Hat Said El Mala das Potenzial, 2026 in den deutschen WM-Kader zu rutschen? Diese Frage wurde hochkarätig diskutiert. Vor allem das Thema Nachwuchsförderung lag allen in der Runde am Herzen.
„Richtigen Zeitpunkt gibt es nicht“Debatte um El Malas WM-Chance

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Kölns Jungstar Said El Mala (l.) im Duell mit Bayern-Kapitän Joshua Kimmich.
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Was können Sport und Wirtschaft voneinander lernen? Das war die Überschrift zu einer hochkarätig besetzten Talkrunde im VIP-Raum des Sportparks Höhenberg. Viktoria Köln, die PSD Bank und die Kanzlei Gercke Wollschläger hatten den Austausch auf die Beine gestellt.
FC-Aufstiegstrainer Friedhelm Funkel (71), die ehemalige Nationalspielerin und zweifache Europameisterin Inka Grings (47), DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig (62), Kölns U19-Trainer Stefan Ruthenbeck (53) sowie Viktoria-Coach Marian Wilhelm (37) sprachen über das Thema Talente. Durch den Abend führte Sportmoderator Thomas Wagner (54).
Andreas Rettig: „Said El Mala muss sich noch ein wenig gedulden“
Natürlich waren zwei Spieler schnell Thema in der Runde: Said El Mala (19) vom 1. FC Köln und Lennart Karl (17) vom FC Bayern. „Sie haben jetzt Fuß gefasst in der Bundesliga, spielen sehr gut. Das ist keine Frage. Aber die Diskussion um eine WM-Teilnahme 2026 kommt zum jetzigen Zeitpunkt zu früh. Sie sollen erst weiter Erfahrungen sammeln“, mahnte Funkel.
„Beide haben hervorragende Trainer, die genau wissen, wie sie mit den Jungs umgehen müssen. Sie sorgen dafür, dass sie nicht abheben. Die beiden Spieler machen auch nicht den Anschein, dass sie ausflippen könnten“, sagte der erfahrene Coach.
„Wichtig ist, dass sie weiter gut arbeiten und in den kommenden Wochen verletzungsfrei bleiben. Sie werden Phasen haben, in denen sie auf der Bank sitzen und schlechtere Spiele zeigen – das gehört zur Entwicklung dazu. Wichtig ist, dass das Trainerteam an die Jungs glaubt und sie in die richtige Richtung entwickelt“.
Auch Rettig möchte den Hype noch etwas bremsen. „Als Lukas Podolski zur Nationalmannschaft kam, hatte er bereits 19 Bundesligaspiele absolviert. Da fehlen bei El Mala noch ein paar. Da muss er sich noch gedulden“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Es gibt nicht den richtigen Zeitpunkt. Das hängt von vielen Faktoren ab. Tim Kleindienst hatte schon 240 Profi-Spiele absolviert, ehe er das erste Mal dabei war“.

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Marian Wilhelm (l.) klatscht Said El Mala in der Vorsaison bei Viktoria Köln ab.
El Mala kam von Drittligist Viktoria zum FC und sorgt dort nun schnell für Furore. Marian Wilhelm, im Vorjahr noch Co-Trainer beim Drittligisten, erinnerte sich: „Am Anfang wussten wir, dass er ein Spieler ist, der uns besser macht als Viktoria Köln. Aber dass er diesen Weg geht, ist keinem klar gewesen. Was in der U19 funktionierte, hat auch bei den Profis geklappt. Sein erstes Ligator war einer dieser Treffer, die man eigentlich nicht erzielen kann.“
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Der Coach sieht in El Mala ein Beispiel für gelungene Förderung: „Wenn man sich seine ersten vier Scorerpunkte in der Bundesliga ansieht, merkt man: Das hat er nicht bei uns gelernt – das hat er grundlegend mitgebracht. Er braucht ein Umfeld, wo er seine Qualitäten ausleben und sich entfalten darf.“
Deshalb habe er damals in der Sommervorbereitung ein Gespräch mit zwei Führungsspielern gesucht. „Ich habe ihnen gesagt: Said kann ein besonderer Spieler für uns sein, aber ihr müsst ihn auch lassen. Ihr könnt ihn nicht beerdigen, wenn er mal einen Ball verliert. Das gehört dazu. Wir brauchen diese Eins-gegen-eins-Spieler. Das war für uns wichtig, dass wir das in der Mannschaft offen kommuniziert haben. Jetzt freuen wir uns natürlich über den Weg, den er gerade geht“.
Marian Wilhelm: „Wir freuen uns über den Weg, den Said El Mala geht“
Ruthenbeck pflichtete ihm bei: „Bei Said haben wir früh gesehen, dass da etwas Spektakuläres ist. Er steht für das, wofür wir ins Stadion gehen – Mut, Tempo, Dribblings. Junge Spieler, die große Eier haben und in solchen Momenten Verantwortung zu übernehmen.“
Doch nicht jeder bekomme diese Chance, so der U19-Trainer. „Viele schaffen es nicht, weil sie keinen Einsatz bekommen. Da müssen Trainer mutig sein und jungen Spielern diese Zeiten geben. Wir haben sicher auch Jungs verloren, weil sie zu wenig davon hatten.“
Diese Denkweise imponiert vor allem DFB-Geschäftsführer Rettig. „Stefan begreift sich als Ausbilder. Es gibt leider zu viele junge Trainer, die mehr mit ihrer eigenen Karriereplanung beschäftigt sind und an die großen Fleischtöpfe wollen. Seine Leidenschaft, zu lehren und junge Leute auf ihrem Weg zu begleiten, das ist großartig“.

