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Trainer-Zeugnis für KwasniokEl-Mala-Taktik richtig? Achterbahn-Halbjahr für FC-Coach

Lukas Kwasniok überwintert mit dem 1. FC Köln auf Platz 11.

Lukas Kwasniok ist seit Sommer Trainer beim 1. FC Köln. Zum Jahresende rangiert er mit dem Aufsteiger auf einem beachtlichen 11. Platz. 

Aktualisiert

Das Fußball-Jahr ist zu Ende. Zeit für ein Zwischen-Zeugnis beim 1. FC Köln. Nachdem EXPRESS.de bereits Noten für die Defensive und Offensive verteilt hat, wird nun der Trainer unter die Lupe genommen.

Er hat geschafft, was zwingend notwendig ist, wenn man neuer Trainer des 1. FC Köln werden will: Lukas Kwasniok hat bei seiner Verpflichtung eine Euphorie entfacht.

Als Trainer des SC Paderborn hatte er in den vergangenen Jahren bemerkenswerte Arbeit geleistet, kratzte mit dem Underdog am Aufstieg. Kwasniok gilt in der Branche als akribischer Analyst und Taktikversessener. Einer, der mit Spektakel Ergebnisse liefern will.

Kwasnioks Behutsam-Plan mit El Mala ging auf

Wenn überhaupt gab es Vorbehalte wegen seines „Lebemann-Images“ und eines Mallorca-Vorfalls aus dem Jahr 2023, als ihm eine Frau eine sexuelle Nötigung vorgeworfen hatte. (Anm. der Red.: Die Anschuldigung wurde innerhalb eines Tages eingestampft, es kam nicht zu einem Verfahren.)

Auf dem Platz gewann er schnell die Herzen aller Fans, denn mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen legte er einen regelrechten Traumstart hin. Der FC war zwischenzeitlich Dritter. Nach dem sensationellen Heimsieg gegen den SC Freiburg, der bis heute das mit Abstand beste Saisonspiel des FC war, wurden erste Europa-Fantasien geweckt. Nicht die einzige taktische Meisterleistung in dieser Phase.

Man hatte den Eindruck: Was Kwasniok anpackt, funktioniert. Vor allem bei seinen Einwechslungen bewies er gerade anfangs regelmäßig ein goldenes Näschen. Auch den behutsamen Aufbau von Wunderkind Said El Mala muss man ihm gutschreiben.

Statt den Youngster zu verheizen, hat er ihn kontinuierlich herangeführt und ihn im richtigen Moment von der Leine gelassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: El Mala ist mit Abstand Kölns Topscorer, inzwischen 40 Millionen Euro wert und auf dem besten Weg zur WM 2026.

Doch im Laufe der Saison hat ihn das „Glück“ verlassen. Geistesblitze wie in Hoffenheim, als er plötzlich Dominique Heintz wie aus dem Nichts aus dem Hut zauberte, wurden immer seltener. Im Gegenteil, Kwasniok verzettelte sich bei seinen Startelf-Experimenten immer mehr.

Denn es wäre zu kurz gegriffen, die Maßnahmen einzig und allein auf das arge Verletzungspech, das den FC zweifelsohne ereilt hat, zu schieben. Kwasniok lag auch mit bewusst getroffenen Entscheidungen zunehmend daneben. So hielt er beispielsweise trotz „Papa-Krise“ zu lang an Marius Bülter fest, Luca Waldschmidt bremste er trotz akuter Kreativ-Krise immer wieder ohne Not aus, Jakub Kaminski nahm er mit seinen Rochaden den Rhythmus.

Hier noch ein Kniff, da noch eine Idee – selbst die Mannschaft wirkte überfrachtet und sehnte sich irgendwann nach etwas mehr Konstanz. Jan Thielmann war dann der Erste, der es öffentlich auch mal aussprach.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich der FC schon im Abwärtstrend. Dieser begann, als sich Kwasniok ausgerechnet im Derby gegen Gladbach gnadenlos auscoachen ließ. Auf die Fohlen-Taktik hatte er ebenso keine Antwort wie auf die eklatante Standard-Schwäche.

Kwasniok kriegt das Problem nicht in den Griff, es hagelte bereits 13 (!) Gegentore nach ruhendem Ball – schlechtester Wert der Liga! Vorne klappt’s auch nicht, in der Liga konnte der FC noch kein einziges Tor nach einer Ecke erzielen.

Die Stimmung ist merklich gekippt, auch weil der erhoffte Befreiungsschlag kurz vor Weihnachten ausgeblieben ist. Man geht also eher zerknirscht in die kurze Winterpause.

Dennoch darf man dabei nicht das Gesamtbild außer Acht lassen. Der FC rangiert als Aufsteiger auf einem beachtlichen 11. Platz mit vier Zählern Abstand auf den Relegationsrang. Das Polster war zwar schon mal deutlich größer, doch wer nach 15 Spielen auf Augenhöhe mit arrivierten Teams wie Gladbach, Wolfsburg und Bremen ist, kann nicht alles falsch gemacht haben.

Der Aufsteiger steht da, wo er nach den bisherigen Eindrücken hingehört. Das ist auch Kwasnioks Verdienst. Nun gilt es im neuen Jahr möglichst schnell, die Sieglos-Serie (sechs Spiele) zu beenden und wieder auf Kurs zu kommen.

EXPRESS.de-Note: 3