Der 1. FC Köln ist im DFB-Pokal gegen Bayern München ausgeschieden. Der irreguläre Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 befeuert dabei die Diskussion um den viel gescholtenen VAR neu.
FC-Kommentar zum VAR-IrrsinnPeinliche DFB-Ausrede darf nicht gelten

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Schiedsrichter Tobias Welz und sein Team standen bei der Pokalpartie des 1. FC Köln gegen Bayern München im MIttelpunkt.
Aktualisiert
Der 1. FC Köln hat mindestens 36 Minuten an der Pokal-Sensation gegen Bayern München geschnuppert. Dann lenkte eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichter-Teams um Tobias Welz das Duell David gegen Goliath in die andere Richtung.
Denn Luis Diaz stand bei seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 deutlich im Abseits. Der Linienrichter übersah die Situation und hatte anders als in der Liga keinen VAR als Backup. Das hat hinterher eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der VAR-Regel, wonach es diesen im Pokal erst ab dem Achtelfinale gibt, ausgelöst.
Fehlentscheidungen entscheiden zwei Pokal-Duelle
Wer hätte nach all dem Frust und dem Ärger der letzten Jahre über den Kölner Keller gedacht, dass man sich mal den VAR wünscht? Das führt zu einem Dilemma: Es geht nicht ohne, ABER (so) auch nicht mit ihm. Ein Kommentar.
Wo VAR er, wenn man ihn braucht?
Diese Frage haben sich in der zweiten Runde des DFB-Pokals sowohl die Fans vom 1. FC Köln als auch die Anhänger von Eintracht Frankfurt gestellt. Zwei Topspiele, zweimal live im Free-TV und dabei mindestens zwei krasse – mitunter spielentscheidende – Fehlentscheidungen.
Anders als in der Liga, wo Schiedsrichter und Linienrichter in der Regel weich fallen, weil es einen Kölner Keller gibt, der ohnehin jede falsche Abseitsentscheidung korrigiert, hatten die Fehler im Pokal gravierende Folgen.
Eine verheerende Bilanz, die den DFB zwingend zum Nachdenken bewegen sollte: VAR, wann immer er möglich ist und nicht dogmatisch ab dem Achtelfinale. Denn „Kapazitätsgründe“ oder noch besser Budgetgründe, die der DFB vorschiebt, können kein Argument sein. Wenn eine Sache im Fußball im Überfluss da ist, dann ist es Geld.
Denn die beiden Spiele nähren den Verdacht, dass die Schiedsrichter ohne technische Hilfe inzwischen aufgeschmissen sind. Sie haben sich so sehr an den Video-Assistenten und die Kontrollinstanz im Ohr gewöhnt, dass sie in den vergangenen Jahren offenbar verlernt haben, derartige Abseits-Situationen mit ihren eigenen Augen zu erkennen.
FC-Trainer Lukas Kwasniok stellte am Mittwochabend einen passenden Vergleich an: „Wenn du immer mit Navi unterwegs bist, dann lernst du die Straßen nicht mehr.“
Dieser trifft den Nagel auf den Kopf und führt aktuell zu einem Dilemma: Denn es geht nicht ohne, ABER es geht auch nicht mit dem VAR. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die Videoüberwachung den Fußball höchstens nur in Sachen Abseits gerechter gemacht hat.
Im Gegenteil: In der Wahrnehmung gibt es seit der Einführung sogar noch mehr Diskussionen um strittige Entscheidungen. Ganz zu schweigen von den minutenlangen Unterbrechungen jedes Wochenende, die jedes noch so spannende Spiel in die Knie zwingt.
Die Lösung kann also nur eine grundlegende Reform des VAR sein. Klarere Regeln – wie zum Beispiel beim Thema Handspiel, bei dem es seit Jahren keine einheitliche Linie gibt, und viel schnellere Entscheidungsprozesse, um unerträgliche Wartezeiten im Stadion zu vermeiden.
Wenn es 24 Zeitlupen und Wiederholungen braucht, kann es nicht eindeutig sein. Dann lieber mal Situationen laufen lassen, in denen sich im Stadion ohnehin keiner beschwert hätte, und dem Schiedsrichter die Spielleitung überlassen. Denn dass die Unparteiischen wieder mehr Eigenständigkeit und Verantwortung brauchen, haben spätestens die beiden Pokalpartien gezeigt.

