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Don Calli trifft AdenauerFC-Gespräch über Mitgliederrat, Verhältnis zur Stadt und die Vorstandswahl

Im Herbst stehen die Wahlen an: Der 1. FC Köln bekommt ein neues Präsidium. Im Vorfeld sprach EXPRESS.de mit einem Kandidaten und einem Fußball-Schwergewicht über die Situation rund um den FC. Don Calli trifft Adenauer!

von Uwe Bödeker  (ubo)Marcel Schwamborn  (msw)

Der eine hat im Fußball alles erlebt, der andere will als künftiger Präsident mit dem 1. FC Köln noch einiges erleben. Reiner Calmund (76) und Sven Adenauer (65) haben sich für EXPRESS.de Zeit genommen, um über die anstehende Präsidiums-Wahl beim FC zu sprechen.

Adenauer will mit seinen Mitstreitern Thorsten Kiesewetter und Martin Hollweck antreten. Mit Calli entwickelte sich ein interessantes Gespräch über den FC und seine Vereinsstrukturen.

1. FC Köln: Calmund will die Besten im Präsidium sehen

Calli, Sie sind ein anerkannter Fußballexperte. Wie intensiv verfolgen Sie die Situation beim FC?

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Reiner Calmund: Ich bin nach wie vor mit Herz und Seele Fan von Bayer 04 Leverkusen – das ist mein Klub. Aber natürlich habe ich auch immer ein offenes Ohr für den FC. Das liegt allein schon daran, dass viele Freunde und Bekannte glühende Anhänger des 1. FC Köln sind. Und wenn man aus dem Rheinland kommt, kommt man an diesem Traditionsverein sowieso nicht vorbei – mit all seinen Höhen und Tiefen.

Der FC steht aktuell vor einem personellen Neuanfang im Präsidium. Wer käme Ihrer Meinung nach für eine Führungsrolle infrage?

Calmund: Ich maße mir nicht an, das öffentlich zu bewerten – viele der Bewerber kenne ich gar nicht persönlich. Und ich finde es auch schwierig, komplette Teams zu wählen, in denen kaum einer Erfahrung im Profifußball mitbringt. Das Team Stroman hat viele Befürworter, auch der amtierende FC-Präsident Werner Wolf unterstützt seine Kandidatur. Natürlich hat das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Präsidiums-Trio mit Jörn Stobbe an der Spitze momentan die besten Chancen. Aber auch das Team um Sven Adenauer ist ein ernstzunehmender Kandidat für die Führung des FC.

Herr Adenauer, im Gegensatz zum Team des Mitgliederrates müssen Sie im Vorfeld 4600 Unterschriften sammeln – eine hohe Hürde?

Adenauer: Das ist eine sehr große Hürde. Für einen demokratischen Prozess eigentlich nicht förderlich.

Überspringen Sie diese Hürde?

Adenauer: Ja, es sieht gut aus. Wir haben in den vergangenen Wochen mit vielen Mitgliedern und Fans gesprochen. Das ist ein sehr fruchtbarer Austausch. Wir merken, dass viele Menschen, deren Herz wie unseres für den FC schlägt, eine Veränderung wollen. Wir haben bis jetzt mehr als bei 3500 Unterschriften erhalten, für die wir uns bei unseren Unterstützern ganz herzlich bedanken. Ich bin sehr optimistisch, dass wir die 4600 bis zum 31. Juli erreichen werden.

Reiner Calmund und Sven-Georg Adenauer trafen sich zum Interview mit den EXPRESS.de-Redakteuren Uwe Bödeker und Marcel Schwamborn.

Reiner Calmund und Sven-Georg Adenauer trafen sich zum Interview mit den EXPRESS.de-Redakteuren Uwe Bödeker und Marcel Schwamborn.

Calli, wie schätzen Sie Sven Adenauer ein?

Calmund: Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Anfang der 2000er standen wir gemeinsam bei der großen ZDF-Gala „Unsere Besten des Jahrhunderts“ mit Johannes B. Kerner auf der Bühne. Damals wurde Konrad Adenauer zum bedeutendsten Deutschen gewählt – noch vor Albert Einstein, Johann Sebastian Bach, Otto von Bismarck, Willy Brandt, Martin Luther und Co. Sven war stolz – und ich auch. Über drei Millionen Zuschauer haben damals abgestimmt. Sein Großvater war nicht nur der erste Bundeskanzler, sondern vorher auch Oberbürgermeister von Köln – er hat in dieser Stadt und im ganzen Land vieles bewegt. Sven selbst wurde in den vergangenen 25 Jahren immer mit absoluter Mehrheit als Landrat im Kreis Gütersloh gewählt – mit großen Unternehmen wie Bertelsmann, Miele und Nobilia vor Ort. Das zeigt: Der Mann kann führen. Und gerade bei politischen Themen rund um den FC – etwa beim Geißbockheim im Grüngürtel – wäre er sicher ein starker Ansprechpartner. Immerhin war sein Großvater der Bauherr dieser „grünen Lunge“ Kölns. Der Bezug passt also.

