Mitgliederrats Gnaden“ präsentiert wird, während andere zunächst 4500 Unterschriften sammeln müssen, um überhaupt zur Wahl zugelassen zu werden. Die Satzung des FC sei an dieser Stelle schon sehr speziell, heißt es.
Ein Fan schreibt in den sozialen Netzwerken: „Freie Wahlen für alle! Wir brauchen keinen Mitgliederrat, der nur zum Abnicken und Durchwinken taugt.“ Ein anderer wettert: „Das ist eh ein Witz, dass elf Leute entscheiden, wer für den Vorstand gewählt werden soll. Zustände wie in Leipzig.“
Der Vergleich mit RB Leipzig, wo nur 23 stimmberechtigte Mitglieder im Verein sitzen und 99 Prozent der Anteile der Red Bull GmbH gehören, ist harter Tobak für FC-Fans. Schließlich heißt es immer, der FC sei ein mitgliedergeführter Verein – worauf viele stolz sind.
Zahlreiche Fans hoffen, dass der Mitgliederrat bei seiner Auswahl tatsächlich unabhängig ist, schließlich wurde das Gremium gewählt und damit mit der Aufgabe betraut. Im Hintergrund sollen aber auch Sponsoren wie Lionel Souque (Rewe-Boss und Vorsitzender im FC-Aufsichtsrat) Vorschläge machen und mitreden. Angeblich wird ein Trio um Steuerrechtler Jörg Alvermann und Alexander Wüerst (noch Vorsitzender der Kreissparkasse Köln) favorisiert. Aber auch das Team Stroman könnte noch vorgeschlagen werden.
Der Mitgliederrat betont natürlich, dass man nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne des FC geeignete Personen auswählen will. „Es ist unsere Aufgabe, den bestmöglichen Vorschlag für die Mitglieder des 1. FC Köln zu machen“, sagte der Vorsitzende Schwab zu Beginn der Suche.
Der ganze Prozess bei der Suche nach einem neuen FC-Vorstand sorgt jedoch bei vielen Fans für Unmut. Bei der Mitgliederversammlung könnten im Rhein-Energie-Stadion sogar Diskussionen auf der großen Bühne folgen, einige denken darüber nach, eine Satzungsänderung zu beantragen.
Die dort ausgetragene Wahl wird auch höchst spannend: Sollte ein Team die nötigen 4500 Unterschriften bis zum 31. Juli zusammen bekommen, müssen im nächsten Schritt genügend Mitglieder mobilisiert werden, die auf der Versammlung dann für das Trio abstimmen. Dann liegt es an den Mitgliedern, die Demokratie im Verein zu leben und ihre Stimme abzugeben. Zuletzt gab es meist nur ein kandidierendes Präsidium – in diesem Jahr könnte es gleich mehrere zur Auswahl geben.