Das Thema Geißbockheim-Ausbau wird in den nächsten Jahren ein Kernthema bleiben – wie würden Sie das angehen, Herr Adenauer?

Adenauer: Die Kommunikation zwischen Stadt, Politik und Verein muss dringend verbessert werden. Sonst wäre es zum Beispiel auch gar nicht zu so einem Antrag, mit dem die Bebauung der „Gleueler Wiesen“ verhindert werden sollte, gekommen. Man sollte vorher miteinander sprechen. Die stiefmütterliche Behandlung des FC durch die Stadt ist für mich ein großer Minus-Punkt. Die Stadt hat zwei Trümpfe: Karneval und FC. In anderen Städten werden den Klubs die roten Teppiche ausgerollt – hier gibt es gefühlt nur Widerstand. Das wollen wir ändern. Wir wollen dazu beitragen, dass die Stadt stolz auf diesen Verein ist, von dem sie enorm profitiert. Und dass die Menschen, die am FC hängen, ein Stück weit die Sorgen des Alltags vergessen können, weil der Verein sich sympathisch und erfolgreich präsentiert.

Bei den Wahlen sieht es nun so aus, dass mehrere Teams antreten – wie finden Sie das Prozedere?

Calmund: Wie gesagt: Ich kenne nicht alle Bewerber persönlich und will mir daher kein abschließendes Urteil erlauben. Grundsätzlich bin ich aber kein Freund starrer Team-Wahlen. Die beste Lösung ist es aus meiner Sicht – wie im Fußball – die stärksten Einzelpersonen herauszusuchen und daraus ein echtes Spitzenteam zu formen. Ich möchte das mit dem Fußball vergleichen: Du brauchst zwei gute, nervenstarke Torhüter, eine sattelfeste Abwehr mit klugen Zweikämpfern, ein Mittelfeld mit Strategen und Technikern – und vorne Spieler, die den Ball reinmachen. Entscheidend ist, dass alle ihre Rolle verstehen und füreinander da sind. Genau so muss es auch im Präsidium laufen: Die Mitglieder müssen sich ergänzen und gegenseitig stärken – ganz nach meinem Motto: Kompetenz und Leidenschaft – das ist die Formel zum Erfolg.

Adenauer: Begründung der Absage vom Mitgliederrat war dünn

Sie haben den Auswahlprozess beim Mitgliederrat mitgemacht, wie haben Sie das erlebt?

Adenauer: Ich habe mich als Einzelperson vorgestellt. Die Gespräche waren intensiv, gut und auf Augenhöhe. Ich hatte ein gutes Gefühl. Die Absage kam dann für mich überraschend und die Begründung war eher dünn.

Vom Mitgliederrat hieß es, dass das Team auch harmonieren muss – sind Teamgeist und Zusammenhalt das Wichtigste?

Calmund: Ich werde weder den Vorschlag des Mitgliederrats noch andere individuelle Bewerbungen kritisieren – das steht mir nicht zu. Aber ich sage ganz deutlich: Im Fußball geht es in erster Linie um Qualität – im Vorstand genauso wie auf dem Platz. Natürlich sind Teamgeist und Identifikation mit dem Verein enorm wichtig. Aber das ist ja Voraussetzung für alle Kandidatinnen und Kandidaten und sollte selbstverständlich sein. Entscheidend ist doch vielmehr die individuelle Klasse – egal ob bei den Akteuren in langen oder kurzen Hosen. Man braucht die Besten – auf dem Spielfeld wie im Präsidium.

Bei den Wahlen werden nicht alle 153.000 Mitglieder dabei sein und abstimmen können – wie könnte man das ändern?

Adenauer: Wir akzeptieren die in der Vereinssatzung hinterlegten Regularien. Wenn wir gewählt werden, würden wir in Abstimmung mit allen Beteiligten einige Dinge ändern. Wenn wichtige Entscheidungen wie zum Beispiel eine Vorstandswahl getroffen werden, brauche ich eine breite Basis und ganz viele, die mitmachen. Eine hybride Mitgliederversammlung, an der viele Mitglieder auch online von zu Hause teilnehmen könnten, würde das ändern, wurde aber abgelehnt. Mitgliedern, die zum Beispiel mehrere hundert Kilometer von Köln entfernt wohnen und die auch ihren Mitgliedsbeitrag bezahlen, ist nicht zuzumuten, dass sie – wie zuletzt – unter der Woche anreisen. Oder denken Sie auch an Ältere, die nicht mehr mobil sind. Sie gehören alle zur großen FC-Familie. So entscheiden am Ende weniger als tausend Menschen über die Zukunft des Vereins, obwohl dieser mehr als 150.000 Mitglieder hat. Und das ist nicht der einzige Punkt, den es zu optimieren gilt. Auch die Gremienstruktur beim FC ist unübersichtlich und trägt nicht dazu bei, dass zukunftsrelevante Entscheidungen schnell und effektiv getroffen werden können.

Calmund: Bei über 150.000 Mitgliedern sollte man doch auch über eine Online- oder Briefwahl nachdenken. Das würde die Demokratie wahren. So kann man nur hoffen, dass möglichst viele Mitglieder bei der Versammlung im Stadion dabei sein werden.